Mr. Robot
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Mr. Robot: Rezension der neuen TV-Serie

Die Serie Mr. Robot ist genau der Stoff, auf den wir seit Jahren gewartet haben. Es geht um IT Security, die ohne Showeffekte auskommt.

Mr. Robot ist genau die Serie, auf die wir seit Jahren gewartet haben. Es geht um IT Security, die glücklicherweise ganz ohne Showeffekte auskommt. Außerdem um sehr intelligente, kontaktscheue Menschen mit starken Persönlichkeitsstörungen und Angstzuständen. Die Gruppe fsociety plant nicht weniger, als den Hack der Hacks, um das vorherrschende Finanzsystem zu zerschlagen. Bei der IMDb bekam die Serie 8,9 von 10 möglichen Punkten.

Der Hauptdarsteller ist die leibhaftige Tarnkappe.

Elliot Alderson ist so unauffällig gekleidet, wie es nur geht. In einer der ersten Szenen spricht er den Besitzer einer Kaffeehauskette an. Das WLAN sei sehr schnell hier, bemerkt der etwa 20-jährige Hacker. Doch hinter allen positiven Dingen verbergen sich negative, das ist sein Lebensmotto. Deswegen hackte er sich in das Netzwerk der Firma ein, um nachzuschauen. Dort bemerkte er eine Webseite innerhalb des Tor-Netzwerkes, wo unzählige Kinderpornos zum Download angeboten werden. Der indische Geschäftmann tut anfangs so, als wüsste er von nichts. Danach bezichtigt er den Unbekannten, ihm ginge es nur ums Geld. Wenn er jetzt anfangen würde zu bezahlen, hätte dies kein Ende mehr, befürchtet er. Doch der Inder irrt sich, der Sohn von Mr. Robot will ihn nicht erpressen. Er hackt, um die Realität zu korrigieren. Er hackt das echte Leben um ihn herum, nur sein eigenes hat er trotz seiner enormen Fähigkeiten nicht im Griff. Während er tagsüber für ein Sicherheitsunternehmen die Reichen der Reichen schützt, tritt er in seiner Freizeit einer Hackergruppierung namens fsociety bei, die alles Geld der Welt verschlüsseln und unbrauchbar machen will. fsociety mr. robot

Synchronisation leider unzureichend

Wer sich Mr. Robot anschauen will, sollte dies unbedingt im Original tun. Manche Fachbegriffe werden bei der Synchronisation nur sehr unzureichend übersetzt. Lame übersetzt man als lahm und auch sonst kann die deutsche Stimme des Hackers nicht mit der mit Energie aufgeladenen Stimme des Schauspielers Rami Malek mithalten. Überhaupt geht viel Atmosphäre verloren, wenn man sich die Serie nicht in Englisch anschaut. In manchen einschlägigen Streaming-Seiten sind Versionen mit deutschen Untertiteln verfügbar, sollte man den Inhalt ansonsten mangels Sprachkenntnis nicht verstehen können. Der P2P-Bog TorrentFreak rechnete jüngst aus, dass die Serie in den Tauschbörsen im Verlauf dieses Jahres rund 3.5 Millionen Mal verbreitet wurde. Damit steht Mr. Robot an Platz 6 der meist gesharten Serien. Doch die meisten Zuschauer dürften aus den USA, Kanada & Co. kommen. Hierzulande ist die Serie weit weniger bekannt. In Deutschland bietet Amazon Prime einzelne Folgen oder wahlweise die komplette erste Staffel zum Kauf an. Bis die Hacker im Free TV verfügbar sind, dürfte noch etwas Zeit vergehen, die Erstausstrahlung war in den USA im Juni 2015. Monate später war Mr. Robot hierzulande erstmals bei Netflix verfügbar.

Mr. Robot: Geld ist nichts weiter als ein Betriebssystem, das man hacken kann.

Der Macher der Serie, Sam Esmail, der bei einigen Folgen auch für das Drehbuch verantwortlich ist, war schon lange von der Hackerszene begeistert. Er suchte für Mr. Robot nach Möglichkeiten, Gruppierungen wie Anonymous so realitätsnah wie möglich darzustellen. Geld ist für die Hacker nichts weiter als eine Illusion. Es ist ein Betriebssystem, in das man eindringen und das man vernichten kann. Facebook wird übrigens als Stätte der Eitelkeiten bezichtigt. Dort wo die Geheimdienste alle Daten sammeln und auswerten, kann sich jeder für lau präsentieren und macht sich somit komplett durchschaubar. Damit will der Hacker nichts zu tun haben. Er braucht keine Nabelschau oder eine Egostimulation, mit seinen eigenen Stärken und Schwächen kennt er sich auch so bestens aus. mr. robot fsociety christian slaterDoch Elliot hat nicht nur Probleme im Umgang mit Menschen, er verliert zunehmend die Kontrolle über seinen Drogenkonsum. Außerdem verfügt er wie so manche übermäßig intelligente Menschen über eine gespaltene Persönlichkeit und eine hohe Sensibilität. So versucht er seine eigene Schwester anzugraben und spricht häufiger mit seinem Vater, obwohl dieser schon vor Jahren verstorben ist. Nichts ist sicher bei Mr. Robot. Das Finanzsystem der Welt nicht, sein eigener Arbeitsplatz nicht und auch nicht, was er sonst noch glaubt, wahrzunehmen. Ständig fragt man sich als Zuschauer: Was ist Fantasie, was ist wahr? An welcher Stelle beginnen die Hirngespinste des Hauptdarstellers, wo steckt noch Authentizität drin? Mit den Zuschauern spricht er wie in Selbstgesprächen. Auch hier ist unklar, was echt ist und was nicht. Doch das stört nicht weiter. Es drückt nur aus, wie unsicher und chaotisch seine Welt aussieht.

Fazit

Die Serie Mr. Robot ist anders. Sie kommt gänzlich ohne Effekthascherei aus und ohne Kampfszenen. Dafür sind alle Kommandos echt, die die Hacker von fsociety in ihre Geräte eingeben. Auch das Angriffsszenario von fsociety, die die Weltordnung mit ihrem Hack verbessern wollen, ist real. Christian Slater spielt als einzig bekannter Schauspieler Mr. Robot, den Vater des Hackers. Er macht seine Sache gut. Doch man fragt sich im Verlauf der Serie zunehmend, was er in dieser Welt des Untergrunds und der IT-Spezialisten eigentlich verloren hat, zumal er ohne Fähigkeiten die Gruppe leitet. Manchmal nervt die Darstellung des Drogenentzugs von Elliot Alderson, dieser wurde episch in die Länge gezogen. Ansonsten gibt es wirklich nichts zu meckern. Die erste Staffel von Mr. Robot ist viel zu schnell zuende, der Entzug von dieser düsteren und bedrohlichen Welt hält auch für die Zuschauer noch einige Tage an.
https://www.youtube.com/watch?v=U94litUpZuc?rel=0
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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.