Todgeweihte leben länger. E-Books können sich laut einer aktuellen Hochrechnung der GfK weiterhin nicht gegen das gedruckte Buch durchsetzen.
Innerhalb des ersten Quartals 2016 sei der Absatz von E-Books um 6,3 % gestiegen, gab der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gestern bekannt. Durchschnittlich sollen die Preise für E-Books um 0,41 Cent gesunken sein. Der Umsatzanteil im Vergleich zu den gedruckten Büchern nahm mit 5,4 % leicht ab.
Die Firma GfK SE (Gesellschaft für Konsumforschung) erhebt gegen Bezahlung die Stammdaten des deutschen E-Book-Marktes, die dann der Börsenverein des Deutschen Buchhandels alle Vierteljahr bekanntgibt.
Markt für E-Books stagniert
Laut der aktuellen Hochrechnung ist das Interesse an E-Books in Deutschland ungebrochen. Zwar stieg die Nachfrage von Januar bis einschließlich März 2016 um 6,3 Prozent an. Allerdings bemängelt man, dass gleichzeitig der Preis für E-Books durchschnittlich um 5,9 Prozent gesunken sei. Wie es zu dieser Preissenkung kam, wird in der Pressemitteilung leider nicht ausgeführt.
Bei unserem oberflächlichen Blick auf den Markt konnten wir zumindest keine Preisänderung bei Verlagsbüchern (z.B. bei Neuerscheinungen) feststellen. Möglicherweise haben die Self Publisher am Verkaufspreis ihrer Werke gedreht, das ist aber reine Spekulation. Der gesunkene Preis soll aufgrund der gestiegenen Nachfrage keine nennenswerten Auswirkungen auf den Umsatz haben. Dieser blieb laut GfK im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit plus 0,1 Prozent nahezu auf gleicher Höhe.
Der Umsatzanteil der E-Books unter Ausschluss der verkauften Schul- und Fachbücher lag im ersten Quartal 2016 bei 5,4 Prozent. Im Vergleichszeitraum 2015 lag er bei 5,6 Prozent. Auch der Anteil der E-Book-Käufer in der deutschen Gesamtbevölkerung ab 10 Jahren blieb mit 3,3 Prozent und 2,2 Millionen Konsumenten konstant. Die komplette Infografik der Hochrechnung ist auch als PDF-Dokument verfügbar.
Kommentar
Ähnlich wie bei den Schallplatten leben die gedruckten Bücher als Todgeweihte länger, als mancher angenommen hat. Den Verlagen wird es recht sein, weil sie sich im Gegensatz zur Film- oder Musikindustrie bei dem verschwindend geringen Anteil an E-Books keine Sorgen um das Thema Online-Piraterie machen müssen. Das mag auch ein Grund sein, weswegen die meisten Verlage die anhaltende Urheberrechts-Problematik nach außen hin am liebsten totschweigen. Bei den wissenschaftlichen Werken hat die Branche den Kampf gegen die Online-Piraten laut Bonik & Dr. Schaale längst verloren, wenn sie diesen Kampf jemals ernsthaft geführt haben, was von den beiden Branchenbeobachtern ernsthaft bezweifelt wird.
Tarnkappe.info