Der investigative Journalist Glenn Greenwald wird für sein Buch über Edward Snowden mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet.
Glenn Greenwald erhält den Geschwister-Scholl-Preis. Der nach den bekannten Widerstandskämpfern des Dritten Reiches, Hans und Sophie Scholl, benannte Geschwister-Scholl-Preis wird seit 1980 jedes Jahr vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern e.V. gemeinsam mit der bayerischen Landeshauptstadt München vergeben. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Sein Ziel ist es nach Angaben der Jury, „jährlich ein Buch jüngeren Datums auszuzeichnen, das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben.“ Dieses Jahr geht der Preis an den investigativen Journalisten und Snowden-Vertrauten Glenn Greenwald für dessen Buch „Die globale Überwachung. Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen“.
Journalist Glenn Greenwald traf Snowden sehr früh
Glenn Greenwald, ein gebürtiger US-Bürger, der jedoch mittlerweile in Brasilien lebt, arbeitete zunächst als Rechtsanwalt. Er ist jedoch schon seit Jahren als investigativer Journalist, Buchautor und engagierter Bürgerrechts-Aktivist tätig. Unter anderem schrieb er viel zum Thema WikiLeaks und machte als Erster die zeitweise katastrophalen Haftbedingungen der WikiLeaks-Informantin Chelsea Manning im US-Militärgewahrsam öffentlich. Auch Folter und andere Menschenrechtsverletzungen im „Kampf gegen den Terror“ wurden von Greenwald immer wieder thematisiert. Im vergangenen Jahr gründete Greenwald mit einigen Gleichgesinnten „The Intercept„, eine Plattform für investigativen Journalismus.
Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Greenwald im Zuge der medialen Berichterstattung über den NSA-Whistleblower Edward Snowden. Zusammen mit der Dokumentarfilmerin Laura Poitras war Greenwald der Erste, der Snowden traf und über dessen Enthüllungen berichtete. Greenwald verfügt über eine große Zahl von Snowden geleakter Dokumente. Er leistet nach wie vor einen wichtigen Beitrag zur Berichterstattung über Snowdens Einblicke in die globale Überwachung. Inbesondere die, die die NSA durchführt. Mit diesem Themenkomplex befasst sich auch Greenwalds nun ausgezeichnetes Buch.
Buch beschäftigt sich mit den NSA-Leaks
„Glenn Greenwald hat einer breiten internationalen Öffentlichkeit vor Augen geführt, in welchem Ausmaß der amerikanische Geheimdienst NSA weltweit die elektronische Kommunikation überwacht, erfasst und speichert. Greenwald hat erheblichen Mut bewiesen. Z.B. als er sich entschloss, mit Edward Snowden, dem abtrünnigen NSA-Mitarbeiter und bedeutendsten ‚Whistleblower‘ aller Zeiten, zusammenzuarbeiten. Man zeigte mittels zahlreicher Enthüllungen , dass die totale Überwachung nicht nur eine technische Möglichkeit, sondern eine reale politische Gefahr geworden ist,“ heißt es von Seiten der Jury zur Begründung ihrer Entscheidung. Greenwald, so heißt es, verkörpere durch seine Arbeit „das überzeugende zeitgenössische Beispiel eines couragierten Bürgers, der sich gemeinsam mit anderen und ohne Rücksicht auf persönliche Nachteile für das Recht auf ungehinderte Berichterstattung, freie Meinungsäußerung, individuelle Freiheit und die notwendige Kontrolle staatlicher Macht einsetzt“. Dies zeige auf, welche Möglichkeiten Journalisten und Autoren haben, die Gesellschaft mit zu gestalten.
Viele Menschen, die sich – ob seit dem Fall Snowden oder schon länger – für Bürgerrechte und gegen ausufernde staatliche Überwachung einsetzen, werden die Entscheidung, Greenwald auszuzeichnen, zweifellos begrüßen. Nicht nur werden dadurch ein engagierter, verdienter Journalist geehrt. Außerdem ruft dies die Thematik der staatlichen Überwachung einmal mehr ins öffentliche Bewusstsein. Auch die Entscheidung der Jury, den Preis an jemanden zu verleihen, der sich mit einer westlichen, demokratischen Regierung anlegt und diese für ihren Machtmissbrauch zur Rechenschaft zieht, ist ein wichtiges Signal – gerade angesichts jüngster Kontroversen um den „Right Livelihood Award“.
Tarnkappe.info