Corona Warn App, Stephan Weil
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Stephan Weil für Corona-Warn-App ohne jeglichen Datenschutz

Stephan Weil (SPD) fordert, dass man die Daten der Corona-Warn-App ohne Zustimmung der Benutzer an die Gesundheitsämter übertragen soll.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil plädiert dafür, dass man den Benutzern der Corona-Warn-App jede Auswahlmöglichkeit entziehen soll. Die App soll automatisch übermitteln, ob die Bürger infiziert sind oder nicht.


Stephan Weil für den Einsatz einer Warn-App ohne Datenschutz und Kontrolle

Der Ministerpräsident von Niedersachsen, Stephan Weil (SPD), möchte die Corona-Warn-App künftig effizienter gestalten. Dies sagte er der Zeitung Hannoversche Allgemeine. Das komplette Interview befindet sich allerdings jenseits einer PayWall.

Stephan Weil versteht nicht, warum man sich keinen Ruck gibt, um hierzulande alle datenschutzrechtlichen Hürden aus dem Weg zu räumen. In Zeiten der Pandemie müsse jede App automatisch dem zuständigen Gesundheitsamt melden, sollte sich der Benutzer mit Covid-19 infizieren.

Weil möchte diese Entscheidung nicht mehr den Bürgerinnen und Bürgern überlassen, ob sie derartige Daten von sich übermitteln lassen. Nur wenn die Gesundheitsämter zeitnah informiert würden, könnten sie automatisch alle Kontaktgruppen des Infizierten informieren, begründet der 62-jährige SPD-Politiker seinen Vorstoß.

Corona-Warn-App perfekt zur Erstellung von Bewegungsprofilen

Außerdem sollte die App laut Weil den ungefähren Ort und die ungefähre Zeit einer Begegnung mit einer infizierten Person festhalten. Auch diese Daten sollen ohne das vorherige Einverständnis des Nutzers an das jeweilige Gesundheitsamt übermittelt werden. Nur so würden die Menschen daraus lernen und ihr künftiges Verhalten verändern, um beispielsweise das Fahrrad zu benutzen statt mit dem Bus zu fahren.

Kommentar: Derartige Äußerungen werden die Motivation der Bevölkerung sicher nicht erhöhen, sich freiwillig eine Software auf ihrem Smartphone zu installieren, was sie ausforschen und die Daten nach seiner Vorstellung ohne jede Zustimmung übertragen kann. Ganz im Gegenteil. Sollten weitere Politiker ähnlich klingende Forderungen aussprechen, werden zahlreiche Bürger ihre App wieder löschen. Vielleicht sollte Herr Stephan Weil mit gutem Beispiel vorangehen und im Winterwetter nur noch mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Es wäre ohne Zweifel spannend zu sehen, wie lange er die Vorgaben durchhalten würde, die er von seiner eigenen Bevölkerung konsequent einfordert.

App mit Problemen

Nach Informationen der Tagesschau sind in letzter Zeit mehrere Probleme in Verbindung mit der Corona-Warn-App zutage getreten. So gibt es Probleme beim Abruf des Testergebnisses, sofern man mehr als einen Test pro Person durchgeführt hat. Das erste Testergebnis bleibt bestehen, selbst wenn das nächste Resultat das Gegenteil besagt. Der Hersteller arbeitet derzeit an der Behebung der Problematik. Auch an der Laboranbindung bei der Abfrage des Ergebnisses per QR-Code mangelt es. Viele Labore warten noch auf eine Ausrüstung zur Nutzung dieses modernen Systems. Die offizielle App ist zudem in der Kritik, weil man dafür Google-Dienste einsetzt.

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.