Ein ehemaliger Logistikchef der Schwyzer Polizei muss sich vor dem Bundesstrafgericht verantworten. Die BA hat Anklage gegen ihn eingereicht.
Die Bundesanwaltschaft (BA) hat heute bekannt gegeben, gegen einen ehemaligen zivilen Mitarbeiter, den Ex-Logistikchef der Kantonspolizei Schwyz, Anklage beim Bundesstrafgericht eingereicht zu haben. Die Vorwürfe gegen ihn umfassen unter anderem mehrfache Widerhandlung gegen das Waffengesetz und mehrfache Verletzung des Amtsgeheimnisses sowie Urkundenfälschung.
Die Kantonspolizei Schwyz, der ehemalige Arbeitgeber des 57-jährigen Beschuldigten, reichte Ende März 2018 Strafanzeige gegen ihn ein. Angeschuldigt wurde er wegen untreuer Amtsführung im Zusammenhang mit Munitions- und Materialbestellungen. Der Verdacht, dass der Mann seine Position bei der Polizei missbrauchte und für 180.000 Franken Munition für eigene Zwecke bestellt hat, war hierfür ermittlungsauslösend. Urkundenfälschung beging der Mann, um an die Munition zu kommen. Hierfür füllte er einen Arbeitsauftrag aus, sein Vorgesetzter zeichnete diesen ab. Daraufhin nahm er Änderungen vor bezüglich der bestellten Artikel und der Bestellmenge. Die Munition verwendete er zu seinem eigenen Vorteil, bezahlt hat dafür die Kantonspolizei.
Auch deutsche Ermittler am Fall beteiligt
Man wirft dem Schwyzer vor, im Darknet unter dem Pseudonym «Clultimate», zwischen 2012 und 2013 Waffen im großen Stil und in breitem Repertoire, wie Handfeuerwaffen, Schrotflinten, Sturm- und Scharfschützengewehre und vieles mehr, über Jahre hinweg zusammen mit einem in Deutschland Involviertem verkauft sowie polizeiinterne Informationen weitergegeben zu haben. Laut damaligen Informationen des Tagesanzeiger.ch war der Logistikchef im «Spackentreff» aktiv tätig. Das war ein illegaler Schwarzmarkt für Waffen, der zum Darknet Forum „Deutschland im Deep-Web“ (DiDW), gehörte. Mit der Verhaftung des Betreibers Lucky hat man den Darknet-Markt inzwischen am 8. Juni 2017 für immer vom Netz genommen.
Die Ermittlungen führten auch deutsche Beamte auf die Spur des Schwyzers. Bei der Verhaftung eines jungen Mannes im Jahr 2013 wurde schnell klar, dass viele der hier beschlagnahmten Waffen vom Logistikchef stammen. So besuchte der inzwischen verurteilte Deutsche den Kapo-Mitarbeiter regelmäßig in Einsiedeln. Im Darknet agierten sie Hand in Hand, wobei der Deutsche für die Übergabe der Waffen und die Finanzen zuständig war, der Schweizer hat den Nachschub besorgt. Wie die Ermittlungen ergaben, hätten sich die beiden Männer bei einer Militaria-Messe, einer Sammlerbörse für Waffen, kennengelernt. Der Deutsche belastete seinen Schweizer Partner und stellt ihn als Drahtzieher dar. Somit waren auch deutsche Strafverfolgungsbehörden an diesem Fall interessiert. Sie richteten an ihre Schweizer Kollegen ein Rechtshilfebegehren. In dem Zusammenhang wird dem Schwyzer vorgeworfen, das Amtsgeheimnis verletzt zu haben. Er soll seinem deutschen Komplizen Informationen über dessen Strafverfahren zukommen lassen haben.
Hausdurchsuchung ergab umfangreiche Waffenfunde bei Schwyzer
Am 22. Februar 2018 wurde der Schwyzer dann von der Bundesanwaltschaft verhaftet. Er verblieb anschließend für ca. zwei Monate in Untersuchungshaft. Bei einer bei ihm in Einsiedeln durchgeführten Hausdurchsuchung wurden die Ermittler schnell fündig und der Verdacht erhärtete sich. Sie stießen auf ein immenses Waffenarsenal. So hatte die Bundesanwaltschaft bei ihm rund 80 Waffen und mehrere zehntausend Patronen sichergestellt und beschlagnahmt. Aber auch sein Büro nahmen die Ermittler genau unter die Lupe. Das rief Erstaunen bei seinen Dienstkollegen hervor, sei er doch bisher nie negativ aufgefallen. Allerdings stellte man ihn noch am selben Tag vom Dienst frei.
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