Plex blockiert das Filesharing. Mit dieser Software kann man seine Kinofilme und Serien nicht mehr problemlos für lau mit den Freunden teilen.
Die kalifornische Betreibergesellschaft des Medienservers Plex hat zum Monatswechsel ihr Geschäftsmodell umgestellt. Für alle Plex-Nutzer und ihre Bekannten ist das Streaming der eigenen Inhalte seit dem 1. Mai nur noch dann kostenlos, wenn man dafür recht umständliche Umwege beschreitet.
Plex blockiert das Filesharing: Ohne Anmeldung und Abo geht nichts mehr
Das Teilen eigener Medien funktioniert aktuell nur noch, sofern sich deine Zuschauer ebenfalls bei Plex angemeldet und den „Remote Watch Pass“ gekauft haben. Momentan kostet das Abo € 1,99 monatlich oder € 19,99 pro Jahr. Ab dem 1. Juni 2026 erhöht sich die Gebühr auf 2,99 Euro monatlich oder alternativ 29,99 Euro jährlich. Ohne zusätzliche Gebühren kommen aktuell nur die Nutzer der Android- und iOS-App weg, die man aber bereits per In-App-Kauf zur Kasse gebeten hat. Wer nichts pro Gerät bezahlt, kann sich zwar die Streaming-Software von Plex installieren. Doch ohne einmalig zu bezahlen, kann man damit so gut wie gar nichts anfangen.
Der einzige Ausweg für die kostenlose Remote-Nutzung besteht seit dem 1. Mai darin, Plex ausschließlich per Browser (also ohne zusätzliche Software) einzusetzen und dabei zwingend eine VPN- oder Tailscale-Verbindung aufzubauen. Nur so können deine Freunde ohne Kosten auf das eigene NAS-System* (Erklärung: Festplatten, deren Inhalt online auch aus der Ferne sichtbar ist.) zugreifen. Die Einrichtung von Tailscale ist aber alles andere als ein Selbstläufer. Nicht alle aber die meisten VPN-Provider sind ebenfalls kostenpflichtig.
Doch Plex weiß ganz genau, dass nicht jeder ein VPN* benutzen will. Geschweige denn die Installation von Tailscale, bei der die Geräte verschlüsselt direkt miteinander kommunizieren. Das Ganze kommt allerdings nicht überraschend. Plex hatte den Strategiewechsel bereits im März dieses Jahres auf dem eigenen Blog angekündigt. Als Alternative gäbe es noch den Plex Pass Lifetime. Dieser kostet einmalig 229,99 Euro. Doch mal ernsthaft in die Runde gefragt: Wer will das bitteschön ausgeben?
Online-Piraten werden schrittweise ausgesperrt
In den letzten Jahren hat Plex bereits mehrere Maßnahmen ergriffen, um gegen die massiven Verletzungen des Urheberrechts ihrer Nutzer vorzugehen. Im Oktober 2023 leitete man die Blockade der Hetzner-Server ein, um dem missbräuchlichen Treiben ein Ende zu setzen. Wir haben seinerzeit darüber berichtet, wie man diese Blockade umgehen kann.
Die Urheber-Lobbygruppe CreativeFuture warf der privat geführten Betreibergesellschaft schon vor über fünf Jahren vor, man trage eine erhebliche Mitschuld am kriminellen Verhalten ihrer Nutzer. Fakt ist, dass Plex ähnlich wie der Medienserver Kodi, häufig von Privatpersonen eingesetzt wird, um darüber Dritten statt der neuesten Urlaubsbilder kommerzielle Kinofilme und TV-Serien zugänglich zu machen. Dass die Verbreiter der Episoden und brandneuen Blockbuster niemals die erforderlichen Rechte erworben haben, um dies tun zu dürfen, muss man ja wohl nicht großartig erläutern.
Zudem erlangte Plex im April des Vorjahres die Löschung des GitHub-Repositories „Plex Reshare“. Der bis zur Löschaufforderung bei GitHub verfügbare Quellcode ermöglichte es seinen Nutzern, einst private Plex-Verzeichnisse zu veröffentlichen. So konnten Außenstehende den Zugang zu den Medien beispielsweise via Social Media mit der Öffentlichkeit teilen. Obwohl der Quellcode an sich keine Verletzung des Copyrights darstellt, entschied sich GitHub schließlich zur Löschung von „Plex Reshare“.
Plex will offenkundig ganz weit weg vom Piraten-Image!
Doch Plex blockiert nicht nur das Filesharing. Die Betreiber arbeiten ganz offensichtlich an einem regelrechten „Whitewashing“ ihres Namens. Und, was noch wichtiger ist, an neuen Einnahmequellen. Die Software von Plex bietet mittlerweile eigene Web-TV-Kanäle und Filme per Video-on-Demand an. Die Unterbrechung der Filme durch Werbevideos soll das legale Angebot finanzieren und zudem Geld in die Kassen der Betreiberfirma spülen. Ob das Vorhaben aufgrund der enormen Popularität der Software erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten, schließlich gibt es hüben wie drüben unzählige Anbieter, die werbefinanzierte Free-TV-Inhalte anbieten.
NAS-Betreiber werden auf eine andere Software für ihren Medienserver ausweichen
Viele private Nutzer werden es mit ziemlicher Sicherheit vorziehen, lieber eine quelloffene Alternative wie Jellyfin zu installieren. Dort genießen sie und ihre Kontakte ebenfalls den vollen Komfort, den sie von Kodi oder Plex gewohnt sind. Doch sie werden bei Jellyfin beim gewohnten Funktionsumfang eben nicht zur Kasse gebeten.
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