Edward Snowden weist auf mögliche Überwachung hin: Werden wir zu gläsernen Menschen durch OpenAI-Produkte?
Edward Snowden weist auf mögliche Überwachung hin: Werden wir zu gläsernen Menschen durch OpenAI-Produkte?
Bildquelle: sdecoret, Lizenz

Edward Snowden warnt: „Vertrauen Sie niemals OpenAI“

Als vorsätzlichen, kalkulierten Verrat an den Menschenrechten benannte Edward Snowden die Berufung von Ex-NSA-Direktor in den OpenAI-Vorstand

Die jüngste Ernennung des ehemaligen NSA-Direktors durch OpenAI löste eine sofortige Gegenreaktion des Whistleblowers Edward Snowden aus. Er richtete sich auf X an seine fast 6 Millionen Follower mit den Worten „Vertrauen Sie niemals @OpenAI […] Sie wurden gewarnt“. Die Mahnung erfolgte unmittelbar, nachdem der pensionierte US-General und ehemaliger NSA-Direktor Paul Nakasone in den Vorstand des Unternehmens für künstliche Intelligenztechnologie berufen worden war.

Edward Snowden warnt vor der Nutzung von OpenAI und seinen Produkten

OpenAI hat aktuell einen ehemaligen Direktor der National Security Agency (NSA) in seinen Vorstand berufen und Edward Snowden zeigt sich darüber besorgt. Nachdem das Unternehmen die Berufung des pensionierten US-Generals Paul Nakasone in den neuen Sicherheitsausschuss des Vorstands bekannt gegeben hatte, postete der zum Whistleblower gewordene ehemalige NSA-Mitarbeiter am Freitagmorgen auf X:

„Vertrauen Sie niemals OpenAI oder seinen Produkten. Es gibt nur einen Grund, [einen NSA-Direktor] in Ihren Vorstand zu berufen. Dies ist ein vorsätzlicher, kalkulierter Verrat an den Rechten jedes Menschen auf der Erde. Sie wurden gewarnt.“

Frühere interne OpenAI-Sicherheitsgruppe aufgelöst

Die neue Sicherheitsgruppe von OpenAI ersetzt dabei ein früheres Sicherheitsteam. Die vormalige interne Arbeitsgruppe wollte noch den sicheren Einsatz von künstlicher Intelligenz fördern. Diese hat das Unternehmen aufgelöst, nachdem mehrere seiner Leiter das Unternehmen verlassen hatten. SRF-Wirtschaftsredaktor Pascal Lago beleuchtete erst kürzlich die Hintergründe. Demgemäß kam es offenbar zu heftiger Kritik aus den eigenen Reihen.

Zwei der ehemaligen Verwaltungsrätinnen, Helen Toner und Tasha McCauley, äußerten sich öffentlich mit Vorwürfen gegen das Unternehmen. Pascal Lago konkretisiert:

„Bei OpenAI zähle nur der Profit, die Sicherheit und ethische Bedenken hätten keinen Platz, sagen die Ex-Verwaltungsrätinnen. Ob das stimmt, lässt sich nicht unabhängig überprüfen. Sicher ist nur, dass es bei OpenAI interne Meinungsverschiedenheiten gab. Dem CEO Sam Altman wird ein manipulativer, schwieriger Führungsstil nachgesagt. Und es gibt interne Machtkämpfe.

OpenAI antwortet auf die Kritik und hat ein neues Sicherheitskomitee angekündigt. Das, nachdem das interne Team für KI-Sicherheit aufgelöst wurde. Das neue Komitee soll die KI-Systeme überwachen. CEO Sam Altman sitzt selbst mit am Tisch. Toner und McCauley kritisieren diese Art von Selbstregulierung als einen zahnlosen Tiger. Es brauche jetzt eine griffige staatliche Regulierung in den USA.“

Einstellung von Paul Nakasone weckt Bedenken bezüglich einer allumfassenden Überwachung

Die so entstandene personelle Lücke hat das Unternehmen offenbar nun geschlossen. OpenAI teilte in seiner Ankündigung mit, dass Nakasone daran arbeiten werde, die Reaktionsfähigkeit von OpenAI auf „immer ausgefeiltere“ Cybersicherheitsbedrohungen zu stärken. Er war im Februar bei der NSA in den Ruhestand gegangen.

Neben seiner Tätigkeit als Leiter der NSA von 2018 bis 2023 war Nakasone auch Chef des US Cyber ​​Command – der Cybersicherheitsabteilung des US-Verteidigungsministeriums. OpenAI gab ferner bekannt, die Einstellung von Nakasone zeige sein „Engagement für Sicherheit und Schutz“ und unterstreiche die Bedeutung der Cybersicherheit angesichts der fortschreitenden Entwicklung der KI. In einer Erklärung führt Nakasone an:

OpenAIs Engagement für seine Mission steht im Einklang mit meinen eigenen Werten und Erfahrungen im öffentlichen Dienst. Ich freue mich darauf, zu OpenAIs Bemühungen beizutragen, sicherzustellen, dass künstliche allgemeine Intelligenz sicher und für Menschen auf der ganzen Welt von Nutzen ist.“

Kritiker befürchten jedoch, dass hinter der Einstellung Nakasones durch OpenAI etwas anderes stecken könnte, nämlich Überwachung. Edward Snowden meint:

„Sie haben die Maske komplett abgelegt: Vertrauen Sie OpenAI oder seinen Produkten (ChatGPT usw.) niemals.“

In einem weiteren Kommentar auf X befürchtet Snowden, dass die „Verbindung von künstlicher Intelligenz mit der Flut an Daten aus der Massenüberwachung, die sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten angesammelt hat, einer kleinen Gruppe wahrhaft furchtbare Machtbefugnisse in die Hände legen wird, die niemand zur Rechenschaft ziehen kann.“

Zudem kritisierte Elon Musk ironisch: „Ich kann es kaum erwarten, dass OpenAI auf mein Telefon zugreift.“

Vom Autor Preston Pysh kam gleichfalls Kritik. Er verkündete auf X:

„Von den Machern von ‚Treten Sie näher, damit wir Ihre Augäpfel für kostenloses Geld scannen können‘ kommt ‚Kümmern Sie sich nicht darum, dass dieser NSA-Direktor jeden Ihrer Gedanken beobachtet‘“.

Der Kommentar bezog sich dabei auf das Parallelprojekt Worldcoin von OpenAI-CEO Sam Altman. Dieses kommerzialisiert die biometrischen Daten seiner Benutzer im Austausch gegen Kryptowährungen.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.