Chemical Love
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Angeklagt: Hintermänner des illegalen Online-Shops „Chemical Love“

Die Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe hat Anklage gegen sechs Personen erhoben wegen der Beteiligung am illegalen Shop Chemical Love.

Laut einer Pressemeldung der Generalstaatsanwaltschaft (GStA) Koblenz vom 11.10.2016 erhebt die Landeszentralstelle Cybercrime (LZC) der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz Anklage gegen sechs Tatverdächtige im Alter zwischen 23 und 61 Jahren wegen einer Beteiligung am illegalen Onlineshop „Chemical Love“.

Anklage gegen Betreiber von Chemical Love erhoben

Ein halbes Jahr nach der Zerschlagung von Deutschlands bisher größtem Internetshop für Drogen „Chemical Love“ ist gegen sechs Verdächtige Anklage zur 1. Strafkammer des Landgerichts Landau in der Pfalz erhoben worden. Diese ist zuständig. Dort hat man die Betäubungsmittelvorräte der Angeschuldigten in Rülzheim (Landkreis Germersheim) gelagert. Vor Ort erfolgte auch die Festnahme von drei Verdächtigen. Das Landgericht Landau hat über die Eröffnung des Verfahrens bisher nicht entschieden. Zu den Angeklagten gehört auch der ehemalige Stuttgarter Fußballprofi Walter Kelsch.

In der zwischenzeitlich zugestellten Anklageschrift werden den Angeschuldigten folgende Taten zur Last gelegt:

Ein 30-jähriger Angeschuldigter aus dem Raum Stuttgart soll ab Anfang Mai 2015 über einen zu diesem Zweck erstellten Webshop (www.chemical-love.cc, später www.chemical-love.to) sowie über ein Darknetforum Betäubungsmittel vertrieben haben. Es handelte sich um Drogen wie Kokain, Crystal Meth, Ecstasy, LSD und Haschisch. Diese hat man nach Angaben der rheinland-pfälzischen LZC mit einzelnen Bildern angeboten. Man konnte sie bequem online per Mausklick bestellen. Der Warenbestand umfasste insbesondere Amphetamin, daneben Kokain, Crystal Meth, MDMA, verschiedene Sorten Ecstasy-Pillen. Spätestens ab Juli 2015 kam Haschisch und ab Oktober 2015 kamen LSD-Trips hinzu. Die Bezahlung der von den Kunden bestellten und per Post versandten Betäubungsmittel erfolgte ausschließlich in der digitalen Währung „Bitcoin“. Der Betreiber soll durch die Betäubungsmittelverkäufe Einnahmen in einer Höhe von rund 3,5 Millionen € erzielt haben. Die Einnahmen berechnen sich auf dem aktuellen Umrechnungskurs von Bitcoin in Euro.

Bezahlung ausschließlich in Bitcoin

Es besteht der hinreichende Verdacht, dass der Angeschuldigte die Betäubungsmittel bei unbekannten Lieferanten in Rotterdam erwarb. Zudem beauftragte er einen weiteren 30-jährigen Tatverdächtigen aus Pforzheim mit dem Transport. Der Mann war auch für die Verpackung der Bestellungen und die Aufgabe der Sendungen bei der Post zuständig. Den beiden Männern legt man zur Last, bei insgesamt vier Beschaffungsfahrten bis Ende 2015 rund 90 Kilogramm Amphetamin und 3 Kilogramm Marihuana aus den Niederlanden eingeführt und an den Kundenkreis von „Chemical Love“ verkauft zu haben.

Überdies sollen sich die beiden Angeschuldigten ab Dezember 2015 mit einem weiteren 29-jährigen Angeschuldigten zusammengeschlossen haben. Diese haben als Mitglieder einer Bande gemeinsam Betäubungsmittelgeschäfte begangen. Den drei Personen wirft man vor, sie haben bei drei weiteren Beschaffungsfahrten von Dezember 2015 bis März 2016 insgesamt rund 60 Kilogramm Amphetamin aus den Niederlanden eingeführt. Daneben sollen sie 2.221 Bestellvorgängen an Kunden von „Chemical Love“ durchgeeführt. Dabei haben sie rund 75 Kilogramm Amphetamin, 3,6 Kilogramm MDMA, 2.700 LSD-Trips, 12.800 Ecstasy-Pillen, 1,67 Kilogramm Kokain, 300 Gramm Heroin, 2,93 Kilogramm Haschisch und 165 Gramm Crystal Meth verkauft.

Im Anschluss an eine weitere Beschaffungsfahrt am 14.04.2016, die eine Lieferung über rund 45 Kilogramm Amphetamin aus den Niederlanden zum Gegenstand hatte, wurden die drei Angeschuldigten in einem Anwesen in Rülzheim festgenommen. Dort befand sich auch das Betäubungsmitteldepot der Tatverdächtigen. Im Rahmen der durchgeführten Durchsuchungsmaßnahmen konnten – neben den rund 45 Kilogramm Amphetamin aus den Niederlanden – weitere rund 3,5 Kilogramm Amphetamin, 1,4 Kilogramm Kokain, 230 Gramm Heroin, 4158 LSD-Trips, 2 Kilogramm Haschisch, 250 Gramm Crystal Meth, 4,7 Kilogramm MDMA in kristalliner Form sowie 5,1 Kilogramm Ecstasy-Pillen aufgefunden werden. Kriminaltechnische Untersuchungen ergaben, dass die sichergestellten Betäubungsmittel von sehr guter Qualität waren.

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Viele Helfer enttarnt

Einem 35-jährigen Mann, der sich ebenso wie die drei vorgenannten Angeschuldigten seit dem 15.04.2016 in Untersuchungshaft befindet, wirft man in der Anklageschrift vor, bei der Beschaffungsfahrt am 14.04.2016 als Kurier fungiert und die rund 45 Kilogramm Amphetamin in seinem Fahrzeug nach Deutschland transportiert zu haben. Zwei weiteren Männern im Alter von 23 und 61 Jahren wird in zwei bzw. fünf Fällen zur Last gelegt, den 30-jährigen Tatverdächtigen aus dem Raum Stuttgart zu Treffen mit dem Betäubungsmittellieferanten in den Niederlanden gefahren und damit Beihilfe zum unerlaubten Handeltreiben und der unerlaubten Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge geleistet zu haben.

Zwei der Angeschuldigten haben sich im Wesentlichen geständig eingelassen. Zwei weitere Tatverdächtige haben zu den gegen sie erhobenen Tatvorwürfen noch keine Angaben gemacht. Den beiden Tatverdächtigen, denen die „Chaffeurdienste“ zur Last gelegt werden, räumen regelmäßige Fahrten in die Niederlande ein. Sie bestreiten indes, Kenntnis von den kriminellen Zwecken dieser Fahrten gehabt zu haben.

Soweit gegen drei weitere Personen zunächst der Verdacht einer Beteiligung bestand, hat die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz das Verfahren gemäß § 170 Abs. 2 StPO eingestellt, weil die Ermittlungen einen Tatnachweis nicht erbracht haben. Bei einer 48-jährigen Tatverdächtigen hat man das Verfahren wegen des Tatvorwurfs der Geldwäsche abgetrennt. Sie soll von einem der Angeschuldigten Vermögenswerte in fünfstelliger Höhe erhalten haben.

Bildquelle: geralt, thx! (CC0 Public Domain)

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.