Eugene Zarashaw, ein Facebook-Mitarbeiter, erklärt vor Gericht: "wo genau personenbezogene Daten gespeichert werden, weiß bei Meta niemand".
Eugene Zarashaw, ein leitender Entwickler bei Facebook, muss vor Gericht zugeben, dass Meta-Mitarbeiter keine Ahnung haben, was mit unseren Daten passiert.
Aber auch, wo sie gespeichert werden oder wie umfangreich die an Datenbroker weiter verkauften Datensätze tatsächlich sind, würde bei Meta niemand wirklich wissen. Dafür sei das System mittlerweile viel zu komplex.
Eugene Zarashaw: Was genau mit den erhobenen Daten passiert, weiß niemand
Meta (Facebook) sammelt und verarbeitet eine Unmenge an Nutzerdaten. Das alleine ist eigentlich schon besorgniserregend genug. Bereits im April dieses Jahres wurde darüber sehr ausführlich berichtet. Mitarbeiter von Facebook gaben demnach in einem geleakten Dokument zu: „Wir (die Mitarbeiter) haben kein angemessenes Maß an Kontrolle und können nicht erklären, wie unsere Systeme die gesammelten Daten verwenden.“
Nun kamen bei einer gerichtlichen Anhörung Anfang Juli weitere Einzelheiten ans Licht. Eugene Zarashaw zum Beispiel ist ein langjähriger leitender Entwickler bei Facebook. Auf viele Fragen des Gerichtes bezüglich der gesammelten Nutzerdaten kann er aber keine Antwort geben.
Daniel Garrie, ein vom Gericht bestellter Sachverständiger, wollte zum Beispiel von Zarashaw wissen, wo genau und wie die personenbezogenen Daten gespeichert werden.
Ich glaube nicht, dass es eine einzige Person gibt, die diese Frage beantworten kann.
Es würde eine erhebliche Anstrengung des gesamten Teams erfordern, um diese Frage überhaupt beantworten zu können.
Eugene Zarashaw
Das interne Datenverarbeitungssystem ist einfach zu komplex
Steven Elia ist ein weiterer leitender Softwareentwickler bei Meta mit jahrelanger Erfahrung. Gegenüber dem Gericht muss er aber eingestehen, dass die interne Datenverarbeitung mittlerweile schlicht zu komplex ist.
Facebook hat mittlerweile ein derart komplexes Datenverarbeitungssystem, dass es sich selbst dem Verständnis der eigenen Mitarbeiter entzieht.
Steven Elia
Das wirft weitere interessante Fragen auf. Zum Beispiel, wie man bei dem Social Media-Giganten eine Datenschutzverordnung einhalten will.
Wir haben kein angemessenes Maß an Kontrolle und Erklärbarkeit darüber, wie unsere Systeme Daten verwenden, und können daher keine kontrollierten Richtlinienänderungen oder externe Zusagen wie „wir werden X Daten nicht für Y Zwecke verwenden“ machen.
theintercept.com
Eugene Zarashaw kann diese Aussage in der aktuellen Anhörung nur bestätigen und stellt fest: „Nur selten gibt es interne Unterlagen und Pläne darüber, wie diese Systeme genutzt werden. Welche Daten tatsächlich durch sie fließen, weiß niemand„.
Niemand bei Facebook hat sich allem Anschein nach jemals darum gekümmert, diesen enormen Datenfluss zu dokumentieren oder weiter zu verfolgen. Aber man muss hier auch ganz klar zwischen Daten und „Daten“ unterscheiden.
Denn zum einen gibt es ja die personenbezogenen Daten, welche sich jeder User selbst von Facebook herunterladen kann. Andererseits gibt es aber auch Nutzerdaten, die rein durch maschinelle Auswertung erstellt wurden und welche für viel Geld anschließend an weltweite Datenbroker verkauft werden.
Und eben diese durch künstliche Intelligenz zusammengestellten und für die Werbetreibenden so wichtigen Daten entziehen sich anscheinend jeglicher internen Kontrolle.
Es bräuchte mehrere Teams unserer Werbeabteilung, um genau herauszufinden, wohin die Daten eigentlich fließen. Ich wäre überrascht, wenn es auch nur eine einzige Person bei Facebook gäbe, die diese schwierige Frage schlüssig beantworten könnte.
Eugene Zarashaw
Facebook verdient mit diesen Daten Geld. Das ist kein Geheimnis. Datenschützer weltweit warnen uns schon lange vor einem Ausufern dieser ungebremsten Datensammelwut der Datenkraken.
Meta-Sprecherin Dina El-Kassaby versucht zu beschwichtigen
Dina El-Kassaby erklärte in einer an The Intercept gerichteten E-Mail zwar, das es völlig normal sei, dass ein einzelner Arbeitnehmer nicht wissen könne, wo alle Nutzerdaten bei Facebook gespeichert sind. Auf die weiteren Aussagen der beiden Mitarbeiter von Meta vor Gericht wollte sie aber nicht weiter eingehen.
El-Kassaby stellte abschließend nur fest, dass man auch weiterhin daran arbeiten würde, Nutzerdaten zu schützen. Gegenüber The Intercept erklärt sie: „Wir haben erhebliche Investitionen getätigt – und tun dies auch weiterhin -, um unsere Datenschutzverpflichtungen zu erfüllen, einschließlich umfangreicher Datenkontrollen.„
Wie genau diese internen Datenkontrollen aussehen, ließ sie allerdings offen. Sie konnte oder wollte auch nicht erklären, wie genau man einer Datenschutzverpflichtung nachkommen kann, wenn selbst betriebsintern niemand mehr genau weiß, wie umfangreich die erhobenen Daten denn schlussendlich sind, wie sie vom System verarbeitet oder wo sie gespeichert werden.