Lesen & Lauschen: Nach Informationen von BR-Recherche wurde kürzlich die Anklage gegen die drei Hauptverdächtigen im Fall LUL.to erhoben.
Nach Informationen von BR-Recherche wurde kürzlich die Anklage gegen die drei Hauptverdächtigen im Fall LUL.to erhoben. Man wirft man ihnen vor, bei Lesen & Lauschen im großem Umfang illegal E-Books und Hörbücher vertrieben zu haben. Zwei der drei Täter waren auch am Betrieb des Darknet-Shops „Hansa Market“ beteiligt.
Schon im Juni vor zwei Jahren wurde die illegale Vertriebsplattform LUL.to von den Behörden geschlossen. Ursprünglich hatten zwei Personen das Bezahl-Portal aufgebaut. Eine dritte Person hat bei der Verschleierung der Zahlungsströme geholfen. Zum damaligen Zeitpunkt war LUL.to der Branchenprimus. Für viele Monate gab es sonst niemanden in Deutschland, der so viele E-Books illegal gescannt, in Umlauf gebracht und verkauft hat. Diverse Warez-Foren und Portale haben bei LUL.to regelmäßig die Neuerscheinungen eingekauft, um die neuen Bücher aus dem Bereich Belletristik weiter zu verbreiten. Als LUL.to offline war, gab es längere Zeit niemanden mehr im deutschsprachigen Raum, der die Top 50 der Spiegel Bestsellerliste illegal released hat.
144.871 unerlaubt verwertete Werke bei LUL.to
Nach Angaben der zuständigen Staatsanwaltschaft geht es bei der Anklage um 35.569 Fälle des gewerbs- und bandenmäßigen Computerbetrugs sowie 144.871 Fälle der gewerbsmäßigen unerlaubten Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke. Die Hörbücher und E-Books wurden für wenige Cent zum Kauf angeboten. Die Seite war derart professionell aufgebaut, dass sie für viele Besucher wie ein legales Verkaufsportal aussah. Nur ein Impressum oder eine Datenschutzerklärung suchte man vergebens. Doch darauf haben viele Kunden nicht geachtet, sondern nur auf die günstigen Preise.
Ermittlungen wegen Hansa Market verzögern alles
Die Ermittlungen haben sich auch wegen des Betriebs zweier Verdächtiger am Darknet-Handelsplatz Hansa Market so lange hingezögert. Nach den umfangreichen Beschlagnahmungen mussten viele Festplatten erstmal manuell ausgewertet werden. Im Sommer 2017 wurden alleine mehr als 12 Millionen Euro in Kryptowährungen von LUL.to sichergestellt, die man später veräußert hat. Die Anklage der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) wegen des Betriebs vom Hansa Market ist ebenfalls in Arbeit. Dort wurden gehackte Datensätze, gefälschte Ausweispapiere und BTM-pflichtige Stoffe zum Kauf angeboten. Zwei der drei LUL.to-Hintermänner waren am Hansa Market nachweislich beteiligt.
Dummer Fehler führte Ermittler auf die Spur
Nach Auskunft von BR-Recherche gab einer der beiden Hauptverdächtigen von LUL.to seine IP-Adresse preis, weil er sich ohne VPN oder sonstige Verschleierung im Internet bewegt hat. Nach Auswertung der Daten durch den Internet-Anbieter des Verdächtigen wurden mehr als 17.000 Zeilen Chat-Kommunikation sichergestellt und ausgewertet. Darin verrieten die Täter auch ihre echten Namen. Die bei der Festnahme 30- und 31-jährigen Verdächtigen waren geständig. Sie übergaben die Accountdaten und schulten die niederländischen Ermittler sogar. Sie brachten ihnen bei, wie der Kundensupport funktioniert. Ermittler aus den Niederlanden betrieben den Hansa Market einen Monat lang weiter, um an die Daten der Großkunden und Verkäufer zu gelangen. Deutsche Behörden dürfen keinen Honeypot betreiben.
Noch ist offen, ob auch auf die Kunden von LUL irgendwelche strafrechtlichen Konsequenzen zukommen werden…
Tarnkappe.info