Zehn Verbrauchergruppen rund um BEUC werfen Google vor, die Verbraucher auf unlautere Weise zu manipulieren.
Es geht um Googles Betriebssystem Android und dessen Benutzererstellung. Die vom Europäischen Verbraucherverband (BEUC) koordinierten Gruppen kritisieren, dass Google die Benutzer dazu nötigt, einen Google-Account auf ihrem neuen Android-Handy zu erstellen und die Personalisierung unnötig erschwert, falls kein Account gewünscht wird.
Massive Überwachung durch Google-Account
Die stellvertretende Generaldirektorin des BEUC, Ursula Pachl, warnt mit klaren Worten:
Es bedarf nur eines einfachen Schrittes, damit Google alles, was Sie tun, überwachen und auswerten kann. Wenn Sie von datenschutzfreundlichen Einstellungen profitieren wollen, müssen Sie durch einen längeren Prozess und eine Mischung aus unklaren und irreführenden Optionen navigieren.
70 % der Smartphones weltweit nutzen Android
Das Problem liegt für Pachl in der Präsentation. Die Benutzer könnten ihre Profile beispielsweise über eine Expressfunktion einrichten – jedoch sind die Resultate wie bereits erwartet nicht sehr datenschutzfreundlich. Die Verbrauchergruppen und der BEUC nennen es „Überwachung von Haus aus“. Im Vergleich dazu müssen die Benutzer fünf Schritte und zehn Klicks tätigen, um zumindest teilweise aus der Überwachungshölle entgehen zu können.
Für den BEUC und dessen Mitglieder steht weiterhin fest, dass die Informationen des Anmeldeprozesses sehr unklar, unvollständig und irreführend sind. Als Resultat könnten Konsumenten Entscheidungen treffen, die sie im größeren Zusammenhang nicht mehr verstehen. Dabei wäre es genau hier wichtig, denn es geht um die persönlichen Daten.
Datenschutzfreundlichere Variante laut BEUC deutlich unansehnlicher
Die Verbrauchergruppen um BEUC strafen auch Googles „datenschutzfreundlichere“ Variante ab. Diese sei zu unansehnlich und zu aufwändig. Der Benutzer werde daran gehindert, eine freie und informierte Wahl zu treffen. Auch stelle Google das Ablehnen der Google-Accounterstellung als ein „Verpassen von Vorteilen“ hin, was die Benutzer weiter manipulieren soll. Google trackt seine Benutzer über alle Google-Services hinweg, inklusive Chrome, Gmail, YouTube und Google Maps. Auch daher ist der Anmeldeprozess für den Technologiegiganten so wichtig.
Google will von BEUC-Anschuldigungen nichts wissen
Google sieht in seinen Geschäftspraktiken hingegen kein Problem. Ein Google-Sprecher sagte Euractiv, dass die Optionen nach ausgiebiger Forschung in enger Zusammenarbeit mit Website-Testern designt wurden.
Wir begrüßen die Gelegenheit, uns mit den europäischen Verbraucherschützern und Regulierungsbehörden über dieses wichtige Thema auszutauschen. Die Menschen sollten in der Lage sein zu verstehen, wie Daten aus ihrer Nutzung von Internetdiensten erzeugt werden. Wenn sie damit nicht einverstanden sind, sollten sie etwas dagegen tun können.
Die nationalen Verbrauchergruppen um den BEUC gaben die Beschwerde an die jeweils zuständigen Datenschutzbehörden in Tschechien, Frankreich, Norwegen, Griechenland und der Slowakei. In Deutschland versandte man einen Warnbrief an Google. Dieser könnte möglicherweise der erste Schritt zu einer Klage sein. Gemäß der DSGVO muss der Fall nach Irland weitergeleitet werden. Dort hat Google seinen europäischen Hauptsitz.
Dr. Patrick Breyer, Europaabgeordneter für die Piratenpartei, kommentiert wie folgt:
Wir kennen diese Dark Patterns von Überwachungswerbung allgemein: Sich durchleuchten zu lassen ist kinderleicht, aber sich dagegen zu wehren viel zu aufwändig. Es ist folgerichtig, dass die Verbraucherschützer international tätig werden, denn von der irischen Datenschutzaufsicht ist leider nichts zu erwarten. Google zu verklagen wäre der folgerichtige nächste Schritt.