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Amazon vergütet eigene US-Lagermitarbeiter für positive Twitter-Tweets

US-Lagermitarbeiter hat Amazon von ihrer Arbeit freigestellt, um zu twittern. Sie sollten sich bei Twitter positiv über Amazon äußern.

Um negativen Berichten, wie dem Anstieg von Gesundheits- und Sicherheitsbeschwerden, in Amazon-Einrichtungen entgegenzuwirken, entstanden in den letzten zwei Wochen 14 Twitterkonten (laut Techcrunch), die gemeinsam Loblieder auf ihren Arbeitgeber twittern. Dafür werden sie von Amazon belohnt, berichtet The Guardian.

Amazon zwingt Arbeiter zur Aufgabe der Toilettenpause

Wie The Verge im April berichtet, arbeitete der Journalist James Bloodworth bei Amazon für eine Recherche zu seinem neuesten Buch: „Hired: Six Months Undercover in Low-Wage Britain“. Er gibt darin seine eigenen Erfahrungen wieder. Demnach wären die Lagerarbeiter bei Amazon gezwungen, auf ihre Toilettenpausen zu verzichten, weil die Fulfillment-Anforderungen zu hoch sind. Aber auch in einer Umfrage von worker rights platform Organise unter den Mitarbeitern geben diese an, dass die Zielvorgaben exponentiell angestiegen wären. Als Ergebnis fühlten sie sich unter Druck gesetzt und zu gestresst, um die neuen Ziele zu erreichen. 55 Prozent der Befragten hätten seit ihrer Arbeit Depressionen erlitten. Über 80 Prozent der Arbeitnehmer schlossen für sich aus, dass sie sich erneut bei diesem Unternehmen bewerben würden.

Amazon befand wohl, dass es an der Zeit sei, solchen Negativ-News mit positiven Twittermeldungen zu entgegenen. So warb Amazon einige Mitarbeiter gezielt an, um über Twitter-Accounts positive Kunde zu verbreiten. Die Twitter-Accounts wurden im August 2018 angelegt, lauten auf Amazon „FC Ambassador“ und wurden von Amazon-Mitarbeitern des Fulfillment-Centers (Versandzentren) erstellt. Sie gleichen sich hinsichtlich des integrierten Logos und benutzen nur einen Vornamen. Die geposteten Texte sind ausnahmslos positiv, die Mitarbeiter sind glücklich darüber, bei Amazon arbeiten zu dürfen. Lagermitarbeiter, wie Carol, Adam, Phil und Sean, geben auf Twitter Auskünfte über ihre Arbeitserfahrungen bei Amazon, gehen aber auch auf Fragen anderer Nutzer ein. Sie schreiben über ihre Arbeitsbedingungen. Wie viele Pausen sie machen dürfen sowie über die klimatischen Bedingungen in den Lagerhallen, also, ob das Raumklima angenehm ist, aber auch darüber, wie viel sie verdienen.

Freier Tag und mehr als Belohnung

Phil schreibt beispielsweise: „Hallo! Ich arbeite in einem Amazos FC in WA und unsere Löhne und Sozialleistungen sind sehr gut. Amazon zahlt FC-Mitarbeitern ~ 30% mehr als herkömmliche Einzelhandelsgeschäfte und bietet volle medizinische Vorteile ab dem 1. Tag. Die Arbeitsbedingungen sind sehr gut – sauber / gut beleuchtet – Sicherheit hat bei mir oberste Priorität!“

Ty Rogers, ein Amazon-Sprecher, äußerte sich zu dieser Aktion und gab an, dass die Botschafter echte Angestellte seien, die in Fulfillment-Centern arbeiten und keine Twitter-Bots. Rogers teilt mit. „FC-Botschafter sind Mitarbeiter, die verstehen, wie es ist, in unseren FCs zu arbeiten. Das Wichtigste ist, dass sie lange genug hier waren, um die Fakten basierend auf persönlichen Erfahrungen ehrlich zu teilen. Es ist wichtig, dass wir die Menschen gut über die tatsächliche Umgebung in unseren Fulfillment-Centern informieren, und das FC-Botschafterprogramm ist ein wichtiger Teil davon, zusammen mit den FC-Touren, die wir anbieten.“

Gemäß Angaben von Techcrunch berichtet ein ehemaliger Mitarbeiter, dass er für diese Arbeit als Twitter-Botschafter der Amazon-Versandzentren einen freien Tag, der innerhalb von drei Wochen genommen werden musste, bekommen hat, einen Einkaufsgutschein von Amazon im Wert von 50 US-Dollar sowie ein Mittagessen, Aufschnitt und Sandwiches. Arbeiten sie gewöhnlich in Amazons Logistikzentren. So werden sie für das Schreiben extra für einen Tag freigestellt, um über ihre Erfahrungen an ihrem Arbeitsplatz zu berichten. Es wäre eine gute Möglichkeit, dem Arbeitsalltag einmal zu entfliehen, so der Ex-Mitarbeiter.

Bildquelle: josemiguels, thx! (CC0 1.0 PD)

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.