Video-Ident-Verfahren, Geldschein, Euro
Video-Ident-Verfahren, Geldschein, Euro

Video-Ident-Verfahren: Polizei warnt vor Betrügern

Bei der Eröffnung eines Bankkontos ist das Video-Ident-Verfahren inzwischen eine gängige Praxis. Doch Kriminelle nutzen das Verfahren aus.

Im Ratgeber Internetkriminalität weist die Polizei Niedersachsen darauf hin, dass bei Internetkriminellen gerade eine Masche besonders beliebt ist. Es handelt sich dabei um das Video-Ident-Verfahren, das sich Betrüger zunutze machen. Diese richten sich auf Kosten ahnungloser Jobsuchender Bankkonten ein, um sie dann desweiteren zur Geldwäsche zu missbrauchen.

Video-Ident-Verfahren ausgetrickst

So setzen Internetbetrüger die neuen Techniken der Banken für ihre Zwecke ein und das Video-Ident-Verfahren macht es möglich. Kriminelle legen auf diese Weise online neue Bankkonten an, ohne sich selbst dafür ausweisen zu müssen. Zu diesem Zweck suchen sie Bewerber über Online-Stellenanzeigen, wie auf Ebay-Kleinanzeigen, die die Konten für sie eröffnen.

Dabei gehen die Täter sehr professionell vor. Sie nutzen für ihre Masche nachgemachte Webseiten und gefälschte Mailadressen. Gemäß LKA wäre beispielsweise das Bewerbungsportal der Deutschen Bahn so täuschend echt kopiert worden, dass es kaum von der Originalseite zu unterscheiden wäre. Die Täter fordern dann von den Bewerbern sensible, persönliche Daten, wie beidseitige Fotos des Personalausweises, einen Lebenslauf mit Foto, weitere Bewerbungsunterlagen, ein Selfie mit dem Personalausweis in der Hand sowie gegebenenfalls Bankdaten.

Kriminelle eröffnen Bankkonto in fremden Namen

Bereits mit diesen Daten wird durch sie die Eröffnung eines solchen Bankkontos eingeleitet. An die Bewerber ergeht eine Mitteilung mit präzisen Anweisungen, wie die zur Installation einer vollkommen legalen Video-ID-App, dass sie sich nun noch, anstelle eines persönlichen Bewerbungsgespräches, über ein Video-Ident-Verfahren identifizieren müssten. Hält sich der Jobsuchende an den Auftrag, so führt er das Verfahren durch. Zwar fragen die Mitarbeiter des Video-Ident-Verfahrens meistens nach, wofür man Identifizierung durchführen will. Wenn allerdings an dieser Stelle der Jobsuchende nicht erkennt, dass er nun tatsächlich ein reales Bankkonto eröffnet, ging der Trick der Gangster auf, die Falle ist zugeschnappt.

Zuvor leiten die Täter den Schriftverkehr zwischen Bank und dem Jobsuchenden auf sich um, sodass sie im Besitz aller nötigen Unterlagen für das Banking sind und der Weg ist frei, um das so neu eröffnete Konto für illegale Zwecke, wie Geldwäsche, zu verwenden. Der Jobsuchende hingegen wird dann hingehalten oder letztlich doch nicht „eingestellt“. Ihm fällt in der Regel der Betrug erst dann auf, wenn bereits polizeiliche Ermittlungen gegen ihn laufen.

Was tun im Fall der Fälle?

Wer sich bereits auf ein Video-Ident-Verfahren eingelassen hat, dem rät die Polizei, stets den Zweck der Überprüfung klar zu benennen. Solle man bekannt geben, man hätte sich auf ein Stellenangebot beworben. Daraufhin würde der Mitarbeiter des Video-Ident-Dienstleisters sofort auf den Betrug hinweisen und das Verfahren abbrechen.

Das Portal datenschutz-notizen.de weist zudem noch darauf hin, dass sich die Masche nicht auf vermeintliche Bewerbungsverfahren erschöpfen würde. Es gilt daher stets vorsichtig zu sein und auf Abstand zu gehen, tritt jemand mit der Bitte auf ein Video-Ident-Verfahren an einen heran. Zudem wäre ein gesundes Misstrauen angebracht, wenn man um einen Ausweis-Scan oder ein Selfie mit Ausweis gebeten wird. Diese Daten könnten auch völlig unabhängig von einem Video-Ident für kriminelle Zwecke missbraucht werden. Stets gilt daher. Bereits bei einem Verdacht auf Missbrauch sollte man die Polizei kontaktieren.

Bildquelle: webandi, thx! (CC0 1.0 PD)

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.