Der schwedische VPN-Anbieter OVPN geht einen anderen Weg als die meisten Wettbewerber. Sie setzen auf Transparenz statt auf Verschleierung.
Geschichte und Namesgebung von OVPN
Tarnkappe.info: Hallo, David Wibergh. Vielleicht könnten Sie sich einfach zu Beginn des Interviews vorstellen. David Wibergh: Hey! Ich habe mir das Programmieren autodidaktisch beigebracht. Ich lebe zusammen mit meiner Freundin in Stockholm. Außerhalb der Arbeit bin ich ein großer Fan von Aktivitäten in der Natur. Tarnkappe.info: Wie ist OVPN eigentlich entstanden? Warum wollten Sie Ihren eigenen VPN-Dienst gründen? David Wibergh: Vor der Gründung von OVPN habe ich VPN-Dienste genutzt, um meine Integrität online aufrechtzuerhalten. Nach dem Studium habe ich ein bisschen als Programmierer bei einer Firma für Online-Tracking von Werbung gearbeitet. Ich war sofort entsetzt über die Menge an Informationen, die sie aus den Online-Aktionen der Leute gewinnen konnten. Es ist für Unternehmen und Regierungen superleicht, umfangreiche und ausdrucksstarke Profile von Benutzern zu erstellen, um sie zu monetarisieren. Zu dieser Zeit fanden auch die Enthüllungen von Edward Snowden statt. Da ich VPN-Dienste genutzt hatte und dann bei der Firma für Ad-Tracking gearbietet habe, verstand ich, dass ein sehr guter erster Schritt zur Sicherstellung der eigenen Integrität im Internet die Nutzung eines VPN-Dienstes ist. Ich war jedoch auch der Meinung, dass die bestehenden VPN-Dienste noch viel verbessern müssen- Es gab so gut wie keine Transparenz, dieselbe Holdinggesellschaft besaß mehrere VPN-Anbieter ohne jegliche Offenlegung, und die Benutzererfahrung war überhaupt nicht gut. Ich glaubte, dass ich es viel besser machen könnte als die vorhandenen Lösungen.
Keine Gemeinsamkeiten mit ovpn.to oder OpenVPN
Tarnkappe.info: Woher rührt die Nähe des eigenen Namens zur Software OpenVPN, die von vielen VPN-Providern eingesetzt wird? Ist das nicht verwirrend? David Wibergh: Ich wollte einen einfachen Firmennamen, der das Kernprodukt, das die Firma anbietet, richtig widerspiegelt. Als wir anfingen, den Dienst nur in Schweden und auf Schwedisch anzubieten, entdeckte ich, dass ovpn.se verfügbar war. Daraufhin beschloss ich, das Unternehmen in OVPN umzubenennen. Tarnkappe.info: Welche Verbindungen gibt es zum Szene-VPN-Anbieter ovpn.to, den es schon länger gibt? David Wibergh: Es gibt keine Verbindungen. Ich wusste nichts von ovpn.to, als ich OVPN startete.Fragen zur Durchführung bei OVPN
Tarnkappe.info: Der VPN-Markt ist heute extrem hart umkämpft. Mit welchen Eigenschaften versuchen Sie sich von der Konkurrenz abzuheben, zumal der Preis eher im mittleren Bereich liegt? Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? David Wibergh: OVPN war schon immer auf Privatsphäre, Transparenz und Sicherheit ausgerichtet. Wir waren der erste VPN-Dienst, der seine Server im Arbeitsspeicher betrieben hat – auch wenn die Anbieter heute behaupten, dass sie die ersten waren. Wir sind der Dienst, den Sie nutzen können, wenn Sie ein VPN verwenden, um sich online zu schützen. Es gibt andere Anbieter, die sich hauptsächlich auf den Zugang zu Streaming-Diensten konzentrieren, aber das ist nicht unser Hauptaugenmerk. OVPN schaltet auch Streaming-Dienste frei, aber unsere Hauptpriorität ist die Gewährleistung des Datenschutzes und der Sicherheit unserer Kunden.Eigener DNS-Anzeigenblocker für Herbst geplant
Tarnkappe.info: Wann wird ein DNS-Adblocker kommen, ist das geplant? David Wibergh: Unser DNS-Anzeigenblocker wird diesen Herbst veröffentlicht.
Bislang haben die Behörden bei OVPN keine Server beschlagnahmt.
Tarnkappe.info: Haben die Behörden jemals Server beschlagnahmt? Wenn ja, aus welchen Gründen? David Wibergh: Nein, das ist noch nicht passiert. Tarnkappe.info: Was halten Sie von VPN-Anbietern wie Norton, Avira und jetzt Mozilla, die ursprünglich ein anderes Geschäftsfeld abdeckten? David Wibergh: Ich glaube, es ist vorteilhaft, da es die Anzahl der Benutzer erhöht, die VPN-Dienste nutzen. Es ist jedoch wichtig, dass die Benutzer ihre Nutzungsbedingungen lesen, um sicherzustellen, dass sie die Anforderungen der Benutzer in Bezug auf den Datenschutz tatsächlich erfüllen.Wir können keine gerichtlichen Anfragen beantworten.
Tarnkappe.info: Woher wissen Sie genau, wie viele Geräte ein Kunde gerade benutzt, wenn Sie nichts protokollieren? Zum Beispiel maximal vier Geräte gleichzeitig. David Wibergh: Wenn sich ein Benutzer mit einem VPN-Server verbindet, sendet der VPN-Server eine API-Anforderung an unsere Website, um sicherzustellen, dass die angegebenen Anmeldedaten korrekt sind. Wenn die Anmeldedaten korrekt sind, weist die API den VPN-Server an, den Benutzer zuzulassen. Um die Anzahl der verbundenen Geräte zu verfolgen, erhöhen wir die Anzahl einer numerischen Spalte im Benutzerkonto. Es werden keine Informationen über das Gerät oder den VPN-Server gespeichert. Dies ist in unserer Datenschutzrichtlinie detailliert beschrieben. Tarnkappe.info: Falls Sie vor Gericht verlieren sollten, welche Daten könnten Sie möglicherweise preisgeben? David Wibergh: Wir können keine gerichtlichen Anfragen darüber beantworten, welchem Kunden in der Vergangenheit eine bestimmte IP-Adresse zugewiesen wurde. Daher ist der Gerichtsbeschluss, gegen den wir derzeit vorgehen, nutzlos, da wir nicht über die angeforderten Informationen verfügen.
Thema Sicherheit bei OVPN
Tarnkappe.info: Sie schreiben, dass Ihre Server, die sich in den jeweiligen Rechenzentren befinden, individuell von den übrigen Servern isoliert sind. Es gibt keinen physischen Zugang von außen, da die Schnittstellen abgeschaltet sind. Was passiert, wenn ein technischer Defekt am Server auftritt?
David Wibergh: Bei einem technischen Defekt wird der Server heruntergefahren. Wenn er aufgrund eines Hardwarefehlers nicht mehr booten kann, schicken wir einen neuen Server an den Standort.
Tarnkappe.info: Haben Sie einen Ersatzserver in Ihren geschlossenen Racks, so dass Sie im Falle eines Defektes nur auf Server 2 wechseln müssen?
David Wibergh: Einige Rechenzentren haben bereits mehrere VPN-Server, wie z.B. Stockholm, wo das OVPN 20 VPN-Server hat. In anderen Rechenzentren haben wir nur einen VPN-Server. Sollte dieser Server ausfallen, würde es einige Tage dauern, bis wir einen neuen VPN-Server an diesen Standort liefern können. Für Deutschland haben wir zwei VPN-Server in Frankfurt und einen in Erfurt.
Tarnkappe.info: Arbeiten Sie im IPv4-Bereich auch mit Vlan’s zusammen?
David Wibergh: Wir vergeben keine IPv4-Subnetze an angeschlossene Benutzer.
Anbieter legt keine Logfiles an
Tarnkappe.info: Sie sprechen immer davon, dass die Server keine Logs speichern. Wie sieht es mit den von Ihnen verwendeten Switches aus? Die Cisco-Switches verwenden z.B. den EtherAnalyzer und erzeugen Verbindungsdaten, die gespeichert werden. Haben Sie eine Lösung dafür? David Wibergh: Wir verwenden diese Funktionen bei keinem der Switches. Tarnkappe.info: Da Sie den Benutzern auch statische IP-Adressen anbieten, wird deren Anonymität reduziert, da diese feste IP mit dem Account verbunden sein muss, richtig? Haben Sie eine Lösung an Bord, um die Anonymität in dieser Hinsicht zu erhöhen? David Wiberg: Die Benutzer dürfen ihre öffentlichen IPv4-Adressen wechseln. Das bedeutet, dass wir, wenn wir einen Gerichtsbeschluss darüber erhalten, wer zu einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte IP-Adresse hatte, nicht antworten können, da wir unsicher sind, da Benutzer ihre IP-Adresse ändern können. Wir können nur Anfragen darüber beantworten, wer im Moment eine bestimmte öffentliche IPv4-Adresse hat. Wir empfehlen unseren Benutzern, die das IPv4 als unser Add-on kaufen, dieses anonym zu erwerben.