Bundestrojaner, Online-Durchsuchung
Bild Maha vom CCC, thx! (CC BY-SA 2.0)

Neuer Bundestrojaner aufgrund massiver Defizite „kaum brauchbar“

Der neue Bundestrojaner des BKA ist Medienberichten zufolge kaum brauchbar, weil er nur unter Windows und nicht für alle Chat-Programme funktioniert.

Erst im Februar hatten die Behörden ihre neue Spähsoftware, den sogenannten „Bundestrojaner“, fertig gestellt. Nun behauptet allerdings die Zeitung „Welt am Sonntag“, die Überwachungs-Software sei aufgrund massiver Defizite kaum brauchbar.

Bundestrojaner nur für Skype und Windows

Dem Bericht zufolge kann der neue Bundestrojaner VoIP-Gespräche und Chats nur dann abhören, wenn dazu die – in letzter Zeit nicht mehr so populäre – Microsoft-Software Skype verwendet wird. Mit mittlerweile beliebteren Messengern wie WhatsApp, Telegram oder Google Hangouts kommt die Software nicht zurecht. Das liegt nicht an deren Verschlüsselung, denn diese wird durch den Einsatz direkt auf dem Gerät umgangen. Es dürfte vielmehr so sein, dass der Trojaner schlichtweg nicht darauf programmiert ist, diese Programme zu erkennen und dort Daten abzugreifen.

Noch gravierender ist die Beschränkung der Software auf ein einziges Betriebssystem: den neuen Bundestrojaner gibt es bislang nur für Windows. Mit unter Android oder iOS operierenden Mobilgeräten kommt er ebenso wenig zurecht wie mit Macs oder Linux-Rechnern.

Wie sehr diese Einschränkungen die Brauchbarkeit der neuen Spionage-Software herab setzen, ist laut „Welt am Sonntag“ auch den Ermittlern klar. Die Zeitung zitiert einen LKA-Beamten mit den Worten: „Egal ob Dschihadisten oder Rechtsextremisten. Sie alle kommunizieren über WhatsApp oder andere Instant-Messenger. Skype abzuhören bringt bei diesen Leuten nicht viel“. Zudem mache gerade die Tatsache, dass die Software (also der Bundestrojaner) nicht auf Mobilgeräten, insbesondere Smartphones, funktioniere, sie so gut wie unbrauchbar.

Kein Kommentar vom Bundesinnenministerium

Das Bundesinnenministerium, das den Trojaner in Auftrag gegeben hatte, wollte sich auf Anfrage der „Welt“ dazu nicht äußern. „Ich bitte um Verständnis, dass wir Ihnen keine detaillierten Informationen zu technischen Fähigkeiten und ermittlungstaktischen Verfahrensweisen der Sicherheitsbehörden geben können“, sagte eine Sprecherin. Auch über die Entwicklungskosten der nun so massiv gescholtenen Software wollte sie keine Auskunft geben.

Somit steht der Vorwurf der Verschwendung von Steuergeldern im Raum, wurden doch (wahrscheinlich erhebliche) Summen in die Entwicklung eines Programms investiert, das nun anscheinend den technischen Anforderungen noch nicht einmal ansatzweise genügt. Die wenig rühmliche Geschichte des Bundestrojaners ist somit um einen weiteren Akt reicher.

Tarnkappe.info