Admiral Insurance wollte einen Algorithmus nutzen zum Abgleich der Facebook-Profile. Diese wollte man mit dem Fahrstil der Personen abgleichen.
Admiral Insurance, eines der größten Versicherungsunternehmen in England, sorgte gerade für großes Aufsehen. Sie wollen Fahranfängern im Alter zwischen 17 und 21 Jahren ein besonderes Angebot machen, die ihr erstes Auto versichern wollen. Um herauszufinden, was für einen Fahrstil die Autobesitzer haben, wollte die Versicherung mit einem Algorithmus die Facebook-Profile der Versicherten analysieren und sie mit den Angaben zur Person abgleichen.
Postings auf Facebook will man analysieren
Teilnehmern an diesem Programm namens „firstcarquote“ hat man versprochen, dadurch möglicherweise einen Beitragsnachlasss von bis zu 15 Prozent zu bekommen. Dies wäre ein Rabatt von bis zu 350 Britischen Pfund pro Jahr. Aber nur, wenn man sie als zuverlässig und organisiert eingeschätzt hätte. Der Nachlass hätte noch höher ausfallen können, wenn sich die Kunden zusätzlich eine Blackbox in ihr Fahrzeug einbauen lassen, die ihre Fahrweise aufzeichnet.
Wie der Guardian berichtet, sollte die vermeintliche Persönlichkeitsanalyse laut Admiral auf „wissenschaftlichen Erkenntnissen“ beruhen. Yossi Borenstein, der leitende Datenwissenschaftler von „Admiral Insurance“ sagte dem Guardian: „Wenn (unser Projekt) erfolgreich ist, könnte das revolutionär sein. Es könnte wirklich alles verändern.“
Bestimmte Charaktereigenschaften würden statistisch gesehen für sicheres Fahrverhalten und eine geringere Unfallwahrscheinlichkeit sprechen. Das Kommunikationsverhalten sollte deshalb vor allem nach Indikatoren für Selbstbewusstsein und Organisiertheit durchsucht werden. Ausgewertet werden vor allem Likes und die Art, wie Facebook-Posts verfasst sind. Positiv und als zuverlässig wollte man Postings mit kurzen Sätzen oder Listen bewerten. Ebenfalls positiv nahm der Algorithmus wahr, wenn konkrete Verabredungen mit Freunden mit Zeit- und Ortsangaben getroffen wurden anstatt vager Formulierungen wie „heute Abend“.
Wer sparen will, muss Zugang gewähren
Als Risikofaktoren wurden dagegen vage Verabredungen wahrgenommen. Weiterhin sollten Posts nach Hinweisen durchsucht werden, ob ein Kunde zu selbstsicher auftrete, schreibt der Guardian. Das könnte ein übermäßiger Gebrauch von Ausrufezeichen oder von Begriffen wie „immer“ oder „nie“ statt des Wortes „vielleicht“ sein. Auch das könne man gegen den Kunden auslegen.
Admiral hatte versichert, nicht laufend neu auf die Facebook-Daten der Kunden zugreifen zu wollen, sondern lediglich einen „Schnappschuss“ der aktuellsten Einträge zu erstellen. Dabei wollte man nur Posts berücksichtigen, die der Kunde selbst eingestellt hat. Der Beitragsnachlass wollte die Versicherungsgesellschaft durch den Vergleich mit den Facebook-Einträgen anderer Kunden errechnen.
Fazit
Facebook selbst hat diese Pläne nun unter Berufung auf die eigenen Datenschutzregeln verhindert. Dort werden App-Entwickler in Punkt 3.15 darauf hingewiesen, dass sie Facebook-Daten nicht verwenden dürfen, „um Entscheidungen bezüglich einer Berechtigung, Eignung oder Auswahl zu treffen“. Demnach hat man lediglich erlaubt, dass die Versicherung Kunden über ihren Facebook-Account verifiziert. Statt ihr digitales Sozialverhalten zu durchleuchten, müssen potentielle Neukunden jetzt aber einen Fragebogen beantworten.
Tarnkappe.info