Organisierte Kriminalität - Anlagebetrug
Organisierte Kriminalität - Anlagebetrug
Bildquelle: Rangizzz

Organisierte Kriminalität: Schlag gegen europaweite Internetkriminalität

Im Kampf gegen Organisierte Kriminalität haben Ermittler im Rahmen einer internationalen Polizeiaktion eine Anlagebetrüger-Bande hochgenommen

Zwei Jahre intensive Ermittlungsarbeit gegen Organisierte Kriminalität zur Bekämpfung von Cyberkriminalität im Finanzwesen mündete am 06.10.2021 in einem Schlag gegen international agierende Online-Anlagebetrüger. Bei der Aktion hat man einen Tatverdächtigen festgenommen. Darüber informierte die Polizei Braunschweig in einer Pressemitteilung.

Die Ermittlungen gegen die Organisierte Kriminalität fanden unter Leitung der Polizei Braunschweig, des FK Cybercrime der ZKI Braunschweig, statt. Ferner waren das FK Wirtschaftskriminalität/Cybercrime der KPI Rostock gemeinsam mit verschiedenen ausländischen Spezialkräften im Auftrag der Staatsanwaltschaften Göttingen und Rostock, jeweils Zentralstellen Internet und Computerkriminalität (Cybercrime), beteiligt. Zudem involviert waren Eurojust und Europol.

Die Beschuldigten werden verdächtigt, „über verschiedene Internetplattformen, wie fx-leader, vermeintliche Geschäfte mit Finanztransaktionen im Bereich sogenannter Differenzkontrakte (CFD = Contract for Difference) angeboten zu haben“. Der NDR unterrichtete dabei über den hochspekulativen Charakter der dort angebotenen Produkte zu Ungunsten der Anleger. Den Trick der Betrüger beschreiben sie wie folgt:

„Auf Webseiten, die professionell gestaltet sind, werden den Interessenten hohe Gewinne für Anlagegelder zugesagt. Um glaubwürdig zu wirken, missbrauchen die Betrüger oft die Namen von Prominenten, die nichts davon ahnen, dass ihre Identität für Straftaten benutzt wird. Nach einer Mindesteinzahlung von zum Beispiel 250 Euro werden den Anlegern schnell vermeintliche Gewinne vorgetäuscht. Erst wenn die Opfer ihr Geld zurückwollen, fällt der Betrug auf: Es ist bereits nach der ersten Einzahlung von den mutmaßlichen Betrügern auf andere Konten umgelenkt worden, die selbst für die Polizei kaum nachvollziehbar sind.“

Die gutgläubigen Opfer ködern die Cyberkriminellen hierbei mit besonders hohen Renditeversprechen in profitablen Kryptowährungen, wie Bitcoins. Den so agierenden Hintermännern der Handelsplattformen allerdings fehlen jegliche Zulassungen für solche Art von Geschäften. Ermittler berichteten dem NDR, dass die Betrüger es besonders gut verstünden, Seriosität zu vermitteln. Beispielsweise hat man „die Betrugsopfer sogar gebeten, sich via virtuellen Identifikationsverfahren auszuweisen“.

Organisierte Kriminalität: Gesamtschaden beläuft sich auf geschätzte 500 Mio. Euro

Demgemäß ist es nicht sonderlich verwunderlich, dass die Anlagebetrüger mit dieser Masche, gemäß Polizeibericht, gutgläubige Anleger weltweit um geschätzte 500 Mio. Euro betrogen hätten. Allein in Deutschland entstand ein nachgewiesener Vermögensschaden von etwa 15 Mio. Euro. Die Polizei ging dabei Hunderten solcher Anzeigen aus dem gesamten Bundesgebiet nach. Sie geht indessen davon aus, dass es zudem noch Zehntausende Betrugsopfer bundesweit geben dürfte, die bisher gar nicht bemerkt hätten, einem Betrug aufgesessen zu sein.

An den Einsatzmaßnahmen am vergangenen Mittwoch beteiligten sich insgesamt über 100 Einsatzkräfte. Zeitgleich durchsuchen diese mehrere Objekte in vier Ländern (Bulgarien, Niederlande, Ukraine und Zypern) wegen des Verdachtes des gewerbs- und bandenmäßigen Betruges. Ziele waren hierbei Callcentern in Bulgarien und IT-Dienstleister in der Ukraine. Zudem nahmen die Ermittler ein Privathaus sowie ein Unternehmen auf Zypern unter die Lupe. Das Unternehmen steht im Verdacht der Geldwäsche. Mehrere Zeugen hat man gleichfalls vernommen. Auf Zypern kam es zu der Verhaftung eines mutmaßlichen Drahtziehers des Netzwerks. Allerdings befände dieser sich nach Zahlung einer hohen Kaution wieder auf freiem Fuß. Ein Auslieferungsantrag sei bereits gestellt.

Bei den Durchsuchungen in der bulgarischen Hauptstadt Sofia waren auch Ermittler aus Braunschweig und Rostock mit vor Ort. Insgesamt sicherte die Polizei umfangreiche Datenträger. So konnten:

„zahlreiche Computer, Laptops, Handys und weitere Speichermedien, Daten und Unterlagen beschlagnahmen. Ferner wurden zahlreiche Konten der Beschuldigten eingefroren. Zudem ist es gelungen, zeitgleich mehrere vermeintliche Handelsplattformen im Internet zu sperren und einige hundert Server zu beschlagnahmen, um damit weitere Schäden bei den gutgläubigen Opfern in ganz Europa zu verhindern.“

79-jähriger Mann aus Göttingen lieferte u. a. Grund zur Ermittlungsaufnahme

Anzeigen, wie die eines 79-jährigen Rentners aus Göttingen, sorgten für die Aufnahme von Ermittlungen gegen die Organisierte Kriminalität. Der Rentner gab dem NDR an:

„Die waren freundlich, sie waren sehr gut informiert. Es waren gute Verkäufer und darauf bin ich reingefallen.“

Ihn haben die Betrüger insgesamt um stattliche 250.000 Euro geprellt. Erst als er Geld ausgezahlt haben wollte und nichts bekam, fiel ihm der Schwindel auf. Für einen Ermittler der Cybercrime Dienststelle in Braunschweig war diese Aktion der „bislang größte Einsatz“.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.