Zensur
Zensur

TikTok: Sammelklage gegen Chinesischen Messenger Giganten

Eine Sammel-Klage im Namen von rund 110 Millionen US-Bürgern, soll endgültig klären, wie TikTok wirklich mit unseren Daten umgeht.

TikTok, die weltweit bekannte chinesische Messenger App kommt aus den Negativschlagzeilen nicht mehr raus. Kürzlich erst sorgten geleakte interne Dokumente über TikToks Moderations-Regeln für großes Aufsehen. Jetzt hat eine junge Amerikanerin TikTok verklagt. Mit ihrer Sammel-Klage im Namen von rund 110 Millionen US-Bürgern soll jetzt endgültig geklärt werden, wie TikTok wirklich mit unseren Daten umgeht.

ByteDance: mit TikTok zum Social-Media Giganten

ByteDance
ByteDance

TikTok ist groß. Aber nicht nur in China ist diese App sehr beliebt. Weltweit sollen inzwischen mehr als eine Milliarde Menschen diese Messenger App regelmäßig nutzen. TikTok gehört dem chinesischen Technologieunternehmen ByteDance. Der Umsatz von TikTok lag im vergangenen Jahr immerhin zwischen 7 und 8,4 Milliarden Dollar. ByteDance wird mittlerweile immerhin als weltweit wertvollstes Start-up gehandelt. Sogar ein eigenes Smartphone will die Firma demnächst auf den Markt bringen. Angefangen hatte die Erfolgsgeschichte 2018 mit der App Musically. Das chinesische Unternehmen Bytedance kaufte 2018 die sehr beliebte App für geschätzt eine Milliarde US-Dollar auf und integrierte sie in eine neue Video-Plattform. TikTok war geboren.

In Deutschland zählt TikTok aktuell mehr als vier Millionen Nutzer. Damit ist Deutschland der bislang stärkste TikTok-Markt in Europa, dicht gefolgt von Frankreich mit knapp vier Millionen Nutzern. Großbritannien zählt immerhin 3,7 Millionen User und Spanien noch knapp 2,7 Millionen Anwender.

TikTok: Zensur und ein „digitaler Keller

TikTok Moderation
Die Videos erhalten unterschiedliche Sichtbarkeitsstufen, die über die Reichweite entscheiden. CC-BY 4.0 netzpolitik.org

Immer wieder hat es die TikTok App in den letzten Wochen in die Schlagzeilen geschafft. Auch Netzpolitik.org berichtete erst vor kurzem wieder darüber, wie stark Inhalte bei TikTok moderiert, bzw. besser gesagt, zensiert werden.

Das chinesische Unternehmen kontrolliert und manipuliert intransparent wie bisher kein anderer marktdominanter Konkurrent diese neue Öffentlichkeit. Selbst Facebook wirkt dagegen fast wie ein demokratisches Forum.“ (Netzpolitik.org)

Aber nicht nur für China unangenehme politische Inhalte wie die Demonstrationen in Hongkong filtern die auch hier in Deutschland sitzenden Moderatoren heraus. Auch wenn es darum geht, wie Chinas Regierung mit den Uiguren in Xinjiang umgeht, kennt das System keine Gnade. Unliebsame Inhalte löschen die Moderatoren. Oder aber man schränkt deren Reichweite derart ein, damit sie niemand mehr zu Gesicht bekommt.

Inhalte von Menschen mit Behinderungen werden ebenso zensiert, wie Videos von Nutzern mit Autismus oder Down-Syndrom. Aber auch, wenn die Moderatoren finden, man ist zu dick oder gar Queerness feststellen wie etwa Regenbogenfahnen, wird man kaum Chancen haben, mit seinen Videos jemals irgend jemanden zu erreichen. Unliebsame Nutzer werden laut t3n sogar einfach in einem „digitalen Keller“ versteckt.

In dunklen Zeiten wurden behinderte Menschen schamvoll von ihren Familien versteckt. Noch heute verbannt die Gesellschaft sie in versteckte Pflegeeinrichtungen und Werkstätten am Stadtrand. Und nun werden sie auch in der schönen neuen TikTok-Welt aussortiert und unsichtbar gemacht. Da bleibt als Fazit nur: TikTok ist menschenfeindlicher Dreck. Löscht eure Accounts, werft die App von euren Telefonen und erklärt euren Kindern, was TikTok macht.“ (t3n)

USA: Rekordstrafe in Höhe von 5.7 Millionen US-Dollar für die Video-App TikTok

Die US-Wettbewerbsbehörde FTC (Federal Trade Commission) hatte gegen den chinesischen Internet-Riesen bereits Anfang des Jahres, wegen der illegalen Sammlung von Namen, E-Mail-Adressen, Bildern sowie Standortdaten von Minderjährigen eine Rekordstrafe von 5.7 Millionen Dollar verhängt.

Die US-Wettbewerbsbehörde, wollte schon damals genau wissen, welche Daten man bei der Nutzung der App erhebt. Und wo genau man diese speichert. Denn wenn z.B. das Gesicht einer Person im Hintergrund eines Videos auftaucht, das ein TikTok-Nutzer auf einem Konzert macht – landen die biometrischen Daten dann auf irgendwelchen chinesischen Servern? Werden damit auch Gesichtserkennungsalgorithmen trainiert? Eine ähnliche Debatte gab es auch schon bei der russischen Smartphone-Software FaceApp.

Misty Hong: mit Sammel-Klage gegen den chinesischen Social-Media Giganten

Misty Hong, eine junge Studentin aus Palo Alto, Kalifornien, hat letzte Woche vor dem kalifornischen Bundesgericht eine Sammel-Klage gegen die in China ansässige App eingereicht. Die junge Studentin behauptet, die App habe ihre Daten ohne Erlaubnis abgerufen. Darunter Videos, die sie zwar erstellt, aber auf gar keinen Fall online geteilt hatte. Diese Daten überträgt die App dann laut Hong auf die Server des Unternehmens. Diese arbeiten mit der chinesischen Regierung zusammen. Hong fordert u.a. Schadensersatz und stellt Unterlassungsansprüche gegen das Unternehmen. Die junge Studentin möchte sich mit dieser Klage dafür einsetzen, dass man keine Benutzerdaten aus den USA mehr nach China übermitteln kann. Aber auch biometrische Daten wie Gesichts-Scans von Videos, die Benutzer nicht hochgeladen haben, muss man laut Hong unbedingt schützen.

Wir sind auf jeden Fall sehr gespannt, wie das Urteil des kalifornischen Bundesgerichts ausfallen wird. Unabhängig von diesem Gerichtsurteil sollten wir alle uns ernsthaft überlegen, ob wir wirklich eine App nutzen wollen, die unliebsame Nutzer einfach zensiert und in einen „digitalen Keller“ sperrt. Nicht zu vergessen die Unterdrückung von ethnischen Minderheiten wie die Uiguren. Aber auch die Demonstranten in Hongkong, die schon lange für ihre Freiheit und Unabhängigkeit kämpfen, sollten wir nicht vergessen.

Tarnkappe.info

Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.