Zwei Hände werfen Stimmzettel in eine Wahlurne
Zwei Hände werfen Stimmzettel in eine Wahlurne
Bildquelle: mohamed_hassan, Lizenz

Wahlbetrug: YouTube-Algorithmus bestärkt Skeptiker

Skeptiker sehen laut einer Studie drei Mal häufiger Videos über Wahlbetrug bei der US-Wahl 2020 auf YouTube, als Nicht-Skeptiker.

Laut einer neuen Studie spielte der YouTube-Algorithmus ausgerechnet jenen Personen, die bei der vergangenen US-Wahl besonders skeptisch hinsichtlich der Legitimität der Wahlen waren, vermehrt Videos über Wahlbetrug aus. Generell sind solche Videos auf der Plattform jedoch gar nicht erwünscht.

Der YouTube-Algorithmus zeigt das, was der Nutzer sehen will

Wie The Verge berichtet, gab es insgesamt nur sehr wenige YouTube-Videos über Wahlbetrug. Dennoch sahen skeptische Anwender diese Inhalte dreimal häufiger als die weniger skeptischen Benutzer. Und das erscheint logisch. Denn YouTube schlägt selbstverständlich immer genau die Inhalte vor, für die sich die Nutzer am ehesten interessieren. Denn das Videoportal möchte ja, dass der Anwender weiter schaut, um ihm noch mehr Werbung auszuspielen und dadurch weitere Einnahmen zu generieren.

„Wenn ich ein Fan von Country-Musik bin und neue Country-Musik finden will, ist ein Algorithmus, der mir Inhalte vorschlägt, von denen er glaubt, dass sie mich interessieren, eine gute Sache.“

James Bisbee, einer der Studienautoren

Studie befragte mehr als 300 Personen zur US-Wahl 2020

Trump sieht sich als Opfer eines Wahlbetrugs
Opfer eines Wahlbetrugs? Donald Trump
Quelle: heblo

Das Team hinter der Studie befragte mehr als 300 Personen zu den Präsidentschaftswahlen der USA im Jahr 2020 hinsichtlich ihrer Einstellung zu einem möglichen Wahlbetrug. Die Forscher fragten beispielsweise, wie besorgt die Menschen über Wahlfälschungen und die Einmischung ausländischer Regierungen sind und ob das Ergebnis der Wahl aus ihrer Sicht rechtmäßig war.

Es folgte außerdem ein Experiment, bei dem man jeder Person ein Video zuwies, mit dem sie beginnen sollte. Anschließend gab man ihr dann einen Pfad vor, dem sie durch die Anwendung folgen sollte. Dabei sollten die Teilnehmer beispielsweise jedes Mal auf das zweite empfohlene Video klicken.

YouTube verringert den Anteil der Videos über Wahlbetrug aktiv

Das Ergebnis der Untersuchung zeigte, dass die Skeptiker im Durchschnitt 12 Videos über Wahlbetrug sahen, die Nicht-Skeptiker hingegen nur vier. Und auch bei der Art der Videos gab es Unterschiede. So sahen die Skeptiker eher Videos, die Behauptungen über Wahlbetrug unterstützen. Dennoch ist der Anteil dieser Videos an der Gesamtzahl von rund 400 Videos, die die Teilnehmer sahen, generell sehr gering.

Im Nachhinein soll dieser Anteil sogar noch weiter zurückgegangen sein. Denn YouTube hatte im Anschluss angekündigt, Videos zu entfernen, in denen behauptet wird, dass es bei den Wahlen 2020 zu Wahlbetrug gekommen sei. In einer E-Mail an The Verge bekräftigte die YouTube-Sprecherin Elena Hernandez, dass „die Richtlinien der Plattform keine Videos zulassen, in denen fälschlicherweise behauptet wird, dass es bei den Wahlen 2020 Betrug gab.

Offenbar hat Donald Trump sich selbst eine Falle gestellt. So war er es doch, der 2019 eine „verstärkte Kontrolle der freien Meinungsäußerung im Internet und auf allen Webseiten“ forderte. Nun wird ihm ebendieser Apparat offenbar selbst zum Verhängnis.

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.