Im September vergangenen Jahres gelang es Fahndern, als Ergebnis von fast fünfjähriger Ermittlungsarbeit, den Cyberbunker, der als „Bulletproof Hoster“ galt, in Traben-Trarbach auszuheben. Bereits heute erhob die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz Anklage gegen acht Tatverdächtige. Vorgeworfen wird der Betreiber-Bande das Bilden einer kriminellen Vereinigung und Beihilfe zur Verbreitung von Drogen, Falschgeld und Kinderpornografie, berichtet die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz in einer Pressemitteilung.
Cyberbunker: Schaltstelle von Darknet-Geschäften
Das Rechenzentrum war gemäß den Ermittlungen die Schaltstelle, über die Kriminelle aus der ganzen Welt millionenschwere illegale Darknet-Geschäfte abgewickelt haben. Jürgen Brauer, Leiter der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz, gibt an, über die Server sollen über eine halbe Million Fälle von Drogenhandel, Datenhehlerei in gut 500 Fällen, Falschgeld-Deals, Verbreitung von Kinderpornos sowie Computersabotage in mehr als einer Million Fälle, Mordaufträge und Cyberangriffe gelaufen sein.
Zwar hätten die Angeschuldigten die Taten nicht selbst begangen, hätten sie jedoch durch die Server-Bereitstellung „maßgeblich unterstützt und gefördert“, führt Brauer an. Zudem wären ihnen die besonderen Aktivitäten bekannt gewesen. Immerhin warb der Cyberbunker damit, mit höchsten Sicherheitsstandards kriminelle Kunden vor dem Zugriff staatlicher Organe zu bewahren. Somit lautet die Anklage auf Beihilfe.
Umfangreiche Datenauswertung dauert noch an
Fakt ist jedoch, dass es drei physische und 31 virtuelle Server gibt, die durch ihre Verschlüsselung nicht für die Ermitteler zugänglich sind. Für die „zeitintensive Auswertung“ hat man beim LKA Rheinland-Pfalz extra eine 20-köpfige Soko mit Namen „Lux“ ins Leben gerufen. Gemäß Generalstaatsanwaltschaft hätten die Ermitteler bisher allerdings bei der Server-Auswertung noch keine einzige legale Webseite oder legalen Service gefunden. Bis die Auswertung abgeschlossen ist, könnte es noch mindestens ein Jahr dauern.
Cyberbunker als Zentrum zahlreicher illegaler Aktivitäten
Neben den Angriffen auf 1,25 Millionen Telekom-Router Ende November 2016 seien noch zahlreiche andere illegale Geschäfte über das Rechenzentrum abgewickelt worden. So zählten zum festen Kundenstamm Darknet-Markets, wie Cannabis Road, das Untergrund-Forum Fraudsters sowie die Plattformen Flugsvamp 2.0, orangechemicals, acechemstore und lifestylepharma.
Zudem stellte das LKA Rheinland-Pfalz auf den Servern der Angeschuldigten eine Auflistung von 6.581 Darknet-Webseiten fest. Bei diesen verlinkten Seiten handelte es sich um betrügerische Bitcoin-Lotterien, Darknet-Marktplätze für Betäubungsmittel, Waffen, Falschgeld, Mordaufträge und Kinderpornographie.
Es sei damit zu rechnen, dass gegen die Seiten-Betreiber noch Verfahren eingeleitet werden. Allerdings werde die Koblenzer Behörde diese nur teilweise selbst führen: „Wir werden aber auch andere Staatsanwaltschaften und Zentralstellen der Bundesrepublik um Hilfe bitten, weil wir von der Vielzahl der Verfahren überfordert wären.“
Acht Angeklagte sehen einer Verhandlung entgegen
Diese Team-Mitglieder sorgten für die Abwicklung der Kundenaufträge in technischer Hinsicht und hielten die IT-Infrastruktur am Laufen. Einer der acht hat mit „umfangreiche Angaben“, die sich mit den bis dato durchgeführten Ermittlungen decken, zur Aufklärung beigetragen. Die Anklage hat man zur Jugendkammer des Landgerichts Trier erhoben, da zwei der Angeschuldigten zur Tatzeit noch Heranwachsende waren. Ein Prozess-Termin steht noch nicht fest.
Cyberbunker 3.0 in Vorbereitung
Gerüchten zufolge soll der Cyberbunker 3.0 schon längst online sein.
Tarnkappe.info