Laut dem ISP Bahnhof haben Filesharer in Schweden in den letzten drei Jahren über 104.000 Abmahnungen erhalten. Manche wurden zudem verklagt.
Unzählige BitTorrent-Nutzer erhalten Briefe mit Schadenersatzforderungen und Kostennoten von Kanzleien, die im Auftrag der Rechteinhaber tätig sind. Der Internetprovider Bahnhof gab bekannt, dass in weniger als drei Jahren die Anschlussinhaber von mehr als 100.000 IP-Adressen Post bekommen haben. Ihnen werden Verstöße gegen das Patent- oder Urheberrecht vorgeworfen.
Schweden. Das Land war einst die Heimat von The Pirate Bay und der Geburtsort der Piratenpartei. Zudem war es früher ein Ort, wo Filesharing für viele Bürger selbstverständlich war. Doch heute ist dieser sichere Hafen längst verschwunden. Das skandinavische Land hat mehrere Torrent-Website-Betreiber verfolgt, darunter die Gründer von The Pirate Bay. Zugleich steigt die Zahl der Abmahnbriefe gegen BitTorrent-Nutzer an.
Bahnhof: Anzahl der Klagen durch Copyright-Trolle deutlich gestiegen
In vielerlei Hinsicht ist Schweden zu einem Vorbild für die Durchsetzung von Urheberrechten geworden. Dazu gehört auch das Phänomen des „Copyright-Trolling“, bei dem Filmkonzerne Hunderte oder Tausende von mutmaßlichen Piraten abmahnen. Sie erhoffen sich damit die Zahlung von hohen Schadenersatzforderungen. Auch die beauftragten Abmahn-Kanzleien arbeiten nicht für umsonst. Copyright-Trolle fordern Geld für die Verletzung von Urheberrechten wie beispielsweise Bilder, Videos oder Software, die ihnen gar nicht gehören. Die erste Welle dieser Klagen begann vor drei Jahren, und ist seitdem exponentiell gewachsen. Laut dem schwedischen Internetprovider Bahnhof, der diese Fälle seit Anfang 2017 verfolgt, hat die Anzahl der neuen Fälle auch in diesem Jahr bereits einen Rekord gebrochen.
Schweden ist zum Vorbild für die Durchsetzung von Urheberrechte geworden
Auch die Anzahl der eingereichten Klagen ist angestiegen. Dabei zielen die Fälle aber auf weniger IP-Adressen ab. Im vergangenen Jahr wurden über 50.000 IP-Adressen anvisiert. Die Gesamtzahl 2019 liegt bisher bei 26.274 Stück. Zusammen mit den Zahlen für 2017 wurden in den letzten drei Jahren die Anschlussinhaber von mehr als 100.000 IP-Adressen mit Abmahnungen oder sogar Klagen überzogen.
Diese Daten würde ein Internet-Provider normalerweise nicht veröffentlichen. Aber der ISP Bahnhof, der sich stets laut gegen Copyright-Trolle ausgesprochen hat, tut dies schon. DieFirma Bahnhof weigert sich sogar, Daten an Urheberrechtsinhaber weiterzugeben, wie es das Unternehmen in seiner Pressemitteilung deutlich macht. Der ISP Bahnhof ist zwar gesetzlich verpflichtet, Protokolle aufzubewahren, betreibt aber eigene Datenbanken. Die Daten werden den Strafverfolgungsbehörden bei bestimmten Zwecken übermittelt. Bei der Rechtsdurchsetzung von Urheberrechtsverletzungen aber nicht.
Betrachtet man die ISPs im vergangenen Jahr, so zeigt sich, dass die meisten der betroffenen IP-Adressen Kunden von Telia gehören. Ihnen folgen die Kunden von Com Hem und Telenor. Die Rechteinhaber, die die Anschrift der Anschlussinhaber erfragen, werden von einer Vielzahl an Anwaltskanzleien vertreten. Darunter die bekannte Kanzlei Njord Law.
Moderne Wegelagerei: das Prinzip Erpressung
Während der ISP Bahnhof diese Zahlen indirekt zur Werbung des eigenen Geschäfts einsetzt, hofft das Unternehmen, dass diese „Copyright-Trolling“-Praktiken irgendwann enden werden. Nach Angaben des Unternehmens basiert der gesamte Prozess auf dem Prinzip „Erpressung„.
„Der Erfolgsfaktor der Briefe ist zum Teil, dass sie leicht mit echten Rechnungen oder Bußgeldern verwechselt werden können, und die Androhung eines Gerichtsverfahrens, das die Betroffenen aus reiner Angst zur Zahlung zwingt, selbst wenn sie unschuldig sind. Das Geschäftsmodell basiert also auf regelmäßiger Erpressung“, stellt Bahnhof fest.
Foto Bahnhof.se, thx!
Tarnkappe.info