Ein Pokémon GO-Spieler aus Russland könnte ins Gefängnis kommen, weil er ein Video in einer Kirche drehte. Die Aufnahmen verstoßen gegen das Landesgesetz
Ein Blogger aus Russland, Ruslan Sokolowski, könnte ins Gefängnis kommen, weil er 2016 ein Pokémon Go Video in einer Kirche drehte. Die Aufnahmen verstoßen gegen das Landesgesetz, weil sie angeblich zu religiösem Hass animieren.
Video von Pokémon Go in einer Kirche problematisch
Zwar hat der große Hype um Pokémon-Go (Nachfolger von Ingress) sich inzwischen gelegt, dennoch beschäftigt das Thema zumindest noch die russische Justiz. Sie geht hart gegen einen Blogger vor, der in der berühmten orthodoxen Kirche „Church of All Saints“ in Jekaterinburg das Smartphone-Spiel „Pokémon Go“ gespielt, ein Video darüber gedreht hat und die Aufnahmen im Sommer 2016 bei YouTube ins Internet gestellt hatte. Die Kirche wurde in Jekaterinburg auf historischem Grund errichtet: Dort wurde 1918 die Zarenfamilie von Bolschewisten ermordet. Ruslan Sokolowski drohen nun bei einer Verurteilung bis zu 3,5 Jahre Haft.
Sokolovsky selbst ist Atheist. Er machte in dem Video Witze darüber, dass er Jesus nicht einfangen kann und weil das Fangen von Pokémon in Pokémon GO in Kirchen Russlands laut Gesetz verboten sei, es ihm jedoch aber niemand verbieten könne, mit einem Smartphone eine Kirche zu betreten. Im Video sagt er.
„Warum sollten sie einen deswegen einsperren? Das ist ziemlich merkwürdig für mich. Deshalb habe ich entschieden, Pokémon GO in einer Kirche zu spielen.“
Blogger in Haft, Staatsanwaltschaft fordert 3,5 Jahre Gefängnisstrafe
Kurz nachdem er das Video mit Pokémon GO auf YouTube veröffentlichte, hat man Sokolovsky festgenommen. Wie die Washington Post berichtet, soll er sich sogar seitdem in Arrest befinden. Seine Gerichtsverhandlung endete letzten Freitag, wobei die Staatsanwaltschaft abschließend die Maximalstrafe von 3,5 Jahren Haft forderte. Die Staatsanwaltschaft betonte, sie sehe keine Basis für einen Freispruch. Eine sogenannte „Verletzung religiöser Gefühle“ wird hier nicht als Kavaliersdelikt angesehen. Die Verteidigung erklärte, sie hoffe auf eine Bewährungsstrafe. Das Urteil soll am 11. Mai verkündet werden.
Am Freitag, bei einer Anhörung in Jekaterinburg sagte Sokolowski der Agentur Tass zufolge: „Ich bin schockiert, dass die Anklage eine solche Strafe für mich beantragt hat. Ich habe niemandes Recht und Freiheit verletzt, seinen Glauben auszuüben.“
In einem schriftlichen Statement gegenüber der russischen Seite Meduza äußerte er. „Vielleicht bin ich ein Idiot, aber kein Extremist. Vor langer Zeit wurden Menschen eingesperrt und für längere Zeit – nicht für 3,5 Jahre, sondern für Jahrzehnte -, weil sie Witze machten, zum Beispiel über den Kommunismus oder über Stalin. Wie es aussieht, wollen sie mich nun für 3,5 Jahre einsperren, weil ich mich über Strenggläubigkeit und Patriarch Kirill lustig machte. Für mich ist das Grausamkeit und Barbarei. Ich verstehe nicht, wie das überhaupt möglich ist. Allerdings, wie wir gesehen haben, ist es wohl tatsächlich möglich.“
Fall wird heftig kritisiert
In der russischen Blogger-Szene löste der Fall rund um Pokémon GO scharfe Kritik aus. Manche warfen der orthodoxen Kirche Inquisition vor. Menschenrechtler verurteilen den Prozess. Ruslan Sokolowski selbst bekannte, er sei bereit, sich zu entschuldigen und gemeinnützige Arbeit zu verrichten. Kurz nach der Festnahme des Bloggers im September hatte ein Priester der Diözese erklärt, dass man das Gericht nicht um Milde bitten werde. „Wir setzen uns für Umerziehung ein und uns ist egal, wie das erreicht wird.“
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