Der 25. James-Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ feierte seine wegen Covid-19 verschobene Weltpremiere am 28. September 2021. Zwei Tage später startete er in den deutschen Kinos. Zum Monatswechsel tauchte der Blockbuster dann schon illegal im Web auf.
„Keine Zeit zu sterben“ oder keine Lust ins Kino zu gehen?
Das Timing war vorhersehbar, es ist für das Filmstudio aber höchst problematisch. Denn der neue James Bond startet erst kommende Woche in den USA, Russland und Frankreich. Noch später beginnen die chinesischen und australischen Lichtspielhäuser die Vorführung des Films. So lange werden aber sicher nur wenige Bond-Fans warten wollen. Sie greifen auf offensichtlich rechtswidrige Quellen zurück…
Im Graubereich des Webs sind gleich mehrere Versionen verfügbar, die allerdings recht verwaschen aussehen und mit festen Untertiteln versehen wurden. Bei einer Version ist sogar der Ton für einige Minuten asynchron.
James Bond: Casino Royale oder einfach nur billige Werbung?
Da viele diesen Film mit Spannung erwartet haben, beinhalten die illegalen Versionen Werbung für die Online-Casinos 1xbet.com oder Slotslights.com. Diesmal nicht nur als Logo, welches ständig eingeblendet wird. Nein, man unterbricht den Mitschnitt mehrfach, um für den Geldgeber einen Werbeclip anzuzeigen. Der Darsteller (siehe unten) wirft dafür mehrere Zutaten in einen Mixer, woraufhin dieser jede Menge Geldscheine ausspuckt.
Releases mit Casino-Werbung sind ein alter Hut
Die Praxis an sich ist alles andere als neu. Aber sie ist nicht unumstritten. So haben sich schon vor über zwei Jahren mehrere Torrent-Tracker dazu entschlossen, Mitschnitte inklusive der Casino-Werbung bei sich zu verbieten.
Der Film ist seit mehreren Tagen bei den führenden deutschsprachigen Streaming-Portalen angelangt, die ihn mit einer schier unendlichen Masse an Werbung ausstrahlen bzw. von den kooperierenden Streaming-Hostern zeigen lassen. Ohne Ad-Blocker erscheint im Sekundentakt eine neue Werbeeinblendung, sofern man sich nicht im Fullscreen-Modus befindet.
Trailer 2 für James Bond 007: „Keine Zeit zu sterben“
Illegale Anbieter werben für Installation von Schadsoftware
Man bewirbt den neuen James Bond unter anderem mit der Schadsoftware Green Blocker, die im neu geöffneten Tab als effektiver Werbeblocker angepriesen wird. Angeblich ermögliche der Green Blocker ein „sorgenfreies und ablenkungsfreies Interneterlebnis“.
Die Vorgehensweise der Betreiber der Kino-Portale und Streaming-Hoster ist schlichtweg eklig, weil unverantwortlich. Die ahnungslosen Nutzer werden nach der Installation der Browser-Erweiterung systematisch ausgeforscht. Doch klar, es dürfte auch ein Maximum an Umsatz bringen, die man mit der sonstigen Werbung wohl nicht erreicht.
Zeit für eine Neuorientierung ist längst überfällig
Die Filmindustrie indes muss anfangen, darüber nachzudenken, ihre Werke überall auf der Welt zeitgleich auszustrahlen. Wie sonst will MGM/Universal/Eon Productions etc. das geschätzte Budget von $250.000.000 wieder einspielen?
Der vorherige Bond wurde ja auch illegal veröffentlicht. Die unnötige Zeitverzögerung sorgt nämlich vor allem dafür, dass weniger Menschen ins Kino gehen, statt sich das verwaschene Bild auf dem heimischen PC für lau anzuschauen. Wenn Daniel Craig schon aussteigt. Es wäre doch schade, wenn der 25. James Bond gleichzeitig der letzte wäre, oder?