Die Staatsanwaltschaft Halle erhob Anklage gegen vier ehemalige leitende Mitarbeiter des Online-Shops PCFritz. Sie müssen vor Gericht.
Die Staatsanwaltschaft Halle hat kürzlich Anklage gegen vier führende Mitarbeiter des Online-Shops PCFritz erhoben. Bei den Anklagen geht es um gewerbsmäßigen Betrug und zahlreiche Verstöße gegen das Urheberrecht, erklärte die Oberstaatsanwältin Heike Geyer gestern der „Mitteldeutschen Zeitung“.
PCFritz angeklagt
Das eigentliche Verfahren ist noch nicht angelaufen, die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Halle muss zuvor über die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden. PCFritz geriet im Vorjahr in den Verdacht, im großen Stil Schwarzkopien von Windows 7 als Originale verkauft zu haben. Bei der Beschlagnahmung im September 2013 in Halle und Berlin wurden rund 170.000 Datenträger festgestellt und ausgewertet. Weitere Durchsuchungen erfolgten im April dieses Jahres in Berlin. Firat C., der sich zwischenzeitlich als PR-Manager Ben Krause ausgab, wurde ebenfalls im April festgenommen. Auf freiem Fuß befindet sich derzeit der Drahtzieher Reiko O., der sich bis auf weiteres außerhalb der Bundesrepublik Deutschland aufhält. Die Anklage gegen Maik Mahlow wurde vorerst verschoben. Er bezeichnet sich selbst als „Strohmann“ und unterstütze die Ermittler aktiv bei ihrer Arbeit, weswegen er im Zeugenschutzprogramm aufgenommen wurde.
Hintergrund der Anklage
Nach den umfangreichen Beschlagnahmungen im Herbst letzten Jahres versuchten die Täter neue Original-Datenträger bei einem offiziellen Lieferanten von Microsoft zu bestellen. Dafür sollen sie selbst gebasteltes Briefpapier mit einem veralteten Microsoft-Logo benutzt haben. Das Presswerk lieferte die bestellten 1,5 Millionen Datenträger nicht aus, weil man skeptisch geworden war. Daraufhin geriet PCFritz im März dieses Jahres bei der Auslieferung ihrer Windows 7-Kopien in Verzug.
Vorsichtige Schätzungen gehen von einem Schaden von mindestens drei Millionen Euro aus. Diverse Branchen-Insider berichteten von mindestens neun Millionen Euro, die mit dem Verkauf des Microsoft-Betriebssystems erwirtschaftet wurden. Die genaue Summe ist nicht bekannt. Wer sich für die Hintergründe interessiert, wir haben in der Vergangenheit sehr häufig über pcfritz.de und deren Hintermänner berichtet. Neben unerreichbaren Anschriften und dem häufigen Verkauf des Unternehmens kam es zu diversen Unstimmigkeiten.
Tarnkappe.info