Der ehemalige Betreiber der illegalen Sportstreaming-Site HeheStreams erzielte eine Einigung mit der US-Bundesregierung. Er zahlt 500.000 USD
Neben einer möglichen Gefängnisstrafe wird der ehemalige Betreiber des Piraten-IPTV-Dienstes HeHeStreams, Joshua Streit, nun 500.000 US-Dollar zahlen. Dies sei ein Betrag, der „dem Betrag der Erträge, die der Begehung der Straftat zuzurechnen sind“, entsprechen soll. Zu dieser Einigung kam es zwischen ihm und der US-Bundesregierung. Von insgesamt fünf Anklagepunkten hat Streit ein Cybercrime-Delikt eingeräumt, begangen zu haben. Am 13. Juni 2022 bekannte er sich des „Computerbetrugs – Unbefugter Zugriff zum Abrufen von Informationen von einem geschützten Computer“ für schuldig. Darüber berichtete TorrentFreak.
Am 28. Oktober letzten Jahres gab das Justizministerium die Anklage von Joshua Streit wegen mehrerer Straftaten bekannt. Dem damals 30-Jährigen aus St. Louis Park, Minnesota, legten US-Bundesermittler u.a. illegales Sportstreaming von Inhalten der größten Profisportligen des Landes, zu seinem eigenen persönlichen Vorteil, zur Last. Darunter der MLB, der NHL, der NBA und der NFL. Auf seiner Website HeheStreams soll er hierfür entsprechende Angebote bereitgestellt haben. Bei einer Verurteilung in allen fünf Anklagepunkten drohte dem Angeklagten eine Höchststrafe von 37 Jahren Haft.
Die Website unter der Domain HeheStreams.com hätte dabei “unbegrenztes Streaming einer ganzen Saison von MLB-Spielen für 100 US-Dollar pro Jahr” angeboten. Der offizielle MLB.tv-Streaming-Dienst von MLB hingegen berechnet 129,99 US-Dollar für eine ganze Saison, berichtete ArsTechnika. Inzwischen befindet sich die Site allerdings unter der Kontrolle von ACE (Alliance for Creativity).
Streit akzeptierte ACE-Angebot
Wie TorrentFreak berichtete, akzeptierte Joshua Streit als Eigentümer von HeHeStreams unter dem Druck der Anti-Piraterie-Koalition ACE ein Angebot, seinen Fall beizulegen. Dies schloss die Übergabe seiner Domänennamen an die MPA und die Schließung seiner Website ein. Zwar wurde nichts öffentlich bekannt bezüglich einer Barabfindung. Dennoch ist davon auszugehen, wie in solchen Fällen usus, dass ACE eine finanzielle Entschädigung erhielt.
Neben illegalem Streaming auch Erpressung angeklagt
Des Weiteren warfen die US-Bundesermittler Streit u.a. vor, Computersysteme der Major League Baseball („MLB“) infiltriert zu haben. Infolge erpresste er per E-Mails MLB. Er drohte damit, die Schwachstelle aufzudecken, die er ausgenutzt hat, um sich unbefugten Zugriff zu verschaffen, es sei denn, MBL zahlt ihm 150.000 US-Dollar. Ursprünglich erwartete er von dem Unternehmen die “Zuwendung” im Rahmen eines Bug-Bounty-Programms. MLB teilte jedoch mit, dass sie zwar kein Bug-Bounty-Programm haben, jedoch seine Enthüllungen „schätze“. Daraufhin drohte er mit einer Veröffentlichung in den Medien.
Ferner hätte er urheberrechtlich geschützte Inhalte von MBL, National Basketball Association („NBA“), National Football League („NFL“) und National Hockey League („NHL“) gestreamt ohne rechtliche Zustimmung der Rechteinhaber. Die US-Staatsanwaltschaft bekundet, dass Streits illegales Sportstreaming einer Sportliga über 3 Millionen US-Dollar an Einnahmeverlusten gekostet habe.
Joshua Streit war auch bekannt unter dem Namen „Josh Brody“. Seine Piraten-Streaming-Website namens HeheStreams soll er von 2017 bis August 2021 betrieben haben. Wie die US-Bundesbehörden mitteilten, konnte Streit Live-Spiele aus den vier großen US-amerikanischen Sportligen streamen. Dafür hätte er “die urheberrechtlich geschützten Inhalte erhalten, indem er sich über Zugangsdaten legitimer Benutzer der Websites dieser Sportligen unbefugten Zugriff darauf verschafft hat”.
Streit soll diesbezüglich einen Fehler im Zugangs-Token-System eines Drittanbieters ausgenutzt haben. Dieser hätte es “HeheStreams”-Benutzern ermöglicht, auf Live-Sport-Streams zuzugreifen, indem sie sich als legitime Benutzer der tatsächlichen Plattformen authentifizieren.
Besonderheiten von HeheStreams-IPTV-Dienst
TorrentFreak wies darauf hin, was die illegale Sportstreaming-Site HeheStreams auszeichnete:
“Die meisten traditionellen IPTV-Anbieter erleichtern den Zugriff auf raubkopierte Streams, indem sie diese von ihren eigenen Servern anbieten. Dies ist ein Modell, das viel Bandbreite verbraucht und als notwendiger Kostenfaktor für die Geschäftsabwicklung angesehen wird. Was HeheStreams geschafft hat, ist, diese Kosten fast vollständig zu eliminieren, indem es überhaupt keine Raubkopien verwendet.
Stattdessen wurde ein Weg gefunden, HeheStreams-Benutzer mit echten Streams zu verbinden, die von den Sportsendern angeboten werden. Dies hatte offensichtliche Vorteile – keine massiven Streaming-Serverrechnungen mehr und da offizielle Streams selten zusammenbrechen oder puffern, eine Menge zufriedener Kunden.”
Neben der Zahlung von 500.000 US-Dollar Strafe wird Streit zudem seine von den Beamten im Oktober 2021 sichergestellte Hardware einbüßen. Es handelt sich dabei um sechs Apple MacBook Pro-Geräte, mehrere Smartphones, Tablets, Festplatten und andere Speichergeräte der Marken Apple, Google und Samsung. Wie TorrentFreak weiter informierte könnten Streit zudem immer noch mindestens fünf Jahre Gefängnis drohen.
„Der konkrete Vorwurf, der Streit gemacht wird, bezieht sich auf eine Straftat nach 18 US Code § 1030 (Betrug und verwandte computerbezogene Aktivitäten), nämlich die Beschaffung von Informationen im Wert von mehr als 5.000 US-Dollar.“
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