Raucher
Raucher
Bildquelle: Troy T, Lizenz

Balefire: Mit Kameraüberwachung und KI Raucher erwischen

Die KI Balefire überprüft Videoaufnahmen dahingehend, ob Personen dort rauchen, wo es verboten ist. Dabei stellt man auch die Identität fest.

Frühere Versionen der KI Balefire hatten noch erhebliche Schwierigkeiten, Raucher zuverlässig zu erkennen. Dieses Mal glauben die Behörden von Singapur, dass sie aufgrund weniger Fehlalarme das neue System einsetzen können. Im Inselstaat ist es an vielen Orten verboten, sich eine Zigarette anzuzünden. Dort drohen drakonische Urteile bis zur Todesstrafe, sollte man mit Drogen im Gepäck erwischt werden.

Rauchern drohen Strafen bis zu 700 Euro

Das Rauchen ist verboten in den meisten Innenräumen, in öffentlichen Parks, Bildungseinrichtungen, Schwimmbädern und sogar auf Fußgängerbrücken. Für das Rauchen am falschen Ort drohen in Singapur Geldstrafen in Höhe von umgerechnet 137 Euro. Im Fall einer Verurteilung kann die Geldstrafe sogar fünfmal so hoch ausfallen.

Die dortigen Strafverfolgungsbehörden sollen demnächst durch Überwachungskameras und eine entsprechend trainierte KI Unterstützung erhalten. Die KI heißt Balefire und erreicht bereits Version 3.0. Man setzt diese Software-Version derzeit in Pilotversuchen an 20 verschiedenen Orten ein. Bis zur Serienreife wird es wohl nicht mehr lange dauern. Vorteil des neuen Systems wäre natürlich auch, dass die KI rund um die Uhr die Videoaufnahmen überwachen kann.

Balefire

Laut Pye Sone Kyaw, einem KI-Ingenier der Behörde GovTech, sei es nicht einfach für die KI Balefire Zigaretten zu erkennen. Sie sind auf den Videoaufnahmen vergleichsweise klein und können leicht mit anderen Gegenständen verwechselt werden. Man könnte sie mit Strohhalmen, glänzenden Kanten von Smartphones, mit Fingern in bestimmten Positionen und sogar mit bestimmten Arten von Lebensmitteln verwechseln. Die Versuche den Rauch statt der Zigaretten zu erkennen, scheiterten bisher. Auch die Körperhaltung der Raucher gibt keine eindeutigen Hinweise auf seine Tätigkeit, wie das IT-Newsportal Register berichtet.

Balefire ordnet den Gesichtern der Raucher ihre Namen zu

Balefire versucht im ersten Schritt die Köpfe der Personen zu identifizieren. Anschließend speichert die KI ihre biometrische Daten. Danach erfolgt eine heuristisch basierte Filterung der Daten, um zu verhindern, dass Personen den falschen Daten zugeordnet werden. Ein Objekt-Tracker verfolgt dann die erkannten Köpfe über aufeinanderfolgende Bilder hinweg und verbindet sie, wo immer möglich, mit zuvor erkannten Gesichtern. Dadurch will man sicherstellen, dass bei identifizierten Rauchern nicht jedes Mal ein neuer Alarm anschlägt, wenn sie in einem neuen Bild erkannt werden.

Anschließend versucht die KI zu erkennen, ob die Person gerade raucht. Sofern die beobachtete Person raucht, versucht ein Re-Identifizierungsmodul, den erkannten Raucher mit einer Überwachungsliste der letzten Raucher abzugleichen. Wenn es keine Re-Identifizierung gibt, löst Balefire einen Alarm aus. Die Beobachtungsliste wird mit dem letzten Auftreten des Rauchers und anderen relevanten Informationen aktualisiert. Die Version 3.0 verwendet mehrere Modelle, die sich auf Aufnahmen aus der aktuellen und früheren Versionen von Balefire stützen.

Big brother even watches you while you smoke

Vereinfacht gesagt, verwendet man die bestehenden Modelle, um die Fehleranfälligkeit zu reduzieren. Problematisch sind beispielsweise weiterhin Personen, die Helme tragen, das Gesicht verdeckt ist oder die gerade während der Aufnahme etwas essen oder trinken. Nach eigenen Angaben konnte man die Leistung im Laufe der Zeit „erheblich verbessern„. Balefire dürfte also schon bald überall im Inselstaat eingesetzt werden, um den Strafverfolgungsbehörden die Identitäten der illegalen Raucher zu melden. Big brother even watches you while you smoke.

Da die Personen, egal ob sie rauchen oder nicht, jedes Mal von der KI identifiziert werden, könnten Behörden Bewegungsprofile ihrer Bürger erstellen. Unklar ist auch, ob die Daten nicht auch an andere Behörden weitergegeben werden, um sie dort auszuwerten.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.