Suchanfrage
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Suchanfragen: 81% der Top-Webseiten verkaufen Daten ungefragt

Über 81 % der Top-Webseiten geben die Suchanfragen ihrer Nutzer an Dritte weiter. Oft sogar ohne Hinweis in der Datenschutzerklärung.

Das Team von Norton Labs hat eine Million Webseiten mit einem Crawler analysiert und dabei festgestellt, dass über 81 % der Top-Webseiten die Suchanfragen ihrer Nutzer an Dritte weitergeben. Meistens sogar ohne einen expliziten Hinweis in der Datenschutzerklärung.

Suchanfragen enthalten oftmals sehr intime Informationen

Wer einmal einen Blick auf den Verlauf seiner eigenen Suchanfragen richtet, wird feststellen, dass darin ziemlich intime Informationen über die eigene Person enthalten sein können. Und das wissen auch Unternehmen. Bereits 2012 stellte die Firma Target auf Basis der Einkaufsgewohnheiten seiner Nutzer deren Schwangerschaftsstatus fest. Infolgedessen verriet das Unternehmen sogar eine Teenagerin an ihren Vater, bevor sie selbst überhaupt wusste, dass sie schwanger war.

Die Forscher von Norton Labs brachten den Sachverhalt mit zwei einfachen Fragen hervorragend auf den Punkt: „Würden Sie Ihren engen Freunden jetzt Ihren aktuellen Suchverlauf zeigen? Macht Sie dieser Gedanke nervös?“ Wer kürzlich erst nach Krankheitssymptomen oder Namen von Pornodarstellern gegoogelt hat, wird nun vermutlich Schweißausbrüche bekommen.

Und mal ehrlich, dass Google Suchanfragen an Werbetreibende verkauft, ist im Jahr 2022 doch keine Überraschung mehr. Wie sonst sollte auf Webseiten gezielt Werbung zu Produkten präsentiert werden, nach denen der Anwender gerade erst gesucht hat?

Über 81 % der Webseiten geben Suchanfragen an Dritte weiter

Wer Googles Sammelwut umgehen möchte, könnte eventuell auf die Idee kommen, es sei besser, direkt die Suchfunktion auf bestimmten Webseiten zu nutzen. Doch auch diese wandeln Suchanfragen zum Großteil in Geld um, indem sie diese an Werbekunden verkaufen. Egal, ob es auf der Seite um Shopping, Reisen oder Gesundheit geht. Deine Suchanfragen bleiben wahrscheinlich kein Geheimnis.

Das Team von Norton Labs wollte es genauer wissen. Sie setzten einen Crawler ein, um Suchanfragen auf den wichtigsten Webseiten auszuführen. Im Anschluss analysierten sie den Webverkehr. Und die Ergebnisse haben es in sich. So gaben 81,3 % aller Webseiten, die über eine eigene Suchfunktion verfügen, die Suchanfragen ihrer Nutzer an Dritte weiter. Die meisten dieser Seiten, nämlich jeweils über 70 %, nutzen dafür den Referrer-Header oder die URL des HTTP-Requests. Der Payload kam nur in 21,2 % der Fälle zum Einsatz. Da viele Nutzdaten der Requests jedoch verschleiert sind, könnten die tatsächlichen Zahlen noch höher ausfallen.

In Datenschutzerklärungen oftmals keine explizite Erwähnung wert

Da Datenschutzgesetze sowohl in Europa als auch in den USA eine immer größere Rolle spielen, verfügen viele Webseiten über eine entsprechende Datenschutzerklärung. Nun wollten die Forscher wissen, ob sich ihre Erkenntnisse denn auch dort widerspiegeln. Idealerweise sollten die Benutzer schließlich im Rahmen der Datenschutzerklärungen auf die Weitergabe ihrer Suchbegriffe hingewiesen werden.

Also setzte das Team von Norton Labs erneut den Crawler ein und suchte explizit nach Passagen in den Datenschutzerklärungen, die auf die Verwendung der Suchbegriffe hinweisen. Und tatsächlich fanden sie nur in 13 % der Fälle einen Passus, in dem der Webseitenbetreiber über den Umgang mit Suchanfragen explizit aufklärt. 75 % setzten lediglich auf allgemeine Formulierungen zur Weitergabe von „Nutzerinformationen“ an Dritte.

Maßnahmen, die der Anwender selber ergreifen kann

Wer sich halbwegs vor der Weitergabe seiner Suchanfragen schützen möchte, sollte den eigenen Browser entsprechend gestalten. Einige moderne Webbrowser liefern heute von Haus aus Optionen mit, um Tracker von Drittanbietern auf besuchten Webseiten zu blockieren. Und auch der Einsatz von Suchmaschinen mit hohen Datenschutzansprüchen statt der in Webseiten integrierten Suchfelder kann zu einem gewissen Grad Abhilfe schaffen.

Kennst Du noch weitere nützliche Maßnahmen, um Dich vor der Weitergabe deiner Suchanfragen an Dritte zu schützen? Wir freuen uns über deine Ergänzung in den Kommentaren!

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.