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Flysec: Bevölkerungsscanner soll Flughäfen sicherer machen

Die EU-Kommission fördert das neue Big-Data-Forschungsprojekt Flysec mit 4,14 Mio. Euro. Daten verschiedenster Quellen werden dabei zusammengeführt.

Die EU-Kommission fördert ein neues Big-Data-Forschungsprojekt namens Flysec im Umfang von 4,14 Mio. Euro, um die Kontrolle und Überwachung von Reisenden in Flughäfen zu optimieren und zu automatisieren. Auch zahlreiche deutsche Firmen und Hochschulen sind daran beteiligt. Dies geht aus der Antwort einer Kleinen Anfrage des Linken-Abgeordneten Andrej Hunko hervor, der das Projekt scharf kritisiert. Es erinnere an das frühere EU-Projekt INDECT.

Flysec soll verschiedene Quellen verknüpfen

Beim Forschungsprojekt Flysec sollen möglichst viele Datenquellen für eine Risiko-Einschätzung benutzt werden. Dazu gehört u.a. Videoüberwachung des Flughafengeländes, automatisierte Bildverarbeitung, Biometrie, RFID-Chips im Gepäck sowie im Internet verfügbare Informationen über die Reisenden. Die Daten werden mit den Ergebnissen einer Verhaltensanalyse der Passagiere zusammengeführt. In Israel hat man ein vergleichbares Verfahren wegen rassistischem Profiling bereits stark kritisiert.

Nach Auskunft des Bundesministeriums für Bildung und Forschung auf die Kleine Anfrage von Andrej Hunko geht es darum, die Passagiere je nach Risiko in verschiedene Gruppen einzustufen. Personen, von denen möglicherweise ein erhöhtes Risiko ausgeheht, will man vor dem Flug intensiver kontrollieren. Das soll für mehr Sicherheit sorgen.

Das System Flysec, an dem bis April 2018 geforscht wird, soll es ermöglichen, Daten verschiedener Sensoren gleichzeitig auszuwerten und durch „innovative kognitive Algorithmen“ zu berechnen. In der Projektbeschreibung ist die Rede von „Big Data-Analyse“, „Open-source intelligence” und „Crowd sourcing“. Außerdem werden dabei Verfahren zur Risiko- und Verhaltensanalyse entwickelt. Kombiniert mit „Hintergrundüberprüfungen“ und der Erstellung eines Persönlichkeitsprofils („Background checks“, „Passenger profiling“) werden Reisende in drei verschiedene Risikokategorien eingeteilt und vor dem Flug unterschiedlichen Prozeduren unterworfen. Benutzt werden auch Daten, die dafür aus dem EU-Fluggastdatenregister (EU-PNR) extrahiert werden.

Viele Unternehmen am Projekt beteiligt

Beteiligt an Flysec ist unter anderem ein Mitarbeiter der Bundespolizei, der „auf Bitten der Generaldirektion Migration und Inneres der EU-Kommission“ das Forschungsprojekt als Gutachter begleiten soll. Weitere Teilnehmer aus Deutschland sind die Dermalog Indentification Systems GmbH (Dermalog ist bekannt für Fingerabdrucksysteme), die Cognitec Systems GmbH, EASC e. V., Fraunhofer Gesellschaft zur Förderung der Angewandten Forschung, Safe ID Solutions GmbH, Embry-Riddle Aeronautical Deutschland GmbH, BPE e. K., Veridos GmbH und die Smith Heimann GmbH. Zudem beteiligen sich folgende Hochschulen an diesem Projekt: Eberhard Karls Universität Tübingen, Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt a.M. und die Albert Ludwigs Universität Freiburg.

Andrej Hunko, europapolitischer Sprecher der Linksfraktion, kritisiert unter anderem die Beteiligung der Bundespolizei am Projekt. Die Überwachungsplattform Flysec ist nach seiner Ansicht „ein Alptraum für den europäischen Datenschutz„. Das Projekt erinnere stark an INDECT, gegen das Datenschützer in der Vergangenheit Sturm gelaufen sind. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass das Ministerium nicht bereit ist auszuführen, wie viele Körperscanner derzeit an welchen deutschen Flughäfen eingesetzt werden. Auch will man nicht bekannt geben, wer diese hergestellt hat. Dies sei eine Verschlusssache, die man nicht öffentlich beantworten könne, hieß es als Antwort.

Tarnkappe.info

 

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.