Die Betreiber von 378 Foren wenden sich in einem Offenen Brief an die Abgeordneten des EU-Parlaments. Sie repräsentieren 15.6 Mio. Nutzer.
Am gestrigen Donnerstag haben sich die Betreiber von 378 Foren gemeinsam in einem Offenen Brief an die Abgeordneten des EU-Parlaments gewendet. Sie wollen zudem die 15.6 Millionen Nutzer ihrer Foren zum Widerstand gegen Artikel 13 ermuntern.
Die Themen der teilnehmenden 378 Diskussions-Foren sind so bunt wie verschieden. Es geht um das Abnehmen, über Android, Blasenkrebs, Computerprobleme, Gitarren oder gar um Zierfische. Es sind große Foren mit mehr als 100.000 Mitgliedern dabei und kleine Gemeinschaften wie Tarnkappe.info mit wenigen einhundert Nutzern. Die Betreiber der Foren haben sich zusammengetan, um eine der ältesten Diskussionsformen des Netzes zu retten. Sie sehen ihre Projekte durch die geplanten Upload-Filter der EU gefährdet.
Juristische Vorgaben von Artikel 13 zu schwammig
Sie müssten als Betreiber von Online-Plattformen mit nutzergenerierten Inhalten mit allen Rechteinhabern separat „faire und angemessene Lizenzvereinbarungen“ abschließen. Ohne die Existenz derartiger Verträge müssten sie durch „angemessene und verhältnismäßige Maßnahmen“ dafür sorgen, dass bei ihnen keine illegalen Werke verfügbar sind. Wie die Vorgaben umzusetzen sind, führt Artikel 13 nicht im Detail aus. Die Autoren des offenen Briefes befürchten folglich eine massive Rechtsunsicherheit und unkalkulierbare Risiken.
Die Frage ist schlichtweg: Wie bitte soll das funktionieren? Wie soll ein als Hobby betriebenes Forum einzelne Verträge mit unzähligen Rechteinhabern abschließen? Sofern es kein Hobby ist, werden viele Foren in Form von Gewerbebetrieben mit nur einem Inhaber, der alle Arbeiten erledigt, betrieben. Diesen Arbeitsaufwand kann niemand bewerkstelligen. Ohne bestehende Lizenzvereinbarungen würde man uns Forenbetreiber dazu zwingen, VORAB jeden Beitrag und jedes Bild zu prüfen, ob es möglicherweise gegen bestehendes Urheberrecht verstößt. Wie aber soll das gehen? Der damit einhergehende Aufwand ist für derart kleine Betreiber schlichtweg nicht machbar.
Betreiber von Foren wollen keinen rechtsfreien Raum
Die Organisatoren stehen zu ihren juristischen Pflichten. Ihnen geht es nicht darum, wieder den wilden Westen im Web einzuführen. Aber was da beschlossen werden soll, würde ihre Existenz bedrohen. „Wir befürchten, dass viele Forenbetreiber ihre Communities schließen werden und es so zu einer massiven Einschränkung der Diskussionskultur im europäischen Internet kommen wird.“ Betreiber großer Plattformen wie Facebook, Instagram, Twitter oder YouTube können mit ihren bestehenden Ressourcen die Vorgaben des Artikel 13 erfüllen. Für die Foren würde die Einführung über kurz oder lang das Aus bedeuten.
In der Folge würde sich das Aussehen des Webs drastisch ändern. Viele Bürgerinnen und Bürger würden dann ihre digitale Heimat verlieren. Ist ein Internet ohne jede Vielfalt wünschenswert? Wissen die EU-Politiker überhaupt, welche Folgen die Urheberrechtsreform nach sich ziehen wird?
Werde aktiv!
Alle Nutzer, die sich um die Zukunft ihres Lieblingsforums sorgen, können hier aktiv werden. Wer die Aktion als Betreiber eines Forums unterstützen möchte, kann sich hier melden. Tarnkappe.info ist auf jeden Fall dabei.
Wer möchte, kann sich via Facebook oder Twitter über weitere Aktivitäten der Initiative Foren gegen Upload-Filter informieren.
Tarnkappe.info