Greyball, Uber
Foto Alper Çuğun, thx! (CC BY 2.0)

Greyball: Uber will Anfragen verdächtiger Nutzer abwehren

Um Kontrollen durch Behörden zu vermeiden, hat Uber eine selbst entwickelte Software (Greyball) eingesetzt und sammelt so Metadaten von Mobiltelefonen.

Uber steht erneut unter Kritik. Das Fahrdienstunternehmen hat offenbar über Jahre hinweg eine selbst entwickelte Software namens Greyball eingesetzt und sammelt über diese App Metadaten von Mobiltelefonen mit dem Ziel, Behördenmitarbeiter zu identifizieren. So will man im Unternehmen Kontrollen durch Behörden vermeiden, wie New York Times berichtet. Im Artikel beruft man sich auf namentlich nicht erwähnte ehemalige und derzeitige Mitarbeiter bei Uber.

Greyball soll Kontrolleure aufdecken

Uber-Fahrer sind in einigen Städten ohne Genehmigung unterwegs. In der Vergangenheit kam Uber wegen immer neuer, unregistrierter Fahrer mit den Behörden in Konflikt. Häufig zog das kostspielige Beschlagnahmungen und Geldbußen nach sich. Dem versuchte das Unternehmen nun mit seinem VTOS-Missbrauchs-Tool zu entgehen. Über die Software versorgte das Unternehmen systematisch Ordnungshüter mit falschen Informationen und schließt sie damit vom Fahrdienst aus. Die App zeigt an, dass ein Fahrer auf dem Weg sei, in Wahrheit wurde die Fahrt aber storniert. Mit diesem Trick wollen sie Kontrollen schon im Vorfeld aus dem Weg gehen.

Bereits im Jahr 2014 wurde die Software erstmals eingesetzt. Damals wollte ein Mitarbeiter der Stadt Portland eine Testfahrt machen, nachdem das Unternehmen seine Dienste in der Stadt ohne Genehmigung angeboten hatte.

Uber will betrügerische Kunden vorab aufspüren

Nach Ubers eigenen Angaben sollte das Programm ursprünglich als Teil eines größeren Programmen, dem VTOS („Violation of terms of service“) eingesetzt werden, um potenziell betrügerische Kunden vorab aufzuspüren und sie dann von der Fahrt auszuschließen und nicht speziell gegen Behördenmitarbeiter

„Das Programm weist Anfragen von betrügerischen Nutzern ab, die unsere allgemeinen Geschäftsbedingungen verletzen“, erklärte ein Uber-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. Es richte sich sowohl gegen Leute, die die Fahrer körperlich attackieren wollten, „Wettbewerber, die unsere Arbeit stören wollen, oder Gegner, die bei Undercover-Einsätzen mit den Behörden unter einer Decke stecken, um unseren Fahrern eine Falle zu stellen“. Das Programm werde vor allem dort verwendet, wo die Fahrer um ihre Sicherheit fürchten müssten, aber nur „selten“, um der Polizei aus dem Wege zu gehen.

Laut dem Bericht der New York Times setzt das Greyball-Programm auf mehr als zehn Faktoren, um einschlägige Beamte auszumachen. Zu den ausgewerteten Metadaten gehören unter anderem Bewegungsmuster, Kerditkartennummern und Handy-Seriennummern. Ein lokaler Mitarbeiter von Uber erkundet zuerst, wo die Büros der zuständigen Beamten sind.

Wird die App wiederholt im Umkreis dieser Gebäude aktiviert, landet das jeweilige Konto auf dem Index. Auch die hinterlegten Kreditkartennummern werden analysiert, weil sie verraten, von welchem Geldinstitut die Karte ausgegeben wurde. In den USA und anderen Ländern gibt es Geldinstitute, deren Dienste sich speziell an Polizisten richten.

Fazit

Bisher ist noch fraglich, ob die Nutzung von Greyball legal ist, allerdings haben sich einige Uber-Vorstände in der Sache rechtlich beraten lassen. Uber hat die Software in zahlreichen Ländern eingeführt, unter anderem in den USA, in Frankreich, Italien, Australien, China und Südkorea. Etwa 60 Uber-Mitarbeiter wussten nachweislich von Greyball.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.