Tarnkappe.info wagt eine Übersicht der E-Book Piraterie im Web. Quo vadis - wer von den ganzen illegalen Anbietern ist übrig geblieben?
Wir wollen ab sofort in regelmäßigen Abständen einen Überblick über die illegale deutsch- und englischsprachige E-Book Szene anbieten. Seit dem Weggang von TorBoox hat sich viel getan, zahlreiche Wettbewerber haben das Zeitliche gesegnet. Quo vadis E-Book Piraterie, wer von den ganzen Anbietern ist eigentlich noch übrig geblieben?
E-Book Piraterie
Dies ist übrigens keine Anleitung zu einer illegalen Handlung. Der Besuch der Webseiten ist ausnahmslos legal, lediglich der Bezug oder das zur Verfügung Stellen urheberrechtlich geschützter Werke ist es nicht. Die illegalen Quellen werden alphabetisch sortiert, die Reihenfolge stellt somit keine Gewichtung dar. Wer eine Art Bestenliste (Toplist) für E-Books benötigt, muss diese woanders suchen.
Grundsätzlich gilt: Die Betreiber der Sharehoster sind wegen E-Books wenig begeistert, weil ihnen die Leser keine Premium-Kunden bringen. Die E-Books sind im Gegensatz zu PC Spielen oder Filmen einfach viel zu klein, um die Nutzer zu einem Bezahlaccount zwingen zu können. Der juristische Druck und die Kosten, die von den Verlagen aufgebaut wird, ist aber ähnlich groß wie der von den Filmstudios oder Herstellern von Software.
Die illegalen Anbieter von A bis Z
AllMacSoft.com
AllMacSoft.com: Eine Warez-Seite, wo es alles und nichts gibt – auch jede Menge englischsprachige Hörbücher und E-Books. Die Downloads werden an die Sharehoster vermittelt.
Avaxhome, die erste – das Original
Diese Webseite hat mit der URL avxhome.se einen unglaublichen Absturz erlebt. Noch vor einem halben Jahr verzeichnete man dort monatlich über 11 Millionen Seitenzugriffe, im September 2016 waren es nur noch 150.000. Dafür unterhält man diverse Mirrors, die bei avaxhome-mirrors.pw aufgeführt werden. Alles andere sind böse Nachahmer, wie man schreibt. Auf facebook.com/AvaxHomeTrue wird im Detail angekündigt, welche Werke neu auf den Sharehostern hochgeladen wurden. Darunter viele englischsprachige Magazine, Comics und sogar Musik und gecrackte Programme.
Avaxhome – ein Nachahmer?
Bei https://www.avaxhome.co (die Domain wurde mal wieder geändert, ohne m am Ende ist korrekt) werden Freunde englischsprachiger Literatur, Zeitschriften, Comics und mehr bedient. Die Downloads finden bei Uploaded.net statt, auf der Webseite selbst werden keine Werke gehostet. Die Kategorisierung ist etwas chaotisch, so werden auch Verlage als Kategorie verwendet, Springer dürfte sich darüber wohl weniger freuen.
Fazit: Das Ganze ist etwas chaotisch mit recht viel Werbung und zudem nichts für Freunde deutschsprachiger Werke.
E-Book Piraterie via BitTorrent
Im englischsprachigen Bereich ist es üblich, die neuesten Bücher per BitTorrent verfügbar zu machen. Die deutschsprachigen Piraten machen das nicht. Trotzdem sollte man BitTorrent-Indexseiten wie The Pirate Bay, ExraTorrent u.v.m. unbedingt als Quelle nennen. Wer allerdings keine Abmahnung bekommen möchte, sollte sein Geld in einen VPN-Anbieter stecken. Für ein paar Euro monatlich kann man sich so effektiv gegen hochpreisige Schreiben von Rechtsanwaltskanzleien schützen, die auch im Auftrag von Verlagen tätig sind.
Die meisten P2P-Index-Seiten haben sogar einen eigenen Bereich für E-Books, so auch TPB. Allerdings sind die Index-Seiten heftig unter jursitischen Beschuss geraten, seit der Verhaftung des Betreibers von KickAssTorrents haben einige Wettbewerber aus Sicherheitsgründen aufgegeben.
Boerse.to, boerse.sx & myGully.com
Boerse.to folgte dem im November 2014 aus Sicherheitsgründen offline gegangenen Forum Boerse.bz. Wer dort eingeloggt ist, kann auch die Links zu den Sharehostern sehen. Viele Antipiracy-Firmen konzentrieren sich beim Versand ihrer Abuse-Mails auf Boerse.to, boerse.sx und myGully.com. Aufgrund der anhaltenden Popularität und großen Aktivität auch im Bereich E-Books ist es nicht verwunderlich, dass GVU & Co. seit Monaten intensiv versuchen, diese beiden Foren von der Bildfläche zu bekommen.
Fazit: Die Dokumentenbörse beider Anbieter ist gigantisch, die Nutzung der Forensoftware ist für weniger technisch versierte Nutzer anfangs sicher ein Hindernis.
BookSC für wissenschaftliche Werke, BookZa für den Rest
Die Betreiber haben häufiger Probleme mit ihrer Domain, BookZa musste auf Betreiben von Verlagen schon öfters umziehen. Seit einigen Monaten ist dieses illegale E-Book-Portal unter bookzz.org erreichbar. BookZa dürfte mit weiter über 2.6 Millionen angebotenen Downloads die weltweit größte illegale E-Book Sammlung sein. Die deutschsprachigen Werke machen aber nur einen kleinen Anteil aus, dafür sind dort neben Belletristik-Titeln auch Fachbücher verfügbar. BookSC ist unter booksc.org der Ansprechpartner für rein wissenschaftliche Werke.
Offenbar betreiben die Macher noch mehr Portale. So verweist www.wsmicrobiology.com vielfach auf Download-Links bei BookZa (ehemals BookOS), Google Docs und course.zjnu.cn – man weiß ja nie, welcher der Links abused wird. Da gehen die Betreiber lieber mit mehreren Quellen auf Nummer sicher.
Buchpirat.org
Der Buchpirat ist nicht gerade einer der größten Vertreter seiner Art. Aber das Angebot ist gut sortiert und wurde übersichtlich gestaltet. Wer die aktuellen Bestseller sucht, ist hier gut aufgehoben. Vom ursprünglichen Konzept, dass man sich bei Buchpirat.org zunächst anmelden muss um zu den Download-Links zu gelangen, ist man mittlerweile abgewichen. Offenbar hat diese Hürde zu viele Besucher abgeschreckt. Wer auf die Links klickt, landet bei einem der Filecrpter und dann bei einem Sharehoster, von wo das Werk bezogen werden kann.
DarkLight beta
Bei der Webwarez-Seite DarkLight.to gibt es ebenfalls eine recht große Abteilung für E-Books. Die Werke werden wie üblich per Sharehoster angeboten, ein kostenpflichtiger Premium-Account ist aufgrund der geringen Größe der Dateien nicht erforderlich. Fans von aktuellen Zeitschriften und einiger populärer Bücher werden hier immerhin fündig.
EbookDDL.org – Klein aber fein
Unzählige Comics, Fachbücher und Zeitschriften sind beim recht neuen E-Book Portal ebookddl.org verfügbar, daneben sind auch einige Video Tutorials im Angebot. Das Layout ist übersichtlich, die Werbung nicht zu aufdringlich. Die Nutzung ist kostenlos, die Archive werden bei Sharehostern bezogen. Man kann sich dort registrieren, das ist aber für die Nutzung nicht weiter erforderlich.
ebook-hell
Nein, einen Designerpreis wird man für die Gestaltung der Webseite sicher nicht bekommen. Trotzdem bietet ebook-hell alles, was sich der Downloader wünscht. Neben Comics, Fachbüchern, Hörbüchern und Zeitungen auch Musik, Programme und ein paar Porno-Videos. Wie üblich werden die Dateien nicht auf den eigenen Servern gehostet, sondern auf Sharehoster verwiesen. Monatlich werden bei ebook-hell.to über zwei Millionen Seitenzugriffe generiert, damit ist dieses Warez-Portal alles andere als klein.
ebook-land.cc – E-Books per Sharehoster
Die „Bücher-Börse“, wie man sich selbst nennt, musste die Domain wechseln und ist jetzt unter ebook-land.cc verfügbar. Das Forum sieht zwar nicht sonderlich modern aus. Wer sich registriert hat, kann allerdings auf ein großes Portfolio zugreifen. Die Werke werden den Besuchern allesamt per Sharehoster zum Download angeboten.
ebook3000.com
Riesige Fundgrube an illegalen Zeitschriften und PDF-Dokumenten, die allesamt über die Filehoster OnMirror.com und Longfiles.com bezogen werden. Die meisten Werke sind in englischer Sprache. Der angebliche „fast download“ ist nichts weiter, als Werbung für den kommerziellen Usenet-Provider (superior-download.com bzw. firstclass-download.com), wo Abos vertrieben werden. Neben den Werbe-Bannern finanziert sich die Seite darüber.
Fazit: ebook3000 ist völlig uninteressant, sofern man kein Englisch kann. Es ist aber ganz interessant, sich dort ein wenig umzuschauen. Für die Benutzung der Webseite fallen keine Gebühren an.
ebookee.com
ebookee.com ist nur etwas für Leser englischsprachiger Werke. Dort werden einem diverse englischsprachige Werke und auch wissenschaftliche Arbeiten angeboten. Eine Anmeldung ist nicht nötig, auch die spartanisch aussehende Benutzerführung ist in englischer Sprache gehalten. Wer für den Download keinen Sharehoster in Anspruch nehmen will, kann viele E-Books auch via BitTorrent herunterladen, was man in Deutschland aufgrund der Abmahngefahr lieber lassen sollte.
FreeScience.info – Science for All
Die Seite kann in drei Sprachen bedient werden. Allerdings wurden dort ausschließlich wissenschaftliche Bücher in englischer Sprache hinterlegt. Nach eigenen Angaben können dort rund 2.000 wissenschaftliche Werke direkt als PDF oder in anderen Formaten heruntergeladen werden. Belletristik wird man hier nicht finden.
Freesoft Board Community
Das Forum Freesoft ist zwar nicht gerade hübsch anzuschauen. Trotzdem werden dort schon seit längerer Zeit diverse deutschsprachige Werke angeboten, eine Registrierung vorausgesetzt. Für die Besucher sind die Download-Links nicht sichtbar.
Lesen.to – WordPress went Warez
Das Warez-Weblog Lesen.to stellt ebenfalls eine feste Größe dar. Zwar tut sich nicht mehr sonderlich viel dort, aber die aktuelle Spiegel Bestsellerliste wird noch immer regelmäßig verfügbar gemacht. Das komplette Archiv bezieht man dann bei einem Sharehoster. Ab und zu streiken mal die Server und die Seite ist mehrere Tage down, danach läuft Lesen.to aber wieder einwandfrei. Die betreiben ihre E-Book Piraterie offenbar recht entspannt.
Library Genesis – einer der weltweit führenden Anbieter
Ähnlich wie Sci-Hub wird dort Bildung kostenlos angeboten. Zwar sieht die Library Genesis unter der URL wenig attraktiv aus. Doch die Anzahl der angebotenen E-Books und wissenschaftlichen Werke ist gigantisch. Alle Bücher werden ohne Umweg direkt zum Download angeboten. Die früher längere Zeit benutzte Domain Libgen.org wurde zwischenzeitlich mal wieder von einem Verlag beschlagnahmt. Bei der Popularität der Webseite und ihrem Angebot wird dies nicht der letzte und dennoch erfolglose Versuch sein, bei diesem Giganten die Stecker zu ziehen. Sollte mal wieder eine Domain klemmen, wird man über neue Ersatz-Domains auf der Facebook-Seite des Anbieters informiert.
LuL.to ist Geschichte!
Im Sommer knallte es gar heftig im Gebälk, als die Polizei LuL.to (Lesen und Lauschen) vom Netz und mehrere Verdächtige gefangen nahm. Seitdem gibt es keinen Nachschub mehr, weil offenbar niemand außer den LuL-Betreibern neue E-Books gekauft hat, um sie der Öffentlichkeit illegal zur Verfügung zu stellen. Wie geht es weiter mit der E-Book Piraterie ?
MagazinesDownload.org
Der Name dieser illegalen Seite für Zeitschriften aller Art ist Programm. Hier findet man beispielsweise Magazine aus dem Bereich Autos, Computer, Erotik, Fotos oder Gaming. Die meisten sind in englischer Sprache, daneben sind aber auch einzelne Zeitschriften in Deutsch und Russisch verfügbar. Die Dateien werden über diverse Sharehoster angeboten.
Monoskop.org
550.000 Seitenzugriffe konnte dieser sehr spezielle Anbieter in den letzten Monaten generieren. Die Werke sind alle in englischer Sprache und DRM-frei. Die Suchfunktion ist etwas verwirrend, weil dort auch auf externe Webseiten verwiesen wird, die mit einer Dokumentensuche nichts gemeinsam haben. Der Aufbau ist logisch und ähnelt einem Wiki, was kein Zufall ist.
MyBoerse.bz
Ähnlich wie Boerse.to und myGully.com ist MyBoerse.bz ein weiteres illegales Forum, wo ebenfalls eine große Dokumentenbörse angeboten wird. Nervig ist die versteckte Werbung für den Usenet-Provider usenet.nl. Wer ohne Anmeldung auf Download klickt, wird lediglich dorthin gelockt, wo man ein kostenpflichtiges Abo abschließen soll. Die Links zu den Downloads bei den Sharehostern sind auch hier nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Wer sich mit der Forensoftware auskennt, wird sich auch hier sofort zurechtfinden.
Sci-Hub – der Gigant für Studenten
Nach mehreren Beschlagnahmungen der Domain ist die Seite für wissenschaftliche Werke momentan unter erreichbar. Alternative Domains sind sci-hub.bz und sci-hub.cc für den Fall, dass man .io auch mal wieder sperren sollte, was schon mal im Frühjahr 2016 geschehen ist. Fazit: Für Studenten ist hier alles für lau drin, was Frau und Mann so an englischsprachiger Literatur an der Uni braucht. Belletristik sollte man woanders suchen. Sollte die Domain mal wieder weg sein, die Betreiber haben eigene Seiten bei vKontakte, Facebook und Twitter.
Scribd.com – das Megaupload für E-Books
E-Book Piraterie geht auch anders. Ohne vorherige Anmeldung geht bei Scribd.com mal so gar nichts. Für knapp 9 Dollar monatlich gibt es dort eine All-You-Can-Read-Flatrate, der erste Monat des Abos ist allerdings kostenlos. Die Betreibergesellschaft (ein US-Unternehmen) kann oder will die über 40 Millionen angebotenen Werke nicht auf ein bestehendes Copyright überprüfen. Auch auf den Piratenjäger Manuel Bonik macht die Seite den Eindruck, dass hier gegen Bezahlung Schwarzkopien in Masse angeboten werden. Die Seite ist schick und leicht bedienbar. Beim Alexa Ranking liegt die Seite unter den ersten 300 meist genutzten Webseiten überhaupt. Protest von Seiten der Autoren und Verlage gibt es schon lange. Geändert hat sich am Megaupload für schwarzkopierte E-Books und Magazine trotzdem wenig. Wer will, kann als Rechteinhaber eine gefundene Datei löschen lassen. Diese ist wahrscheinlich wenige Stunden später mit einem anderen Namen bzw. Link wieder online.
E-Book Piraterie im Usenet
Auf den Binärbereich des Usenet kann man auf zwei unterschiedliche Arten zugreifen. Die teils zensierte Version ist die der öffentlichen NZB-Suchmaschinen. NZB ist das Format, ähnlich wie Torrent-Links, womit der Download des Archivs gesteuert wird. Nzbclub.com ist nur einer von vielen Suchmaschinen im Netz. Völlig unzensiert geht es in den Usenet-Foren zu, wo die hochgeladenen Dateien passwortverschlüsselt und anonymisiert werden. Statt des Titels ist im Usenet nur eine wirr aussehende Kombination aus Zahlen und Ziffern sichtbar. Die IT-Firmen müssten schon die ganzen Foren wie Usenet4ever, GhostOfUsenet etc. gezielt durchsuchen, wenn sie das Usenet zumindest teilweise von den Werken ihrer Auftraggeber befreien wollen. Dieser Aufwand ist vielen Firmen einfach zu groß. Sie lassen die Werke lieber automatisiert löschen, die Einträge der Foren bleiben hingegen bestehen. Die meisten Usenet-Foren haben auch eine Dokumentenbörse, wo neben Zeitungen und Comics unter anderem zahlreiche deutschsprachige Werke verfügbar gemacht werden.
WorldMags.net
Der Slogan „Magazines from all over the world“ passt hier wie die Faust auf’s Auge. Die Webseite ist genauso wie MagazinesDownload aufgebaut. Auch hier werden die Zeitschriften über einen Sharehoster zum Download angeboten. Neben unzähligen englischsprachigen Magazinen ist auch der Focus, das Handelsblatt, F.A.Z., die BILD-Zeitung und viele andere deutsche Publikationen im Angebot. Die Suche macht das Finden ganz einfach.
P.S.: Wer sich für weitere Hintergründe zum Thema E-Book Piraterie interessiert, sollte sich das Interview mit Alexandra Elbakyan (Sprecherin von Sci-Hub), unser Interview mit Piratenjäger Manuel Bonik oder unseren Jahresrückblick aus 2013 durchlesen.
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Beitragsbild: Johannes Jansson/norden.org, thx! (CC BY 2.5 DK)