Hafttagebuch
Hafttagebuch
Bildquelle: ErikaWittlieb

Das Hafttagebuch von BeSure – Fragen für Interview einreichen!

Besures Hafttagebuch. Tarnkappe.info sammelt Fragen für ein Interview. Hinter Gittern findet ein Leben zwischen Hoffnung und Realität statt.

Hinter Gittern – ein Leben zwischen Hoffnung und Realität. Kaum einer von uns weiß wirklich um die Lebensbedingungen in einer Strafvollzugsanstalt Bescheid. Das soll sich nun ändern. Der wegen Cyberkriminalität verurteilte Herr Ates ist bereit, uns rund um die speziellen Gegebenheiten in solch einer Lage zu informieren. Er veröffentlichte bei ngb.to ein Hafttagebuch.

Tarnkappe.info sammelt Fragen für ein Interview mit „Herrn Ates“. Die Deadline für alle Einreichungen ist der 11. Juli 2016.

Physische Kraft ist im Gefängnis nicht weniger nötig als moralische, um all die materiellen Unannehmlichkeiten dieses unseligen Lebens ertragen zu können.

Fjodor Michailowitsch Dostojewskij

Das Hafttagebuch

Genau von so einem Leben berichtet uns unter dem Pseudonym „Herr Ates“, auch bekannt als BeSure. Er ist jemand, für den das Dasein hinter Gittern sehr konkret geworden ist. Er begann dort sein eigenes Hafttagebuch zu schreiben und veröffentlicht es nun kapitelweise im Forum ngb.to für alle Interessierten zum Mitlesen. Das Geschriebene ist absolut authentisch und als Leser gelingt es einem durch seine anschauliche Ausdrucksweise sehr gut, sich in ihn hineinzuversetzen und seine Erlebnisse zu teilen. Er nimmt uns mit in eine Welt, die kaum einer von uns je so erleben wird.

Der Leser ist von Anfang an dabei, beginnend mit der Tat. Der frühere Cyberkriminelle hat die Deutsche Bahn geschädigt, indem er „(…) eigentlich nur Bahntickets gekauft und günstiger weiterverkauft“ hat. „Nur halt mit Kreditkartendaten anderer Leute, die haben aber die Buchungen von ihrer Kreditkarte zurückbekommen von der Bank, glaube ich. Und die Leute, die die Tickets von mir gekauft haben, sind wirklich damit gefahren, ohne Probleme. Letztendlich hatte die Bahn das Ticket ausgestellt und kein Geld gesehen bzw. das Geld an die Kreditkarteninhaber zurückgeben müssen… Ich hab‘ die Kreditkarten nicht mal selber irgendwie gehackt oder so, sondern einfach nur in so Internetseiten gekauft.

Alles kam ganz anders…

Dann der Verhaftung am polizeilich überwachten Bankautomaten (sie wollten dort „illegal erwirtschaftetes Geld von einem gefälschten Bankkonto, oder in der Szene auch bekannt als „Bankdrop“ abheben), dem Gefängnisaufenthalt, der quälenden Ungewissheit um die eigene Zukunft, dem Schuldeingeständnis, der Verurteilung und alles aus der Sicht von jemandem, zu dessen realem Leben das gehört hat.

Ates stellt die Geschehnisse absolut realistisch dar, er beschönigt nichts, das gilt insbesondere für seine Straftat. Von sich selbst sagt er: „Meine Denkweise, die ich damals hatte, bringt mich zum Erröten. Auch die Tatsache, wie ich das Ganze mit Leichtigkeit aufgefasst habe, verdeutlicht meine Naivität sowie Dummheit. Doch ein Mensch entwickelt sich, manche früher, mache später, bei mir wohl letzteres. Ich war die letzten Jahre in Haft, ich bin nicht stolz drauf. Dennoch möchte ich mit euch meine Erfahrungen und Einblicke, die ich während meiner Haftzeit gesammelt habe, teilen.“

Das Leben geht weiter…

Nun, nach seiner Entlassung, ist Ates Student der Wirtschaftsinformatik. Sein Leben verläuft wieder in geordneten Bahnen und ich bin ziemlich sicher, nachdem, was er schreibt, dass das so bleiben wird. Auch für ihn war dies eine absolute Extremsituation, die er versuchte aufzuarbeiten, indem er das Geschehen zu Papier brachte. Und wenn ihr mich fragt, gehört auch eine ganze Menge Mut dazu, alles öffentlich zu diskutieren, dazu zu stehen und zu der Einsicht zu gelangen, dann für sich eine bessere Zukunft zu wählen …

Ates Hafttagebuch fand im ngb große Resonanz. Viele stellten ihm dort schon direkt ihre Fragen und es entwickelte sich eine rege Diskussion. Auch wir von der Tarnkappe möchten unseren Lesern die Möglichkeit geben, Fragen für ein Interview an BeSure bzw. Herrn Ates zu stellen. Wir hoffen natürlich auf eine ebenso aktive Beteiligung, wie bei anderen gemeinsamen Interview-Vorbereitungen. Die Fragen bitte hier als Kommentar hinterlassen. Gerne auch im entsprechenden Thread in der Szenebox oder bei ngb.to, danke!

Wer die ersten Kapitel seines Hafttagebuches lesen möchte, kann dies hier tun.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.