Interview: Vincent Canfields Meinung zu cock.li und über den CCC. Vincent beantwortet uns in diesem Interview viele interessante Fragen.
In unserem Gespräch erzählt uns Vincent Canfield, wie der gewaltvolle Rauswurf vom 36C3 aus seiner Sicht geschehen ist. Vincent gilt nicht gerade als unumstrittene Persönlichkeit, um es sachlich auszudrücken. Er erzählt uns, wie er damals auf die Idee kam, seinen E-Mail Dienst cock.li zu gründen. Wir erfahren auch, wie Vincents politische Sicht auf die Welt ist, oder wie ernst man seiner Meinung nach cock.li nehmen sollte. Natürlich reden wir mit ihm auch über die „unschönen“ Momente, die er leider auf dem diesjährigen Chaos Communication Kongress (36C3) in Leipzig erleben musste. Der Mann von der National.Shitposting.Agency (NSA?) musste sich in unserem Interview so einigen Fragen stellen.
Vincent Canfield: ein Thema über das man anderswo lieber schweigt?
Kein Jahr darf zuende gehen, ohne den alljährlichen Chaos Communication Kongress (36C3). Auch dieses Jahr folgte schnell eine Schlagzeile der nächsten. Medien haben sich, wie schon seit Jahren, überschlagen, die Themen vom Chaos Communication Kongress aufzugreifen. Ob übers Hacken ganz allgemein, Datenschutz oder autonomes Fahren, 5G Netze oder den endgültigen Beweis, dass die Deutsche Bahn tatsächlich unpünktlich ist. Über alles wurde, wie jedes Jahr, ausführlich berichtet. Nur über ein Thema wollte anscheinend bis heute (fast) niemand berichten: Vincent Canfield, der Chef von cock.li, ist beim diesjährigen 36C3 Kongress ganz offensichtlich ziemlich unschön rausgeflogen.
Schlechte Nachrichten machen schnell die Runde
Vincent Canfield hatte bereits auf seinem Blog sehr ausführlich darüber geschrieben. Auch ein anderer, nicht ganz unbekannter Blogger, hatte schon zu dem Thema berichtet. Auf der Website von Hadmut Danisch kann man z.B. lesen:
„Da gibt’s auch die verlinkte Webseite, auf der behauptet wird, dass die da vom CCC inzwischen wie die Mafia auftreten und ihre persönlichen Prügeltruppen mit sich führen, die dann auf Befehl Leute verprügeln, die unerwünschte Meinungen haben. Und den Leuten dann noch das Handy stehlen, was ja dann nochmal eine separate IT-Straftat wäre.“ (Hadmut Danisch)
Sogar von „politischen Prügeltrupps“ konnte man in diesem Blogeintrag lesen.
Keine Antwort ist manchmal eben auch eine Antwort
Der CCC war leider bis zum heutigen Tag zu keiner Stellungnahme bereit. Die erste Anfrage von unserer Seite an den CCC, mit der Bitte um eine Stellungnahme,wurde recht herablassend bis arrogant von „erdgeist“ abgelehnt.
Wir müssen in diesem Zusammenhang allerdings auch einen Fehler einräumen. Nämlich das wir erdgeist keine Zeit für eine Antwort vor der Veröffentlichung des Artikels gegeben haben. Unsere Anfrage an ihn, bzw. den CCC ging erst raus, nachdem der Artikel schon ca. drei Stunden online war. Aufgrund dessen hat uns erdgeist jegliche Kompetenz als journalistisch tätige Autoren abgesprochen. Man müsse uns gar nicht ernst nehmen, wenn wir uns so verhalten würden, war der Tenor seiner Antwort. Außerdem würde er den Vorstand entsprechend informieren.
Eine zweite Anfrage, in der wir unseren Fehler bekundet haben, blieb bis heute unbeantwortet. Was aber anscheinend nicht heißen soll, dass der CCC in dieser Angelegenheit untätig geblieben ist. Denn mittlerweile konnte man auf Vincents Twitter Account lesen, dass manche Mitglieder damit beschäftigt sind, die Angelegenheit sogar zu „vertuschen„. Vincent glaubt, der CCC soll bewusst gezielt falsche Informationen über den Vorfall verbreitet haben. Für uns war das Grund genug, den einzigen greifbaren Augenzeugen zu befragen, was denn da jetzt wirklich los war auf dem Kongress.
Das Interview mit dem Gründer von cock.li:
Tarnkappe.info: Hallo Vincent, vielen Dank für dieses Interview.
Vincent Canfield: Hi :)
Tarnkappe.info: All zu viele Interviews mit Dir gibt es bisher noch nicht. Woran liegt das? Dein Service cock.li ist doch eigentlich weltbekannt.
Vincent: Ich vermute, es ist eine Kombination daraus, dass cock.li nicht wirklich so berühmt ist (außer in der Hacker-Community). Und die Website ist nicht gerade die Art, die einen Redakteur in Ohnmacht fallen lassen würde. Auch vermeide ich diese Art von Aufmerksamkeit im Allgemeinen. Außer so wie jetzt, wenn es Leute gibt, die aktiv Desinformationen darüber verbreiten.
Tarnkappe.info: Wie kommt man eigentlich auf die Idee, so einen Service anzubieten? Damit macht man sich doch bestimmt nicht nur Freunde, oder?
Vincent: Cock.li startete eigentlich auf einem 4chan-Thread. Dort hatte damals jemand nach einer E-Mail gefragt. Ich dachte wirklich, dass es nur eine kleine Gruppe von Usern geben würde. Entsprechend wenig Arbeit habe ich eigentlich immer in das Projekt gesteckt. Trotz seines anhaltenden Wachstums versuche ich auch heute noch, so wenig wie möglich daran zu arbeiten.
Vincent Canfield: Wo bleiben Humor und Verständnis?
Tarnkappe.info: Ich meine, manche Deiner Domains sind wirklich eine Herausforderung für Menschen, die keinen Spaß verstehen. Wie ernst sind sie gemeint? Was soll ich als Außenstehender mit einem Namen wie Nazi.rocks anfangen?
Vincent: Wenn Sie sich vorstellen können, warum ein 12-Jähriger über diese Domains lachen würde, können Sie auch verstehen, warum ich das auch heute noch tue. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn ich mich nicht ab und zu über sie lustig machen könnte. Lachen ist Leben!
Tarnkappe.info: Wenn wir gerade beim Thema Freunde und Verständnis sind. Das war ja nicht der erste CCC Kongress, bei dem Du mit dabei warst. Gab es da in der Vergangenheit schon einmal Probleme? Oder besser gefragt, hattest Du schon einmal das Gefühl, nicht willkommen zu sein?
Vincent Canfield: Letztes Jahr hat Michael Hirdes (Dodger), der Vorstandsvorsitzende des CCC e.V., einige Zeit damit verbracht, mich zu beschimpfen, dass meine Website nicht lustig sei und er wollte, dass ich sie schließe oder den Inhalt dort komplett ändere. Ansonsten scheinen die meisten Leute die Seite zu lieben, auch im CCC, sogar unter den anderen Organisatoren („Orgamitgliedern„) der Veranstaltung. Die besten Gespräche, die ich dort geführt habe, waren mit Leuten, mit denen ich nicht einverstanden war. Obwohl es selbst für die meisten von ihnen schwer war, dass einige der Domains kein Lächeln auf ihr Gesicht gezaubert hat.
Von positiven Erinnerungen und Problemen mit dem CCC
Tarnkappe.info: Wir haben den Eindruck bekommen, dass das Ganze eigentlich nur von der Führung des CCC ausgeht, also dass die „normalen“ Mitglieder kein Problem mit Dir haben. Gab es in der Vergangenheit schon mal Probleme mit führenden CCC-Mitgliedern? Welche Geschichte hat das Ganze? Und bist Du eigentlich offizielles Mitglied beim CCC?
Vincent: Ich war nie Mitglied des CCC. Aber dies war jetzt mein vierter Besuch auf einem Kongress. Abgesehen von dem oben erwähnten Vorfall kann ich mich nur an positive Interaktionen erinnern. Auch mit Leuten, die es (cock.li) nicht unbedingt „kapieren„, gab es eigentlich nie wirklich Probleme.
Tarnkappe.info: Wie kam es, dass Du zu den erwünschten Stellungnahmen des CCC nicht reagiert hast? Michael Hirdes hat Dich ja anscheinend letztes Jahr schon einmal darum gebeten.
Vincent: Da Michael wollte, dass ich ihm eine E-Mail darüber schicke, wie ich all die lustigen Sachen von meiner Website genommen habe, bevor ich dieses Jahr eine Versammlung anmelden würde, habe ich es einfach ignoriert. Ich hatte ja noch nie eine Versammlung (Assembly = eigener Tisch in einer Halle) angemeldet. Auch dieses Jahr hatte ich das nicht vor. Unsere Gruppe wurde von jemandem von Sea-Watch ausfindig gemacht, mit dem ich letztes Jahr gesprochen hatte. Unser Standort muss dann irgendwie seinen Weg zu Michael gefunden haben. Als er anfing, die Lüge auf dem Kongress zu verbreiten, dass er mich von der gesamten Veranstaltung verbannt hätte, wusste ich, dass ich mich sehr klar ausdrücken musste, und habe angefangen, mich zu rechtfertigen, was passiert war. Wenn ich verbannt worden wäre, selbst auf eine Weise, die gegen die eigene Organisationsstruktur des CCC verstößt, wäre ich erst gar nicht gekommen.
Schlägertrupps, Gewalt und Verletzungen beim Kongress des CCC?
Tarnkappe.info: Kennst Du die Personen persönlich, die Dich herausgeworfen haben? Welche Motivation oder Gründe hatten sie, sich so zu verhalten? Du wolltest doch eigentlich freiwillig gehen, warum also diese Gewalt?
Vincent: Ich kenne niemanden, der mich persönlich angegriffen hat. Später erfuhr ich, dass einige der Leute direkt mit der Antifa verbunden sind, während sie sich als Sicherheitsleute und als Teil des CCC Crew-Teams ausgaben. Die Position von CREW basiert auf der Lüge, dass sie angeblich unabhängig von der Orga sind, aber in Wirklichkeit sind sie eindeutig sehr eng miteinander verbunden.
In dem Video, das veröffentlicht wurde, sieht man mich beim Versuch, das Veranstaltungszentrum zu verlassen. Das Außengelände, in dem wir uns befanden, ist auf jeder Seite von Gebäuden umgeben. Mir wurde gesagt, dass ich innerhalb von 5 Minuten gehen sollte, und als eine Frau ihre Hände auf mich legte, entschied ich, dass die Zeit vorbei war. Anstatt gehen zu dürfen, wurde ich von diesen Antifa-Schlägern wieder nach draußen geschubst und schließlich zu Boden gezwungen.
Antifa als Teil der CCC Crew?
Vincent: Anders als das eigentliche Sicherheitspersonal stießen mir diese Frauen etwas in den Hals, was meine Atmung und sogar den Blutkreislauf einschränkte, sodass man mehrere Minuten lang meine unterbrochenen Atemversuche hören konnte. Es wurde klar, dass sie nicht versuchten, mich festzuhalten, sondern mir wehzutun. Sie schlugen mein Gesicht in den Beton, wo die Stirn geprellt wurde und mein ganzes Gesicht und meine Hände blutig waren. Sie stahlen mein Telefon, um zu verhindern, dass die Beweise an die Polizei oder die Öffentlichkeit gelangen.
Meinem Freund, mit dem noch nie jemand von CCC gesprochen hatte, wurde mehrmals ins Gesicht getreten, als sie versuchten, auch sein Telefon zu stehlen. Er legte sein Telefon unter seinen Körper und schaffte es auch nur so, es zu behalten bis die Polizei kam. Wenn sie erfolgreich gewesen wären, gäbe es keine Beweise für das, was passiert ist. Glücklicherweise scheiterten sie.
Ohne das Beweis-Video würde es für Vincent Canfield schlecht aussehen!
Tarnkappe.info: In dem Video sieht das teilweise ziemlich chaotisch aus. Du bist also im Verlauf der Auseinandersetzung, die wir in dem Video sehen, wirklich verletzt worden?
Vincent Canfield: Mein Gesicht wurde in den Beton geschlagen, ich wurde fast erstickt. Auch mein rechter Zeigefinger wurde schwer verletzt. Meine Stirn war für mehrere Tage voller Prellungen. Auch meine Kleidung war durch das Blut völlig ruiniert. Sogar meine beiden Schultern waren auch stark geprellt. Mein Freund wurde sogar mehrmals ins Gesicht getreten und musste Röntgenaufnahmen machen lassen, um zu bestätigen, dass keine Knochen gebrochen waren. Dies war kein Versuch, uns festzuhalten, sondern ein absichtlicher Angriff mit der Absicht, uns Schmerzen zuzubereiten.
Von bewaffneten „Antifa-Schlägertypen“ und einer politischen Richtung
Tarnkappe.info: Wie neutral sollte der Veranstalter eines technischen Kongresses sein? Man hat den Eindruck, dass der CCC immer politischer wird. Was ist Deine Meinung dazu? Wie passen Technik und Politik zusammen? Wo sollten die Grenzen gezogen werden, um nicht den Fokus zu verlieren?
Vincent: Eigentlich stört mich die Politisierung des CCC nicht, und es stört mich nicht einmal die Idee, dass ich gesperrt werde, weil ich zu „exotisch“ für sie bin. Wie ich schon erwähnt habe, habe ich es immer geliebt, mit Leuten zu reden, die mit dem Service nicht einverstanden sind. Es war eigentlich immer eine lustige Herausforderung, da es außerhalb Deutschlands sehr ungewöhnlich ist, sich über sowas überhaupt aufzuregen. Wenn sie sich entscheiden würden, mich formell zu verbieten, wäre ich traurig über den Rückgang des Diskurses, aber sicherlich verständnisvoller, da es in ihrem Recht liegt, dies zu tun.
Mein Problem ist es, wenn der CCC e.V. Sicherheitskräfte, die eigentlich keine sind, einsetzt, die dann eigentlich für Sicherheit auf der Veranstaltung sorgen sollen, Menschen in die Falle locken und sie überfallen. Das kann doch nicht zu ihren legitimen Aufgaben gehören. Der CCC spart wahrscheinlich eine Menge Geld, wenn man kein echtes Sicherheitspersonal einstellen muss, dass die Konzepte von Entführung und Zwang versteht. Wenn die Leute, die deine einzige Hilfe bei der Veranstaltung sind, (CREW läuft
Über politische Ansichten und erkennbare Richtungen des CCC
Tarnkappe.info: Wie siehst Du die derzeitige politische Richtung des Chaos Computer Clubs? Wie hat sich diese in den letzten Jahren gewandelt und in welche Richtung? Wo siehst Du Dich politisch?
Vincent Canfield: Weißt du, ich hatte ein faszinierendes Gespräch mit einem Deutschen über den allgemeinen Glauben, dass es so etwas wie „keine Seite“ in Deutschland eigentlich gar nicht gibt. Dass keine Seite zu beziehen, auch eine Seite ist, die man bezieht. Im Grunde ist alles politisch, egal was man macht. Ich brauche hier etwas Nachsicht, da ich wirklich nicht diese politische Person bin, für die mich oft alle halten. Auch wenn das bedeutet, dass ich bei einigen Dingen Partei ergriffen habe, bei denen ich sonst vielleicht mit etwas mehr Bedenkzeit geantwortet hätte.
Die wenigen Dinge, bei denen ich mir sicher bin, betreffen offensichtlich die Meinungsfreiheit und die Rechte im Internet. Diese könnten als allgemein libertäre Standpunkte betrachtet werden. Obwohl ich nicht sicher bin, ob ich mich selbst als Liberalen bezeichnen würde.
Politisierung im Cyberspace? Politisierung des CCC?
Vincent: Die Politisierung des CCC ist sicherlich in den letzten Jahren deutlicher geworden, anscheinend in dem Versuch zu sehen, womit sie durchkommen können. Dies ist ein interessantes Experiment, und wenn ich nicht in das Zentrum dieser Politisierung gezwungen wäre, wäre ich fasziniert, sie aus der Ferne zu beobachten. Jetzt, wo ich von den Kongressveranstaltern angegriffen wurde, freue ich mich über die Gelegenheit, mehr von der dunklen Seite des Kongresses zu erzählen. Dinge anscheinend, von denen viele andere Leute nichts wissen wollen.
Tarnkappe.info: Was ist Deine generelle Meinung zu der zunehmenden Politisierung im Cyberspace? Meinst Du, dass der Versuch, political correctness auch im Internet durchzusetzen, breite gesellschaftliche Anerkennung findet oder ist es ein Randphänomen links(-extrem) ausgerichteter Gruppierungen?
Vincent: Ich denke, die Politisierung im Cyberspace geschieht in ganz bestimmten Blasen. Ich sehe eine Menge Überschneidungen mit der „PC-Besessenheit“ und der linken Politik, aber die Überschneidung ist nicht vollständig. Die anderen Bereiche, die ich gesehen habe, betreffen hauptsächlich Leute, die nicht das Falsche sagen wollen, um ihre Karriere zu gefährden. Außerhalb dieser Blasen scheint sie kaum zu existieren. Ich bin mir nicht sicher, wie das allgemeine Gefühl in Deutschland ist, aber hier in Rumänien kümmert sich niemand darum.
Vom CCC verbannt oder einfach nur unerwünscht?
Tarnkappe.info: Hast Du jetzt für immer Hausverbot bei Kongressen des CCC? Hast man Dir wenigstens Deinen Eintritt für den Kongress zurückerstattet? Der Organisator hat ja, juristisch gesehen, das Recht, jedem Teilnehmer Hausverbot zu erteilen. Geht’s Dir primär um die Art und Weise, wie das Ganze abgelaufen ist oder um den Rauswurf überhaupt?
Vincent Canfield: Ich bin mir nicht sicher, ob ich tatsächlich für immer von der Veranstaltung verbannt bin. Aber ich würde sagen, die Angelegenheit ist dieses Jahr auch viel heikler als noch im letzten Jahr, als ich eindeutig nicht gesperrt wurde. Ich bekam meinen Eintrittspreis bislang nicht zurückerstattet. Man hat meinen Ausweis konfisziert, als mich die Polizei durch das Kongresszentrum begleitete, um meinen Rucksack zu holen.
Wenn der CCC mich von der Veranstaltung verbannen will, ist das in Ordnung. Aber die Art und Weise, wie ich und mein Freund angegriffen wurden, lässt noch viel Arbeit übrig und viele Fragen offen. Ich bin hoch motiviert durch ihren Übergriff.
Und wie soll es jetzt weiter gehen, Vincent Canfield?
Tarnkappe.info: Wie geht es jetzt weiter? Hast Du noch Kontakt zum Club? Meinst Du, ihr könnt das intern regeln, indem ihr miteinander redet, oder geht das Ganze jetzt einen rechtlichen Weg mit Anwalt usw.?
Vincent: Es gab bislang keinen direkten Kontakt mehr mit jemandem vom CCC e.V. Aber nach dieser Veranstaltung starteten sie eine Desinformationskampagne von beeindruckendem Umfang durch ihre Orga-Teammitglieder und ihre freiwilligen Helfer. Da ich keine Armee von Untergebenen habe, mit denen ich antworten kann, habe ich die Desinfo meistens selbst erledigt. Glücklicherweise scheinen viele Leute ihren Fehler einzusehen, wenn sie merken, dass sie von den CCC-Organisatoren in die Irre geführt und belogen wurden.
Abgesehen davon gibt es derzeit mehrere laufende Strafverfahren, die mein Anwalt bearbeitet. Alle zivilrechtlichen Optionen bleiben auf dem Tisch.
Tarnkappe.info: Vielen Dank für dieses Interview, Vincent. Wir drücken Dir auf jeden Fall die Daumen und hoffen, dass sich alles möglichst schnell und hoffentlich unkompliziert klären lässt.
Vincent Canfield: Kein Problem, ich habe Euch zu danken :)
Ob der CCC oder sogar Michael Hirdes persönlich jemals etwas dazu sagen werden, bleibt abzuwarten. Ich kann nur noch einmal wiederholen, was eigentlich selbst in unserer Zeit noch selbstverständlich sein sollte:
Wir brauchen eine Stellungnahme vom CCC
„Es wäre wirklich schade, wenn so ein großartiger Event, wie der Chaos Communication Congress in Leipzig, unter solch einem „schlechten Licht“ zuende gehen würde. Eine Geschichte hat immer zwei Seiten. Und man sollte auch immer beide Seiten hören, bevor man sich ein Urteil bildet.
Gewalt auf dem Kongress oder sogar der Vorwurf, dass der CCC politische Schlägertrupps beschäftigt, kann nicht im Sinne einer sonst so friedlichen Vereinigung wie dem Chaos Computer Club sein. Hoffen wir, dass sich alles bald aufklärt.“ (Sunny)
In diesem Sinne, möchten wir den Vorstand bzw. die für den Kongress verantwortlichen Personen des CCC noch einmal herzlich einladen und bitten, eine Stellungnahme zu den Vorfällen abzugeben. Wir würden diese natürlich ungekürzt veröffentlichen.
Beitragsbild: Privates Foto von Vincent Canfield, thx!
Tarnkappe.info