Schon vor mehreren Wochen feierte das Invisible Internet Project (I2P) sein 20-jähriges Bestehen. Wir erzählen, wie es damals dazu kam.
Happy Birthday I2P! Bereits in der ersten Episode unseres Podcasts haben wir gesagt, dass man zwar mithilfe eines VPN-Dienstes seine IP-Adresse verschleiern und damit alle Browser-Transfers verschlüsseln kann. Doch von der Erreichung einer vollumfänglichen Online-Anonymität ist man trotzdem noch weit entfernt.
Ob es einem gefällt oder nicht. Der eigene Browser überträgt trotz VPN weiterhin jede Menge Informationen an die Seitenbetreiber. Die Daten können gesammelt, ausgewertet und an Dritte verkauft werden.
Alles Gute zum zwanzigjährigen Bestehen, I2P!
Um der Anonymität im Internet näher zu kommen, gibt es verschiedene separate Netzwerke. Diese schützen unsere Privatsphäre in allen Belangen. Genauer gesagt, sie versuchen es technisch gesehen, so gut es eben geht. Das „Invisible Internet Project“ (I2P) funktioniert dabei ganz anders als beispielsweise das Tor-Netzwerk.
Die Verbindungen werden bei I2P dezentral von Teilnehmer zu Teilnehmer aufgebaut. Die Daten werden zudem extra verschlüsselt. Netzwerke, die man dem Darknet zuordnen kann, ziehen leider naturgemäß neben Dissidenten und Journalisten auch Cyberkriminelle an, die darüber ihre Geschäfte abwickeln wollen.
Ein wenig zur Geschichte von I2P
Im Oktober 2001 beschrieb der User 0x90 aka Lance James erstmals öffentlich seinen Traum. Sein Ziel war es schon vor über 20 Jahren, „die höchsten Sicherheits- und Datenschutzstandards für das weit verbreitete, aber notorisch unsichere Internet zu schaffen.“ Ein neues Internet bestehend aus Peer-2-Peer-Verbindungen mit Gleichgesinnten sollte daraus zum Schutz aller Teilnehmer entstehen.
Aus diesem Konzept erschuf die Organisation namens InvisibleNET das sogenannte „Invisible IRC Project“ (IIP). Später wurde daraus I2P. Mit dem IRC hat dieses Netzwerk freilich kaum noch etwas gemeinsam, es ist viel breiter aufgestellt. Es gibt für verschiedene Zwecke unterschiedliche Programme, die man einsetzen kann. I2PSnark ist ein BitTorrent-Client, I2P-Bote ein E-Mail-System. Daneben gibt es Clients für Datenspeicher, eigene Messenger, Blogging-Tools und vieles mehr.
Das Netzwerk ist so aufgebaut, dass es undurchdringlich ist und sich selbst steuern und notfalls auch verteidigen kann. I2P fügt dem Netzwerk mindestens eine zusätzliche Verschlüsselungsschicht hinzu, um die User vor jeglicher Überwachung und Kontrolle zu bewahren.
Mehrere Projekte mit einem gemeinsamen Ziel
Bis 2003 gingen mehrere ähnliche Projekte online. Die größten waren damals das Freenet Project, GNUNet und Tor. Alle diese Projekte verfolgten das Ziel, eine Vielzahl an Daten zu verschlüsseln und zu anonymisieren. Später kam Zeronet hinzu. Es gab noch weitere Projekte wie zum Beispiel Anomos, welches aber wieder eingestellt wurde. Anfang 2003 trat ein neuer anonymer Entwickler, „jrandom“, dem I2P-Projekt bei. Sein ausdrückliches Ziel war es, die Charta vom Invisible IRC Project (IIP) zu erweitern. Einige Protokolle wurden umgeschrieben, die Codebasis übertrug man von C in die Programmiersprache Java. Später nannte man die Software komplett um.
Freie Software für freie Menschen
jrandom hatte auch ganz eigene Ansichten bezüglich der Ausrichtung des Projekts. Er setzte sich stark für Open Source im Allgemeinen und freie Software im Speziellen ein.
Außerdem wollte er von Anfang an das eigene Projekt vor jeglichen Organisationen schützen, die über „unbegrenzte finanzielle und politische Ressourcen“ verfügen. Er glaubt, die Gefahr wäre ansonsten zu groß, sich von Dritten, ihren Mitteln beziehungsweise deren manipulativem Betreiben abhängig zu machen.
Im Sommer kam der spätere Paket-Manager zzz dazu, mit dem wir vor Jahren ein ausführliches Interview durchgeführt haben. Zum Jahreswechsel 2007/2008 kam I2P zu einem kompletten Stillstand. Schon die aktuelle Versionsnummer zeigt, wie langsam die Entwicklung voran ging. Derzeit verwenden die Nutzer Version 1.5.0. Bis zur ersten offiziellen Version, die oberhalb von 1.0 ist und somit keinen Beta-Status mehr besitzt, vergingen nicht weniger als 9 (!!!) Jahre.
Wer sich die komplette Geschichte dieses Netzwerks durchlesen möchte, kann dies auf dem eigenen Blog tun. Der Beitrag schließt mit der Aufforderung, dass das Team I2P mindestens weitere 20 Jahre fortsetzen sollte. Dem haben wir wenig hinzuzufügen.
Nur eines: Die Notwendigkeit, sich online vor dem allgegenwärtigen Tracking und dem Treiben mancher IT-Konzerne und Geheimdienste zu schützen, ist heute größer denn je. Man muss wahrlich kein Krimineller sein, um den Wunsch zu hegen, auch digital abgeschieden zu sein.
Wer I2P ausprobieren will, kann sich die plattformübergreifende Software von hier herunterladen.