Nachdem der CEO von Fosshost monatelang nicht erreichbar war, sehen sich freiwillige Entwickler gezwungen, den Dienst offline zu nehmen.
Nach monatelanger Unerreichbarkeit des CEOs von Fosshost sehen sich freiwillige Entwickler des Open-Source-Software-Hosters gezwungen, den Dienst abzuschalten. Da dem Team Zugriffe auf einige Systeme und die finanziellen Mittel des Projekts fehlen, erscheint eine Aufrechterhaltung des Betriebs unmöglich. Anwender sollten umgehend ihre Daten sichern.
Freiwillige Entwickler geben sich geschlagen – und schaffen Alternative
Wie freiwillige Mitarbeiter des Projekts kürzlich bekanntgaben, stellt der Open-Source-Software-Hosting- und Cloud-Computing-Anbieter Fosshost seine Dienste ein. Nutzer der Plattform sind dazu angehalten, ihre Daten umgehend zu sichern und auf alternative Angebote auszuweichen.
Zahlreiche Open-Source-Projekte machten sich die kostenlosen Dienste des in Großbritannien ansässigen Unternehmens Fosshost zunutze. Darunter weltweit bekannte Projekte wie GNOME, Armbian, Debian und die Free Software Foundation Europe (FSFE). Doch inzwischen münden viele Links zu der Hosting-Plattform nur noch in 404-Fehlermeldungen.
Wer die Webseite fosshost.org besucht, findet statt des gewohnten Anblicks ein paar entschuldigende Worte. „Fosshost bedauert zutiefst, mitteilen zu müssen, dass wir nicht mehr in der Lage sind, unsere Dienste weiterhin anzubieten„, heißt es dort.
„Aufgrund von Umständen, die außerhalb der Kontrolle der Fosshost-Freiwilligen liegen, sind wir nun in einer Situation, in der wir nicht garantieren können, dass unsere Server online bleiben, und erwarten, dass sie in Kürze offline gehen werden.
Aus diesem Grund empfehlen wir allen Fosshost-Mietern dringend, ihre Daten sofort zu sichern und so schnell wie möglich zu einem anderen Anbieter zu migrieren.“
Fosshoss.org
Doch einige der freiwilligen Entwickler konnten den EOL-Status des Projektes bereits absehen und haben damit begonnen, eine Alternative zu schaffen, auf die sie auf der Webseite sogleich verweisen: The Radix-Project.
Der CEO von Fosshost war unerreichbar
Grund für die Abschaltung von Fosshost scheint die bereits mehrere Monate andauernde Unerreichbarkeit des CEOs Thomas Markey zu sein. Darauf deutet zumindest ein Kommentar eines angeblichen freiwilligen Entwicklers des Projekts auf YCombinator hin. Demzufolge ist Markey offenbar die einzige Person, die Zugriff auf die Bankkonten mit den für den Betrieb des Dienstes erforderlichen Mitteln hat.
Erste Anzeichen für das Management-Chaos bei Fosshost gab es schon im August 2022, als der Dienst eine „unhaltbare Situation mit seinen aktuellen Lieferantenverpflichtungen“ erreicht hatte. Unter Verweis auf Skalierbarkeitsprobleme stellte das Projekt im September seine Anwendungen ein.
Schließlich sahen sich die Betreuer im November mit einer unlösbaren Aufgabe konfrontiert. Ein Knoten in Chicago war nicht mehr zugänglich und der unerreichbare CEO hatte niemandem einen Zugang gegeben. Dem Team waren die Hände gebunden. Nicht mal ein Neustart des Knotens war möglich.
Fosshost hatte viel Potenzial – und hat es verschenkt
Dabei war Fosshost noch ein sehr junges Projekt. Nach seinem Start im Jahr 2020 entwickelte es sich laut BleepingComputer schnell zu einer „Cloud-Computing-Plattform, die von der Open-Source-Gemeinschaft aufgrund ihrer Zuverlässigkeit, Skalierbarkeit und Bereitstellung einer globalen Hosting-Infrastruktur angenommen wurde.„
Im Dezember 2021 genoss Fosshost bereits das Vertrauen von 250 quelloffenen Softwareprojekten. Doch all das täuscht nicht darüber hinweg, wie wichtig es ist, Redundanzen zu schaffen, um den Betrieb eines solchen Dienstes langfristig aufrechterhalten zu können. Und das gilt, wie dieser Vorfall eindrucksvoll beweist, nicht nur für Systeme, sondern auch für Personen.