Wer beherrscht die archaische Programmiersprache COBOL? Das versucht der US-Bundesstaat New Jersey herauszufinden, um Anträge zu bearbeiten.
New Jersey sucht händeringend nach Leuten, die eine in den 1960er Jahren entstandene Programmiersprache beherrschen. Denn einige US-Bundesstaaten haben Modernisierungen verpennt. COBOL, wenn auch uralt, ist derzeit noch ein wichtiges Instrument, um Anträge auf Arbeitslosenhilfe zu bearbeiten.
Zu viele Anträge für Großrechner
In New Jersey hat Gouverneur Phil Murphy einen Aufruf gestartet. Er will wissen, wer die Programmiersprache COBOL beherrscht. Das Problem: Viele der Systeme des Staates laufen noch auf älteren Großrechnern. Mit mehr als 362.000 Einwohnern, die in den vergangenen zwei Wochen Arbeitslosenhilfe beantragt haben, sind diese überlastet. „Wir haben buchstäblich Systeme, die über 40 Jahre alt sind“, sagte Murphy. Es werde deswegen „viele Untersuchungen“ geben. Einer der Punkte auf seiner Liste: „Wie sind wir hierher gekommen, dass wir jetzt COBOL-Programmierer brauchen?“
Modernisierungsmaßnahmen versäumt
In Kansas sagte Regierungschefin Laura Kelly, dass die Arbeitsministerien des Bundesstaates gerade dabei seien, COBOL zu modernisieren. Doch dann sei bedauerlicherweise der Virus dazwischen gekommen. „Unsere Leute operieren also mit wirklich altem Zeug“, sagte sie. Connecticut gab ebenfalls an, dass es mit seinem „40 Jahre alten System, das aus einem COBOL-Mainframe und vier anderen separaten Systemen besteht“ große Schwierigkeiten habe. Connecticut arbeite allerdings gemeinsam mit Maine, Rhode Island, Mississippi und Oklahoma an der Entwicklung eines neuen Leistungssystems. Das System werde jedoch nicht vor dem nächsten Jahr abgeschlossen sein.
Was ist COBOL?
COBOL steht für Common Business Oriented Language und ist eine Programmiersprache, die laut dem National Museum of American History bereits 1959 entwickelt wurde. „Es handelt sich um eine Programmiersprache, die in der Zeit der 60er, 70er und sogar bis in die 80er Jahre hinein zur Erstellung eines sehr hohen Prozentsatzes von Geschäftssystemen verwendet wurde“, sagte Joseph Steinberg, ein Experte für Cybersicherheit, gegenüber CNN.
Aber mit der Zeit haben sich die Programmierer von der alternden Sprache entfernt. „COBOL-Programmierer sind im Allgemeinen viel älter als das Durchschnittsalter normaler Coder“, sagte Steinberg. „Viele amerikanische Universitäten lehren seit den 1980er Jahren kein COBOL in ihren Informatikprogrammen.“
Behörden und die Liebe zu COBOL
Dennoch bleibt COBOL irgendwie am Leben. Was wohl auch daran liegt, dass die Mühlen der Bürokratie langsam mahlen. Trotz einer schwindenden Zahl von entsprechenden Programmierern sind laut eines Reuters-Berichts heute noch 220 Milliarden COBOL-Code-Zeilen in Gebrauch. Außerdem bauen 43% der Bankensysteme darauf auf. Selbst in der Bundesregierung wird die archaische Programmiersprache laut eines Berichts des Government Accountability Office aus dem Jahr 2016 in Behörden wie dem Department of Veterans Affairs, dem Department of Justice and Social Security Administration eingesetzt.
Tarnkappe.info