Mittels Auswertung von Gehirnstömen wollen Facebook-Forscher eine Technik entwickeln, mit der Menschen ihre Gedanken online bringen können.
Facebook-Managerin Regina Dugan gab am Mittwoch (19.04.2017) auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz F8 im kalifornischen San Jose bekannt, dass sie gerade ein Team zusammenstellen mit dem Auftrag, eine Technik zu entwickeln, die es künftig erlauben wird, „Befehle“ denkend an das Smartphone weiterzugeben, berichtet theguardian.
Facebook will die Zukunft beeinflussen
Was heute noch wie Science Fiction klingt, könnte morgen schon Realität sein. Facebook arbeitet an einer bahnbrechenden Entwicklung, die Gehirnströme in Facebook-Postings umsetzt. Menschen sollen dabei ihre Gedanken ohne den Umweg über Tastatur oder Stimme in Text verwandeln können und so online bringen. Dafür wertet man Gehirnströme aus.
Die angedachte Richtung, die Facebook in der Forschung nun einschlägt, geht weit über eine reine Spracherkennung hinaus. Sie nehmen die ureigenen Gedanken ins Visier und wollen die aktuelle Forschung der Stanford-Universität weiter ausbauen. In deren Experimenten kann eine gelähmte Frau dank Elektroden – „so groß wie eine Bohne“ – im Gehirn acht Worte pro Minute in den Computer schreiben, Buchstabe für Buchstabe. Die Elektroden erkennen die Aktivität der Neuronen, wenn sie einen bestimmten Buchstaben eintippen möchte.
Ziel: Worte aus dem Gehirn
Das Team bei Facebook besteht derzeit aus 60 Forschern, deren Ziel darin besteht, ein System zu erstellen, mit dem der Mensch in der Lage ist, hundert Wörter pro Minute einzugeben – fünfmal schneller als man es in ein Smartphone eingeben kann – und das direkt aus dem Gehirn. Mit der Zeit solle es nicht mehr nötig sein, im Kopf Worte aus einzelnen Buchstaben zu bilden. Ein willkommener Nebeneffekt der Technologie könne auch sein, dass sich Menschen in anderen Sprachen ausdrücken könnten, ohne sie zu lernen, sagte Dugan. So könnte zum Beispiel der Gedanke an eine Tasse direkt mit dem entsprechenden Fremdwort in Spanisch oder Chinesisch umgesetzt werden: „Eines nicht so fernen Tages könnte es sein, dass ich auf Chinesisch denke und sie es sofort auf Spanisch fühlen.“
Für eine Ausbreitung der Technologie seien Implantate jedoch nicht geeignet, meint Dugan. Stattdessen plant Facebook, nicht-invasive, sehr empfindliche Sensoren zu entwickeln, die an der Oberfläche des Kopfes angebracht werden und die Gehirnaktivität „hunderttausende Male pro Sekunde auf den Millimeter genau“ misst, um Hirnsignale zu dekodieren, die mit der Sprache in Echtzeit verbunden sind: „Solche Technologie existiert heute nicht. Wir werden sie erfinden müssen.“
Angeblich keine Überwachung der Benutzer geplant
Es gehe allerdings nicht darum, wahllos Gedanken zu lesen oder zu überwachen, versichert Dugan: „Du machst viele Fotos und entscheidest dich, nur einige davon zu teilen“, sagte sie bei ihrer Präsentation. „Ähnlich hast du viele Gedanken und du entscheidest, einige davon weiterzugeben.“ Dugan beschrieb das Konzept als: „Bequemlichkeit der Stimme, aber die Privatsphäre des Textes“. Um möglichen Kritiken schon im Vorfeld vorzubeugen, wolle man ein unabhängiges Panel bilden, das rechtliche, soziale und ethische Fragen klärt.
Die 54-Jährige Dugan war vor Facebook bei Googles Zukunftslabor und der Forschungsagentur DARPA des US-Verteidigungsministeriums. Bei Facebook leitet sie die Innovationsabteilung „Building 8“. Dort beschäftigt sich Facebook noch mit anderen Forschungsprojekten, wie der Möglichkeit, über die Haut zu „hören“. Dugan zeigte das Video eines Tests mit einer Frau. Diese konnte Worte anhand von Vibrationen eines Geräts am Arm erkennen. Den aktuellen „Sprachschatz“ aus neun Worten habe sie sich binnen einer Stunde angeeignet.
Tarnkappe.info