Bernd Sieberichs über Pippi Langstrumpf, Piraterie & Selfpublishing

Bernd Sieberichs über Pippi Langstrumpf, Piraterie & Selfpublishing

Bernd Sieberichs spricht in unserem Interview über die allmächtige Krake Amazon, die Urheberrechts-Problematik, und warum er Selfpublishing bevorzugt.

Der Autor Bernd Sieberichs hat sich nie thematisch festgelegt. Er hat sowohl Kinderbücher, Krimis, Gedichte aber auch Sachbücher und Erzählungen veröffentlicht. Da er zwischenzeitlich als Verleger tätig war, haben wir ihn ausführlich zum Thema Urheberrecht und Selfpublishing befragt.

Antonia: Du warst nie fixiert auf nur ein Genre. Woher nimmst Du Deine vielfältigen Ideen für einen solchen Facettenreichtum?

Bernd Sieberichs: Ich bin ein sprudelnder Ideenquell ;-)

Beim Schreiben eines Romans, oder auch nur, wenn ich mich beim Sonntagsfrühstück mit meiner Frau (meiner Muse!!!) unterhalte oder im Café an der Straße sitze und Leute beobachte, dann fliegen mir die Ideen nur so zu. Ich habe einen Ideenspeicher mit mehreren hundert Buchideen – und es werden immer mehr. Eigentlich sollte ich eine Ideenfabrik gründen.

Pippi Langstrumpf steht für ihre Natürlichkeit und Rebellentum

Antonia: Hast du schriftstellerische Vorbilder, wer sind deine Idole, was hast du als Kind gerne gelesen?

Bernd Sieberichs: Mein absolutes Idol – obwohl ich sonst Idole und den Hype um sie eher belächle – ist PIPPI LANGSTRUMPF. Ich liebe ihre Natürlichkeit und ihr Rebellentum. Pippi weiß immer, was sie will, und wie sie sinnlose Moralvorstellungen und Konvention durch kindliche Neugier und Natürlichkeit entlarven und in sinnvolle Handlungen (Spaß, Lebensfreude, Phantasie, Kreativität) umwandeln kann.

Außerdem schätze ich MARK TWAIN für sein bahnbrechendes Vordenken in Sachen Menschenrechte, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, siehe Tom Sawyers Freund Huck Finn und dessen schwarzen Freund und Ex-Sklaven, Jim.

Antonia: Hast du eine eigene Lieblingsfigur deiner Romane? Ist es Mark Rytter? Würdest du dich selbst mit ihm identifizieren?

Bernd Sieberichs: Mark Rytter hat natürlich, wie alle Figuren all meiner Bücher, Ähnlichkeiten mit mir. Am Anfang meiner Karriere war Mark sicher mein Liebling. Aber, da ich als Autor möglichst authentisch in der Figurenschilderung sein will, bleibt es nicht aus, dass ich beim Finden und Erfinden immer wieder Anleihen bei mir selbst nehme. Daher liebe ich alle meine Figuren; sie liegen mir am Herzen – die guten wie die bösen.

Ausblick von Bernd Sieberichs

Antonia: Welches sind deine aktuellen Projekte und wann dürfen wir mit einer neuen Veröffentlichung von Dir rechnen?

Bernd Sieberichs: Im Augenblick schreibe ich einen weiteren „Mark-Rytter“ zum Thema „Selbstjustiz“ und „Moralisches Dilemma“, sowie einen kleinen, aber feinen Liebesroman, der auf der berühmten einsamen Insel spielt, die wir vielleicht alle so gerne mal für eine Weile besuchen würden, um den Ballast des Alltäglichen hinter uns zu lassen.

Antonia: Eine Frage habe ich zu deinem bei uns vorgestellten Buch „Menschheit 5.0„: Eine wichtige Rolle spielen dabei doch auch die Medien. Warum glaubst du, dass sie das alles billigend so hinnehmen, wie es ist ohne den Wunsch nach Veränderungen?

Bernd Sieberichs: Wie wir alle unter immer größerem (gewollten, geplanten und aus Profitgier und Machtgier mit Hilfe der multiplen Angstsysteme überall installiert: Bildung, Gesundheit, Wirtschaft, Politik) Druck stehen, so sind auch die Redakteure der großen Medien unter immensem Stress. Fast alle großen Medien sind in der Hand von wenigen, finanzkräftigen Interessengruppen, die der Neuen Weltordnung (Ziel der NWO: 1 Weltregierung, 1 Sprache, 1 Religion, 1 Kultur, Dezimierung der Weltbevölkerung auf unter 1 Milliarde zwecks besserer Versklavung) in der einen oder anderen Art verbunden sind. Da gibt es schon manchmal weisungsgebundenen Journalismus und die Schere im Kopf.

Die meisten dieser Journalisten wissen aber ganz genau, was in Wahrheit passiert. Deshalb gibt es immer wieder Ausreißer aus dem System: Peter Scholl-LatourOliver JanichKen Jebsen usw.

Online-Piraterie: beim Bewusstsein für Unrecht ansetzen

piracy it's a crime

Antonia: Welche Maßnahmen hältst du für geeignet, um die Online-Piraterie einzudämmen? Was hältst du von Internetseiten, wie Lul.to und was von der Kooperation mancher Autoren mit solch illegalen Seiten?

Bernd Sieberichs: Eigentlich müssten die Gesetze massiv verschärft werden, um geistiges Eigentum besser zu schützen. Doch die Vergangenheit lehrt, dass schärfere Gesetze nicht Kriminalität eindämmen, sondern allzu oft gegen eben jene, die sie eigentlich schützen sollen, verwendet wurden und werden. Ich fürchte, wir werden nichts an Kriminalität ändern können. Wir müssen den langen Weg über die Bewusstseinsveränderung bei uns Menschen gehen.

Antonia: Hältst du eine Veränderung der gesetzlichen Grundlagen bezüglich härteren Urheberrechts, wie gerade von den Verlagen gefordert, für sinnvoll?

Bernd Sieberichs: Fakt ist, dass gerade in Deutschland der Diebstahl von materiellem Eigentum wesentlich härter geahndet wird als der von geistigem Eigentum. Ich finde, wir sollten eine andere Gewichtung herstellen (siehe vorherige Frage).

Verleger: Vielfalt statt nur weniger Big Player

Bernd Sieberichs
Bernd Sieberichs. Foto privat.

Antonia: Welche Erfahrungen hast du mit Selfpublishing gemacht? Wo stehen deiner Meinung nach die Verlage in 10 Jahren, spielen die dann noch eine große Rolle?

Bernd Sieberichs: Meine SP-Erfahrungen sind vielfältig; ich habe alles gemacht, was in einem Verlag ansteht, mit allen Höhen und Tiefen. Aus der Summe meiner Erfahrung entwickele ich gerade ein vollkommen neues Verkaufs-/Verschenk-Konzept, das jedoch sehr individuell ist. Auch hier plädiere ich für Vielfalt – möglichst viele kleine Selfmade-Menschen und einige große Publikumsverlage werden sich hoffentlich auch in 10 Jahren noch in der Szene tummeln. Allerdings finde ich, dass die Qualität unter den Freelancern verbesserungswürdig ist.

Antonia: Du schreibst ja auch für kindleunlimited. Erreichst du dadurch mehr Leser als vorher?

Bernd Sieberichs: Ich erreiche mehr Leser als vorher. Aber der Preis dafür (Amazonkrake!) gefällt mir nicht. Deswegen bin ich gerade beim Ausloten neuer Möglichkeiten.

Amazon geht es nur um Gewinnmaximierung

Antonia: Was hältst du davon, dass Amazon eine Bezahlung der Autoren pro gelesener Seite für den E-Book-Flatrate-Services Kindle Leihbücherei und Kindle Unlimited eingeführt hat? Was ändert sich für dich selbst dabei?

Bernd Sieberichs: Für mich als umsatzschwacher Autor ist es ein kleiner Vorteil. Aber insgesamt hat Amazon das ja nicht gemacht, um die Autoren zu stärken, sondern um den eigenen Gewinn zu erhöhen.

Keine Wertschätzung: eine Kulturflatrate suggeriert ungedrosselten Konsum

Antonia: Wäre dir persönlich eine Kulturflatrate willkommen, wie sie einzelne Politiker aus den Reihen der Grünen, der SPD und der Piraten angeregt haben?

Bernd Sieberichs: Grundsätzlich fühle ich mich mit einer Flat unwohl. Eine Flat suggeriert ungedrosselten Konsum, und das ist für mich das Gegenteil von Wertschätzung. Außerdem bedeutet die Finanzierung von Konsum durch eine Flat noch mehr Budgetkontrolle durch die Politik. Ich finde, wir haben ein hervorragendes, öffentliches Bibliothekensystem, das wir viel stärker nutzen und unterstützen sollten. Wenn hier die Information noch preiswerter wäre, gar kostenlos durch Steuergeld, dann gibt es jedenfalls in der Kultur keine Zweiklassengesellschaft mehr.

Antonia: Bernd, wir danken Dir für dieses Gespräch!

Fotos privat.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.