Nintendo erlaubt sich Switch-Bricking bei Modding und behält sich vor, manipulierte Switch-Konsolen per Fernzugriff zu deaktivieren.
Mit einem stillen Update seiner Endbenutzer-Lizenzvereinbarung (EULA) hat Nintendo einen folgenschweren Schritt vollzogen. Das Unternehmen kann künftig Konsolen deaktivieren, wenn der Verdacht auf nicht autorisierte Software oder Systemmanipulation besteht. Dieses Switch-Bricking bei Modding betrifft unter anderem Nutzer von Emulationstools, Homebrew-Apps oder selbst erstellten ROMs. Laut Nintendo ist dies eine Maßnahme zur Bekämpfung von Piraterie. Kritiker hingegen sehen darin digitale Selbstjustiz und stellen die Rechtmäßigkeit solcher Eingriffe in Frage.
Nintendo zieht die Schrauben an: Switch-Bricking als neue Waffe gegen Modding
Wie Game File berichtete, hat Nintendo still und leise seine Endbenutzer-Lizenzvereinbarung (EULA) für die Switch-Konsole überarbeitet. Der japanische Videospielkonzern räumt sich nun explizit das Recht ein, modifizierte oder zum Piraterieeinsatz genutzte Switch-Konsolen per Fernzugriff zu deaktivieren, also zu „bricken“. Das bedeutet, die betroffenen Geräte wären damit unbrauchbar, sowohl für Spiele als auch für andere Funktionen.
EULA-Schock: Was genau in den neuen Nutzungsbedingungen steht
In der aktualisierten EULA schreibt Nintendo, dass das Unternehmen seit dem 7. Mai 2025 „Maßnahmen ergreifen kann, einschließlich der dauerhaften Deaktivierung der Konsole“, wenn nicht autorisierte Software, ROMs, Hacks oder andere Modifikationen festgestellt werden. Dies umfasst unter anderem:
- das Verwenden von Homebrew-Software,
- das Installieren nicht autorisierter ROMs,
- das Umgehen von Kopierschutzmaßnahmen,
- sowie generelle Manipulationen am Betriebssystem der Switch.
Konkret ist es untersagt:
-Teile der Nintendo-Konto-Dienste zu veröffentlichen, zu kopieren, zu modifizieren, zurückzuentwickeln, zu vermieten, zu dekompilieren, zu disassemblieren, zu vertreiben, zum Verkauf anzubieten oder abgeleitete Werke davon zu erstellen.
-Funktionen oder Schutzmechanismen der Nintendo-Konto-Dienste zu umgehen, zu modifizieren, zu entschlüsseln, zu überwinden, zu manipulieren oder anderweitig zu umgehen, einschließlich der Verwendung von Hardware oder Software, die dazu führt, dass die Nintendo-Konto-Dienste anders als in Übereinstimmung mit der Dokumentation und dem Verwendungszweck funktionieren.
-Unerlaubte Kopien der Nintendo-Konto-Dienste zu beschaffen, zu installieren oder zu verwenden.
-Die Nintendo-Konto-Dienste in irgendeiner Weise anders als in Übereinstimmung mit der entsprechenden Dokumentation und dem beabsichtigten Verwendungszweck zu nutzen, in jedem Fall ohne die schriftliche Zustimmung oder ausdrückliche Genehmigung von Nintendo oder sofern nicht anderweitig ausdrücklich durch geltendes Recht gestattet.
Nintendo will damit gegen Piraterie, aber auch gegen Modding-Communitys und Emulationsnutzer vorgehen.

USA vs. Europa – EU-Recht als Schutzschild: Was Nintendo (nicht) darf
Zwar gelten die neuen Nutzungsbedingungen von Nintendo weltweit, doch ihre Ausgestaltung variiert je nach Region deutlich. In den USA äußert sich Nintendo besonders klar und behält sich ausdrücklich das Recht vor, manipulierte Konsolen vollständig zu deaktivieren – also zu „bricken“.
In Europa hingegen fällt die Wortwahl deutlich zurückhaltender aus. Hier ist in der Regel lediglich von digitalen Inhalten die Rede, die bei Verstößen gegen die Nutzungsbedingungen deaktiviert werden können. Eine direkte Erwähnung der Hardware – also der Konsole selbst – fehlt in den europäischen Fassungen der EULA bislang.
Hinzu kommt: Das europäische Verbraucherrecht bietet deutlich umfassenderen Schutz als das US-amerikanische Pendant. Ein pauschaler, von Nintendo eigenmächtig vollzogener Geräte-Ausfall stünde rechtlich auf äußerst wackeligen Beinen und wäre vermutlich kaum durchsetzbar. Dennoch bleibt ein Restrisiko: Zwar ist das Bricken der Hardware unwahrscheinlich, doch Nintendo kann weiterhin Maßnahmen wie Kontosperrungen oder den Entzug digitaler Inhalte ergreifen.
Nintendo setzt mit Switch-Bricking harte Linie gegen Emulation & Modding fort
Diese Maßnahme ist nur der jüngste Schritt in einer Reihe aggressiver Anti-Piraterie-Aktionen seitens Nintendo. Mit dem jüngsten Update positioniert sich Nintendo einmal mehr als Hardliner gegen Emulation, Modding und Community-Projekte.
Fazit: Eigentum nur noch auf Zeit?
Die überarbeitete EULA bringt mit der Androhung von Switch-Bricking grundlegende Fragen zur Kontrolle über gekaufte Hardware und zur digitalen Selbstbestimmung auf. Die Debatte über die Rechte von Konsumenten im digitalen Zeitalter und die Kontrolle, die Hersteller über ihre Produkte ausüben, konkret über DRM-Systeme und Fernzugriffsrechte von Konzernen bekommt mit diesem Schritt von Nintendo eine neue Dimension.