Die israelische Firma Yozmot Ltd entwickelt Bodycams, die mit Gesichtserkennungstechnologie für israelische Polizeibeamte ausgestattet sind.
Zum Zwecke der Einführung von Gesichtserkennungskameras für israelische Polizeibeamte gibt die Firma Yozmot Ltd. an, sich mit dem israelischen Start-up Corsight AI zusammengeschlossen zu haben. Durch den Abgleich von Gesichtern mit Fotos seiner Datenbank soll die von Yozmot entwickelte Kamera in der Lage sein, Personen in einer Menschenmenge sofort zu identifizieren, selbst wenn sie Tarnung, Make-up oder Masken tragen. Man könne sie zudem mit Fotografien abgleichen, obgleich diese Jahrzehnte zurückliegen. Davon berichtet die Agence France-Presse (AFP).
Gesichtserkennungs-Software erkennt Personen in Echtzeit – selbst mit verdecktem Gesicht
CEO der Yozmot Ltd., Dany Tirza (63), ein ehemaliger Oberst der israelischen Armee, gab gegenüber AFP an, seine Firma beabsichtige, eine am Körper getragene Kamera herzustellen, die es der Polizei ermöglicht, Menschenmengen zu scannen und Verdächtige in Echtzeit zu erkennen, selbst wenn ihre Gesichter verdeckt sind.
Die Gesichtserkennung in der Strafverfolgung unterliegt weltweiter Kritik. US-Technologiegiganten, wie Facebook, Microsoft, Amazon und IBM, sahen davon ab, die Technologie der Polizei zur Verfügung zu stellen. In der Begründung führten sie Datenschutzrisiken an. Befürworter wie Tirza allerdings preisen die Fähigkeit der Gesichtserkennungstechnologie an, damit Kriminelle oder vermisste Personen aufzuspüren. Tirza führt aus:
„Der Polizist wird wissen, wem er gegenübersteht. Es ist einfach.“
Strafverfolgungsbehörden räumen Bedenken bezüglich Bodycam-Nutzung ein
Tirza erwartet, die Bodycams innerhalb eines Jahres fertiggestellt zu haben. Infolge hoffe er darauf, sie an US-amerikanische und mexikanische Strafverfolgungsbehörden zu vermarkten. Gemäß AFP räumte er allerdings auch eine gewisse Zurückhaltung ihrerseits ein.
„Sie waren sehr interessiert, aber alle sagen, wir müssen die Gesetze überprüfen“, um zu sehen, ob es zu weit gehe. „Aber ich glaube, es geht nicht zu weit.“
Zwar bestätigte Corsight-CEO Rob Watts die Zusammenarbeit mit Yozmot Ltd nicht. Er legte aber stattdessen dar, dass sein Unternehmen mit ca. 230 „Integratoren“ weltweit zusammenarbeite, die Gesichtserkennungssoftware in Kameras einbauten. Ihre entwickelte Technologie ermögliche es Kunden, Datenbanken aufzubauen, sei es über Firmenmitarbeiter, die in ein Gebäude dürfen, Ticketinhaber, die in ein Stadion dürfen, oder Verdächtige, die von der Polizei gesucht werden. Weiterhin räumte er ein, dass sowohl die australische, als auch die britische Polizei die Technologie bereits testeten.
Kritik an Clearview AI – einem mit Yozmot Ltd vergleichbaren Unternehmen
Erst im vergangenen Monat verfügte Frankreich gegenüber Clearview AI, Daten über seine Bürger zu löschen. Damit habe das Unternehmen die Privatsphäre verletzt. Clearview AI ist ein US-amerikanisches Start-up mit Sitz in New York City. Das Unternehmen hat sich mittels sehr großer Bilddatenmengen und maschinellem Lernen auf die Gesichtserkennung mit Computersystemen spezialisiert.
Unter Einsatz der vom Start-up entwickelten Software kann man Menschen durch deren Gesichtsmerkmale innerhalb weniger Sekunden erkennen. Dabei greift die Datenbank auf ca. drei Milliarden Fotos zu, die das Unternehmen von Personen aus öffentlich zugänglichen Quellen im Internet, wie Facebook oder YouTube, durch Screen Scraping gesammelt hat.
Zudem ordneten kanadische Datenschutzbehörden der Provinzen Alberta, Britisch-Kolumbien und Quebec Kanada eine Löschung von Gesichtsfotos an, die Clearview AI ohne Einwilligung der Betroffenen gesammelt hat. Allerdings weigert sich Clearview AI, dem nachzukommen. Clearview AI geht nun gerichtlich dagegen vor.
Watts nannte die Aktionen von Clearview „empörend“ und bekundet, Corsight AI habe wegen „Menschenrechten und Ethik“ nicht an China, Russland oder Myanmar verkauft. Er meint: „Was wir tun wollen, ist die Gesichtserkennung als eine Kraft des Guten zu fördern.“ Bei ihnen würde die Software Gesichter, „die als nicht von Interesse erachtet wurden, innerhalb von Sekunden unkenntlich machen oder löschen“.
Dany Tirza erlangte Bekanntheit durch israelischen Sperranlagenbau
Dany Tirza, CEO der Yozmot Ltd., wurde bekannt durch die Bau-Planung der umstrittenen israelischen Sperranlagen zwischen Israel und den Palästinensern im Jahre 2002, einer 759 Kilometer langen Absperrung entlang der Grenzlinie zwischen Israel und dem Westjordanland. Die Absperrung verläuft zum überwiegenden Teil auf dem Territorium des Westjordanlands. Mit einem ersten Bauabschnitt wurde am 16. Juni 2002 begonnen. Der Bau war 2010 zu 60 Prozent fertiggestellt. 2004 erklärte der Internationale Gerichtshof in einem von der UN-Vollversammlung in Auftrag gegebenen Gutachten, dass Israel mit dem Bau gegen Völkerrecht verstoße.
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