Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zieht Bilanz über die Entwicklungen des Buchmarktes. Sie stellten ein Minus von zwei Prozent fest.
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zieht in einer Pressemitteilung Bilanz über die Entwicklungen des Buchmarktes 2017. Das Jahresergebnis des Publikumsmarkts (Sortimentsbuchhandel, E-Commerce inkl. Amazon, Bahnhofsbuchhandel, Kauf-/Warenhäuser, Elektro- und Drogeriemärkte) lag demnach zwei Prozent unter dem Vorjahr, der Buchhandel vor Ort kam mit seinem stationären Geschäft auf minus drei Prozent.
Börsenverein präsentiert Verkaufszahlen dieses Jahres
Eine Präsentation der Ergebnisse zeigt der Branchen-Monitor BUCH (BMB), einem vom Börsenverein herausgegebenen Newsletter. Die Dokumentation der aktuellen Entwicklung des deutschen Marktes im Vergleich zum Vorjahresmonat und Vorjahreszeitraum deckt dabei fünf Vertriebswege ab: Sortimentsbuchhandel, Bahnhofsbuchhandel, Kauf- und Warenhaus, Elektro- und Drogeriemarkt (jeweils Barumsatz) sowie E-Commerce. Neben der Gesamtbetrachtung sind auch die Editionsformen und Warengruppen ersichtlich.
Die Angaben im BMB beruhen auf den von Media Control Baden-Baden erhobenen Daten. In die statistische Auswertung fließen die Ergebnisse von 4.189 Abverkaufsstellen in den Vertriebswegen Sortimentsbuchhandel (2.355 Abverkaufsstellen), Bahnhofsbuchhandel (479), Kauf- und Warenhaus (197), Elektro- und Drogeriemarkt (1.148) und E-Commerce (10, inkl. Amazon). Basis sind alle Abverkäufe (außer WG 8: Schule und Lernen) der an der Stichprobe teilnehmenden Händler, welche über die Kassensysteme erfasst werden und eindeutig identifizierbar sind. Erhebungszeitraum ist jeweils der erste bis letzte Tag eines Monats. Die Erhebung hat man im Auftrag des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels durchgeführt.
Markt für Bücher ist leicht rückläufig
Konnte der Buchmarkt noch in 2016 ein Umsatzplus von 1 Prozent verzeichnen, so hatten im Jahr 2017 rückläufige Kundenfrequenzen in den Innenstädten und eine zunehmende Medienkonkurrenz im Jahresergebnis des Publikumsmarkts ein Minus von 2 Prozent unter dem Vorjahr zur Folge. Der Buchhandel vor Ort kam mit seinem stationären Geschäft auf minus 3 Prozent. Umsatzeinbußen waren in allen Genren zu verzeichnen.
Die wesentlichste Warengruppe, die Belletristik, hatte die geringsten Einbußen von nur einem Prozent, gefolgt von der Reiseliteratur mit einem Minus von 2 Prozent, dem Kinder- und Jugendbuch (trotz Verlust, dennoch ein respektables Ergebnis, da 2016 dank Harry Potter ein außergewöhnlich umsatzstarkes Jahr für das Genre war) mit den Sachbüchern einen Rückgang von je 2,3 Prozent und den Ratgebern mit Umsatzverlusten von 2,5 Prozent. Bei den Wissenschaften zeigt sich ein gemischtes Bild: Während Naturwissenschaften, Medizin, Informatik, Technik und Sozialwissenschaften, Recht, Wirtschaft jeweils nur ein kleines Minus von 1,4 Prozent zu verzeichnen haben, gingen die Umsätze in der Warengruppe Geisteswissenschaften, Kunst, Musik im Vergleich zum Vorjahr um 6,0 Prozent zurück.
Die Hardcover/Softcover liegen 1,5 Prozent unter dem Vorjahresergebnis, Taschenbücher 2,7 Prozent darunter. Im Durchschnitt bezahlten die Käufer 13,16 Euro pro Buch und damit 1,7 Prozent mehr als im Jahr 2016. Der Absatz, die Anzahl verkaufter Exemplare, entwickelte sich im Vergleich zum Vorjahr rückläufig um 3,6 Prozent. Auch der Sortimentsbuchhandel verbucht ein Umsatzminus von 3,0 Prozent. Der Absatz liegt 5,1 Prozent unter dem des Vorjahres, die bezahlten Preise stiegen um 2,2 Prozent.
Wenige Bestseller
Als meistverkaufter Roman 2017 (Belletristik Hardcover) hatte der Titel: „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde den größten Erfolg, Rang 2 belegte „Origin“ von Dan Brown, auf Platz 3 schaffte es der Roman „Tyll“ von Daniel Kehlmann. Ganz vorn lagen bei den Sachbüchern (Hardcover) Gesundheits- und Naturthemen. So nahm Platz 1 bei den Jahresbestellern „Wunder wirken Wunder“ von Dr. Eckhart von Hirschhausen ein, auf Platz 2 landete „Das geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben und Platz 3 blieb dem Titel „Heilen mit der Kraft der Natur“ von Prof. Dr. Andreas Michalsen vorbehalten.
Ebenso rückläufig waren die Zahlen für den Publikumsmarkt im Dezember 2017, mit 4,4 Prozent Umsatzeinbußen im Vergleich zum Vorjahresmonat. Verluste sind im Dezember über alle Warengruppen hinweg zu verzeichnen: Insbesondere die Wissenschaften bleiben hinter dem Vergleichsmonat zurück. Die Belletristik verbucht dagegen ein vergleichsweise kleines Umsatzminus von 2,0 Prozent, Kinder- und Jugendbücher liegen 3,9 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahresmonats. Die Dezember-Umsätze mit Hardcovern/Softcovern liegen 5,2 Prozent unter denen des Vorjahreszeitraums, Taschenbücher büßten 1,2 Prozent ein.
Börsenverein: Ein herausforderndes Jahr für die Branche
Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, fasst diese Ergebnisse wie folgt zusammen. „2017 war für den Buchhandel ein herausforderndes Jahr. Das Buch behauptet sich in der Medienlandschaft, sieht sich aber in einem zunehmendenWettbewerb um Zeit und Aufmerksamkeit der Menschen. Es zeichnet sich ab, dass gerade die sozialen Medien mit ihrer hohen Kommunikationsdichte die Zeitbudgets der Nutzer immer stärker beanspruchen.
Rückläufige Kundenfrequenzen in den Innenstädten führten weniger Käufer in die Buchhandlungen vor Ort. Die Branche blickt dennoch optimistisch ins neue Jahr. Der Buchhandel reagiert auf die Wünsche der Kunden und betreibt inzwischen fast flächendeckend Cross-Channeling. Er kombiniert die Vorteile des Handels vor Ort mit denen des Online-Einkaufs. Buchhandlungen wie Verlage sind weiterhin gefragt, überzeugende Konzepte zur Kundenansprache und -bindung zu entwickeln, um den Stellenwert des Buches und des Lesens in der Gesellschaft zu festigen. Um die Kundenfrequenz in den Innenstädten langfristig zu verbessern, fordern die Händler von den Kommunen, dass sie sich verstärkt für vitale Innenstädte und einen starken Einzelhandel einsetzen.“
Bildquelle: Khamkhor, thx! (CC0 Public Domain)
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