Screenshot von Uncover The Smoking Gun
Screenshot von Uncover The Smoking Gun

Uncover The Smoking Gun: ChatGPT-basiertes Detektiv-Game incoming

ReLU Games kombinierte ChatGPT mit Uncover The Smoking Gun, als erstes spielbares GPT-basiertes Detektiv-Adventure.

Wer sich dazu berufen fühlt, als Detektiv einen spannenden Mordfall aufklären zu wollen oder einfach nur in ein etwas anderes Detektiv-Adventure einzutauchen, könnte Interesse an Uncover The Smoking Gun finden. Das Unternehmen ReLU Games kündigte diesbezüglich eine Veröffentlichung im Juni 2024 auf Steam an. Die Spieleentwickler weisen darauf hin, dass es bald eine „verbesserte Demo auf Steam geben wird“.

ReLU Games wirbt damit, die Welt des Spielens und des Deep Learning zu vereinen: „Wir konzentrieren uns einfach darauf, unsere Spiele unterhaltsam zu gestalten.“ Mit ReLU Games hat Krafton Inc., ein südkoreanischer Publisher für Videospiele, Anfang Juni letzten Jahres ein weiteres Tochterstudio gegründet, dieses Mal für KI-Spiele.

Das kommende Spiel, Uncover The Smoking Gun, wartet mit Rätseln zur Aufklärung eines Mordes auf. Dabei ist der Spieler dazu angehalten, in die Rolle eines Ermittlers zu schlüpfen. Er untersucht den Tatort, indem er Gegenstände aufnimmt, sie untersucht und relevante Beweise sammelt. Der Spieler verhört er NPCs, um letztlich herauszufinden, wer für das Verbrechen verantwortlich ist.

Jeweils verborgene Wahrheiten können sich sowohl in den verstreuten Beweisstücken als auch in Zeugenaussagen verstecken. Der Gamer verknüpft die Vielzahl an Beweisen und Zeugenaussagen, um den Fall schließlich aufzuklären. Um neue Perspektiven zu gewinnen, kann man auch anderer Ansätze wählen. Dazu sind Szenarien endlos wiederholbar.

Uncover The Smoking Gun gewährt Blick in Zukunft der Spieleentwicklung

Der zentrale KI-Einsatz liegt dabei im Generieren von Gesprächen, die Spieler jeweils mit den Verdächtigen führen. Für frei formulierte Fragen wie „Haben sie für die Tatzeit ein Alibi?“ nutzt man als Detektiv die Tastatur für das bereitgestellte Chatfeld. Dies erinnert an ganz frühe Adventures und sorgt so für ein nostalgisches Feeling.

ReLU Games führt an, sie hätten „jedem Charakter unterschiedliche Merkmale verliehen, die zum Fall passen“. ChatGPT antwortet auf die eingegebenen Fragen, wie zu erwarten, nicht immer wahrheitsgemäß. Dies sei in Uncover The Smoking Gun allerdings kein Nachteil, haben doch auch im realen Leben eines Mordes Verdächtigte die Option zum Lügen.

Deep-Learning-Ingenieur Gi-mun Lee, der mit dem Team an dem Spiel arbeitete, führte gegenüber RockPaperShotgun aus:

„Unser Hauptziel bei der Entwicklung war es zu testen, ob Deep Learning das Design und die Spielbarkeit des Spiels erheblich verbessern kann. Und dieses Spiel hat die wichtige Rolle von Deep Learning bei der Schaffung eines fesselnden Erlebnisses bewiesen. Es ist mehr als ein Spiel mit ChatGPT – es ist ein Spiel, das ChatGPT im Kern verkörpert.“

„Meine größte Herausforderung war das Phänomen der „Halluzination. In diesem Fall generiert KI gefälschte oder verzerrte Informationen. Wie Sie vielleicht wissen, erstellt ChatGPT Antworten durch die Kombination der relevantesten Wörter. Daher kommt es manchmal zu unsinnigen oder sogar falschen Antworten, und die Lösung dieses Problems für das Spiel hat viel Zeit und harte Arbeit gekostet.“

RockPaperShotgun weist darauf hin, ReLU Games hätte trotz KI-Integration in Dialogen diese offenbar aufgrund des „begrenzten Budgets und des engen Entwicklungszyklus nicht für das Artwork oder die Musik des Spiels“ verwendet. Als Inspiration für das Game nennen die Entwickler neben Blade Runner und I, Robot insbesondere „Detroit: Become Human“.

Lange Spielzeiten treiben ChatGPT-Lizenzgebühren für Spieleentwickler in die Höhe

Allerdings könnte sich eine lange Spielzeit der Gamer nachteilig auf die Einnahmen von Relu Games auswirken. Für die ChatGPT-Nutzung entfallen für das Studio Lizenzgebühren. Ein Entwickler wies auf dem Blog des Unternehmens darauf hin, bei einem internen Test hätte ein Proband knapp 52 Stunden gespielt. Diese schlugen mit rund 2.982 ChatGPT-Interaktionen zu Buche. Konkret zahlte Relu Games dafür 10,000 Won, umgerechnet 6,80 Euro.

Gemäß Gyu-sun Han, Spiele-Produzent, könnte das „unsere Profitabilität beeinflussen“. Aber „Spieler, die so viel Zeit investieren, werden wahrscheinlich zu Stammkunden, und mehr von denen zu gewinnen, ist das ultimative Ziel von Krafton.“

Spiel erzielte bereits gute Gamer-Resonanz

Meinungen von Spielern der Demo waren durchweg positiv, wie die folgenden Beispiele belegen, zeigen aber auch Anregungen auf für die Spieleentwickler:

„Ich bin ein großer Fan von Ermittlungsspielen und dieses hat großen Spaß gemacht. Es war erfrischend und unterhaltsam, KIs durch direkte Texteingabe zu befragen. Auch die Wendungen in der Geschichte waren spannend und interessant. Ich habe nicht die volle Punktzahl erhalten, also versuche ich es vielleicht noch einmal, um zu sehen, was ich verpasst habe. Weiter so! Ich kann es kaum erwarten, ähnliche Rätsel dieser Art zu lösen!“

„Wow, dieses Spiel ist wirklich großartig! Es ist überraschend, wie natürlich die Konversation mit KI sein kann. Der Prozess, durch die Geschichte voranzukommen, Hinweise zu finden und Rätsel durch Gespräche mit KI zu lösen, war unglaublich spannend. Die KI-Charaktere haben jeweils einzigartige Persönlichkeiten, sodass es sich anfühlt, als würde man mit echten Menschen sprechen. Darüber hinaus weist die Geschichte des Spiels enorme Wendungen auf, die mich bis zum Ende in Atem halten. Die Entscheidung der Entwickler, die Interaktion mit KI zu einem Kernelement des Spiels zu machen, war wirklich innovativ. Ich bin überzeugt, dass dieses Spiel neue Möglichkeiten für Detektivspiele eröffnet. Ich kann es allen Fans von Mystery-Spielen wärmstens empfehlen!“

„[…] Wenn die KIs einen größeren Unterschied in ihrer Persönlichkeit und viel mehr Variationen bei der Beantwortung der einzelnen Fragen hätten, würde dies das Spielerlebnis verbessern.“

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.