Mit Pokémon Sleep wird die perfekte Abhörwanze ins Kinderzimmer geholt. Datenschutzbehörden und Verbraucherschützer sind zu Recht sehr besorgt
Ein neues Pokémon-Spiel hat die Gaming-Welt im Sturm erobert, sorgt aber auch für Kontroversen. Pokémon Sleep greift tief in die Privatsphäre von Kindern ein, indem es sie auffordert, ihr Handy mit ins Bett zu nehmen und das Mikrofon einzuschalten, während sie schlafen. Die App belohnt die Spieler mit Punkten für ausreichend Schlaf. Doch Datenschützer und besorgte Eltern sind alarmiert.
Pokémon Sleep: Eine potentielle Abhörwanze im Kinderzimmer
Pokémon Sleep, eine Erweiterung der beliebten Pokémon-Franchise, soll Kindern einen gesunden Schlaf vermitteln. Die App ermuntert die jungen Spieler, wie das gemütliche Pokémon Relaxo viel Zeit im Land der Träume zu verbringen. Um Punkte zu sammeln, müssen die Kinder allerdings ihr Handy auf die Matratze legen und das Mikrofon aktivieren. So wird das Smartphone zur potenziellen Abhörwanze im Kinderzimmer.
Obwohl die App in kurzer Zeit über eine Million Mal heruntergeladen wurde und viele Kinder begeistert sind, gibt es Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Im Gegensatz zu Gerüchten über andere Apps, die heimlich das Handy-Mikrofon nutzen, ist Pokémon Sleep transparent. Es verlangt von den Spielern, dass sie selbst das Mikrofon einschalten und es überwachen lassen, was sie im Schlaf sagen.
Datenschutzbehörden und Verbraucherschützer sind besorgt
Die Verbraucherzentrale kritisiert Pokémon Sleep als „Spieleterror“ im Kinderzimmer. Sie weist darauf hin, dass Kinder nicht oder nur eingeschränkt geschäftsfähig sind und daher die Zustimmung der Eltern benötigen, um die Anwendung nutzen zu können. Außerdem warnt sie davor, dass die App den Spieltrieb von Kindern ausnutzt und süchtig machen kann. Anstatt sich auf den Schlaf zu konzentrieren, dreht sich alles um das Sammeln digitaler Währung. Das berichtet Netzpolitik.org in einem aktuellen Artikel.
Aber auch die Datenschutzbehörde Baden-Württemberg hat Bedenken gegen die App. Sie stuft Informationen über das Schlafverhalten als sensible Gesundheitsdaten ein, die eines besonderen Schutzes bedürfen. Zudem könnten auch andere Geräusche und sogar das gesprochene Wort im Schlafzimmer aufgezeichnet werden, was die Intimsphäre der Kinder berühre. Die DSGVO schreibt vor, dass die Einwilligung der Erziehungsberechtigten erforderlich ist, wenn die Spieler unter 16 Jahre alt sind.
Pokémon-Pressestelle reagiert ausweichend auf Kritik
Die Pressestelle von Pokémon reagierte ausweichend auf die Kritik und betonte lediglich, dass Eltern an den Spielerfahrungen ihrer Kinder teilhaben sollten. Die Alterskennzeichnung der Anwendung werde von den App Stores und nicht von Pokémon selbst festgelegt.
Obwohl Pokémon Sleep bei vielen Kindern beliebt ist, gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre und des Datenschutzes. Eltern sollten sich bewusst sein, welche Daten über ihre Sprösslinge gesammelt werden und ob sie mit den Nutzungsbedingungen der App einverstanden sind.
Datenschutzbehörden und Verbraucherschützer werden die weitere Entwicklung genau beobachten und gegebenenfalls eingreifen, um die Rechte der Kinder zu schützen.