Gewaltvideo bei Facebook, Überwachung
Gewaltvideo bei Facebook, Überwachung

Gewaltvideo: Facebook will es trotz Aufforderung nicht löschen

Ein zunächst von dem Online-Netzwerk gelöschtes Gewaltvideo ist auf einer rechten Facebook-Seite wieder aufgetaucht und wird nun von Facebook geduldet.

Ein Gewaltvideo, das bereits von Facebook gelöschtes wurde, ist auf einer rechten Facebook-Seite erneut aufgetaucht. Allerdings wird es nun von Facebook geduldet, berichtet der „Guardian“.

Facebook will Gewaltvideo nicht löschen

Erst, nachdem ein Gewaltvideo 16.000 Mal abgerufen und auch auf YouTube weiterverbreitet wurde, hatte Facebook das über seinen Dienst Live gestreamte Video am Mittwoch gelöscht. Darin zeigt man die Misshandlung eines geistig beeinträchtigten jungen Mannes durch vier Jugendliche. Die vier Männer greifen ihr an Händen und Füßen gefesseltes Opfer an, verhöhnen es und rufen rassistische Beleidigungen.

Mehr als acht Millionen Mal wurde es bis Samstagvormittag sogar angeklickt und ca. 200.000 Mal geteilt auf der Facebook-Seite des rechtskonservativen Daily Caller. Dort wurde das Video am Donnerstag in leicht gekürzter Version mit dem Kommentar „Teile das Video, wenn du denkst, dass dies ein Hassverbrechen ist“ neu veröffentlicht. Da ist es bis heute präsent. Offenbar hat man es hier auf der Social-Media-Plattform geduldet.

Auf Nachfrage des „Guardian“ verwies das Online-Netzwerk darauf, dass das Originalvideo wegen der Gewaltverherrlichung gegen Community-Standards verstoße und man es deshalb gelöscht habe. Es gebe aber auch Fälle, wo Dritte solche Inhalte verbreiten, um Gewalt zu verurteilen. Die Neuveröffentlichung des Videos fällt für Facebook offenbar unter diese Kategorie.

Täter hat die Polizei mittlerweile verhaftet

Die in dem US-Misshandlungsvideo zu sehenden vier Jugendlichen wurden am Mittwoch von der Polizei in Chicago verhaftet. Ihnen wird Hassverbrechen und Entführung vorgeworfen. Chicagos Polizeichef Eddie Johnson sagte auf einer Pressekonferenz: „Es ist widerlich“. Die vier Festgenommenen sind der Polizei zufolge schwarz, ihr Opfer weiß. Alle fünf wären junge Männer über 18 Jahre. Die Verdächtigen haben das Opfer aus einem Vorort Chicagos in ein Gebiet im Südwesten der Stadt gebracht. Offenbar sei er zwischen 24 und 48 Stunden mit seinen Peinigern zusammen gewesen.

Einer der Festgenommenen kenne das Opfer aus der Schule. Es sei noch unklar, ob man den Mann entführt hat. Er sei traumatisiert und habe Schwierigkeiten, mit den Ermittlern zu sprechen. Man sah, wie das Opfer mit zugeklebtem Mund in einer Ecke sitzt, Hände und Beine gefesselt. Die Kleidung des Opfers ist an einer Stelle zerschnitten, sein Haar bis auf die Kopfhaut zurückgeschnitten, die eine blutende Wunde aufweist. Seine Angreifer lachen und rufen wiederholt „Fuck Donald Trump! Fuck white people!“. Das Opfer wurde mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen.

Fazit

Inhalte, die Gewalt oder freizügige Inhalte zeigen, aber von den Richtlinien des Netzwerkes gerade noch geduldet werden, erzeugten die größte Aufmerksamkeit. Das meint die US-Medienwissenschaftlerin Sarah Roberts gegenüber dem „Guardian“. Seiten wie Daily Caller würden weitgehend von Facebook als Distributionskanal abhängig sein, aber auch Facebook verdiene mit der ausgespielten Werbung Geld. Es wäre naiv, diese Symbiose zu ignorieren, sagte die Wissenschaftlerin weiter.

Bei dem Online-Netzwerk kann man Videos, die gegen Regeln verstoßen, melden. Ein Moderationsteam begutachtet sie dann. Sollten sie gegen die Richtlinen des Netzwerkes verstoßen, löscht man es. In der Vergangenheit war Facebook wiederholt wegen seiner Löschpolitik in die Kritik geraten. Während etwa gegen Nacktaufnahmen rigoros vorgegangen wird, ist das Online-Netzwerk beim Entfernen gewalttätiger Inhalte zögerlich, wie auch dieser Fall zeigt.

Bildquelle: WDnetStudio, thx! (CC0 Public Domain)

Tarnkappe.info

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Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.