Bei diesem Kommentar über KinoX.to und dessen Razzia geht es ausnahmsweise um den Umgang der Presse und der GVU mit den Fakten.
Bei meinem wahrscheinlich letzten Beitrag über KinoX.to und dessen Razzia am soll es nicht um wilde Verschwörungstheorien gehen, sondern ausnahmsweise um den Umgang der Presse und der GVU mit den Fakten.
Zu den Hintergründen von Kinox.to
Fangen wir zunächst im Jahre 2008 an. Da fing ein kleiner arbeitsloser Fliesenleger mit Namen Dirk B. damit an, ein Portal namens Kino.to aufzubauen. Das Ziel war es ein Streamingportal zu errichten, wo User leicht neue Raubkopien (ich hasse dieses Wort) im Browser ansehen konnten. Es dauerte nicht lange und das Portal erreichte unglaubliche Besucherzahlen. Was viele bis dato nicht wussten: Kino.to war eher ein geschlossendes System, die Uploader waren allesamt auch Betreiber von den Hostern und von Hand auserlesen. Rein kam nur, wer in der Szene etwas war.
Dieses Geschäftsmodell ging auch gut, bis die Staatsanwaltschaft nach einer Strafanzeige der GVU am 08.06.2011 eine groß angelegte Razzia durchführte, in dessen Folge 21 Verdächtige festgenommen wurden. Auslöser waren zwei ehemalige Teammitglieder, die sich nicht ausreichend entlohnt fühlten. Die Führungsköpfe von Kino.to wurden in der Folge zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Doch die Freude der GVU dürfte nicht lange von Dauer gewesen sein, denn kurze Zeit später war KinoX.to online, welches schnell in die Fußstapfen vom Vorgänger trat. Viele fragten sich damals schon: wie kann das sein? Hatte die GVU doch damals schlampig ermittelt und nicht die wahren Hintermänner erwischt?
KinoX.to lieferte sich von Anfang an einen erbitterten Kampf mit Movie2k.to, welches nach dem Kino.to-Bust einen regelrechten Boom erlebte. Dies dürfte den Machern von KinoX.to gar nicht gepasst haben, zumal Movie2k beim Internet-Analysedienst Alexa lange Zeit (sogar bis Mitte 2013) die Nummer 1 unter den Streaming-Webseiten war.
Viele werden sich damals schon gefragt haben, warum Movie2k.to offline ging. Gab es einen Bust oder einen Vergeltungsschlag von KinoX.to gegen die Admins? Jetzt kommen wir mal zu den Fakten.
- Ende Mai 2013 gab es einen ehemaligen Top-Uploader mit Namen „Hologramm“, der unter anderem auch bei Kino.to Uploader gewesen sein soll.
- „Hologramm“ war danach Top-Uploader bei Movie2k.to. Das weiß ich, weil ich bis Juni 2013 auch bei Movie2k.to unterwegs war.
- „Hologramm“ kam aus Norddeutschland.
Brandanschlag auf PKW?
Meine Rolle bei Movie2k.to spielt hier keine Rolle, da ich seit Juni 2013 alle Brücken abgerissen habe und mich vom Streaming fernhalte. Jetzt kommen wir zur Berichterstattung der Medien, ich zitiere hier zunächst die Bild.de.
„DOCH DAS IST OFFENBAR NICHT ALLES!
Wie BILD erfuhr, sollen die Verdächtigen einen Brandanschlag auf das Auto eines Rivalen verübt haben!
Der Dresdner Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein (54) zu BILD: „Die beiden Flüchtigen haben versucht, einen Mitkonkurrenten dazu zu bewegen, keine Raubkopien mehr anzubieten. Weil das jedoch nichts brachte, drohten sie dem Konkurrenten massiv körperliche Gewalt an. Als auch diese Drohungen nicht fruchteten, steckten die beiden Männer im Jahr 2011 ein Fahrzeug des Konkurrenten in Norddeutschland an.“
Den Wald nicht mehr vor Bäumen sehen…
Die BILD-Zeitung hat sich in dem Punkt übrigens vertan, sie meinen das Jahr 2013. Aber Fehler können ja passieren, wenn man sich bei dem Kauderwelsch, welches sich die BILD-Redakteure da zusammengereimt haben, auch bei den Jahreszahlen vertut. Das kommt davon, wenn die GVU/Staatsanwaltschaft vor lauter Akten den Wald vor Bäumen nicht mehr sieht.
Ich hatte regen Kontakt zu „Hologramm“. Ich weiß auch, dass er massiv bedroht wurde und das sogar sein Auto angezündet wurde. Das ziehen sich die Medien ausnahmeweise nicht aus den Fingern. Zudem ging Movie2k.to kurz danach offline. Unter anderem hatten „Hologramm“ und ich damals Kontakt zu den Admins, die sich seitdem komplett alle aus der Szene aus Angst vor KinoX.to zurückgezogen haben.
Und jetzt kommt KinoX.to ins Spiel. Sie konnten ihre „Chance“ nutzen und Nachfolge-Portale auf den Weg bringen. Unter anderem Movie4k.to, welches rein optisch Movie2k.to ähnelt und sogar das gleiche Script nutzt. Aber woher haben sie dieses Script? Ich will jetzt nicht zu tief ausholen. Es wurde damals dreist von den Servern von Movie2k.to geklaut. Anfang Mai 2013 gab es einen Hack, der in dieser Form nie öffentlich wurde. Allerdings wurde in dessen Folge auch ein Teil von Movie2k.to enttarnt. Dies haben die Betreiber von KinoX.to gnadenlos ausgenutzt, um ihre Konkurrenz loszuwerden.
Movie2k.to hatte auch Kontakte zur kurz danach geschlossenden Seite 1load.net, welche im Juli 2013 vom Netz genommen wurde.
Das Tragische daran: Gerade weil ein Teil der Betreiber sich untereinander kannte und es Glieder in der Kette gab, die schwach wurden und reden, kommt man so schneller und näher an die Hintermänner heran. Aber nun beenden wir diesen Teil und gehen zurück in der Chronik der GVU und der Presse.
Ich zitere hier aus der Pressemiteilung der GVU.
Am 9. Januar 2013 durchsuchte die Polizei unter Leitung der Staatsanwaltschaft Lübeck die Privaträume der Beschuldigten und stellte diverse Festplatten, Rechner und Dokumente sicher. Nachfolgende Auswertungen der Asservate verdichteten zunächst Indizien, nach denen die Kriminellen auch die aktuell bekanntesten illegalen Download- und Streaming-Angebote Movie4k.to, KinoX.to, MyGully.com sowie Boerse.sx betreiben.
Liebe GVU!
Wie soll das bitte gehen, dass ihr bereits im Januar 2013 schon gewusst haben wollt, dass Movie4k.to und Boerse.sx zusammengehören sollen? Zu dem Zeitpunkt gab es die Seiten ja noch nicht einmal!
KinoX.to und Mygully.com sollen aus einer Hand stammen? Auch dies kann so nicht stimmen. Warum wurde Mygully.com dann infolge der Kinox.to-Razzia nicht geschlossen?
Freakshare.com und Bitshare.com sollen ebenfalls den KinoX-/Mygully-Betreibern gehören? Auch das kann so nicht stimmen, denn beide Sharehoster waren schon lange vorher online!
Es entspricht nicht den Tatsachen, was man sich aus den Fingern zu saugen versuchte. Es werden Verbindungen hergestellt, die so niemals korrekt sind. Jetzt zitieren wir mal heise.de.
„Großes Netzwerk“
Die GVU geht davon aus, dass die Betreiber neben kinox.to auch für die Angebote Movie4k, MyGully.com, boerse.sx, sceneload und Warez-load verantwortlich sind. Insgesamt rechnet die GVU den Verdächtigen über 30 einschlägige Websites zu. Auch zu den inzwischen abgeschalteten Portalen kino.to und movie2k.to gab es offenbar Verbindungen, weshalb der Fall schließlich in Dresden landete.“
Liebe GVU-Mitarbeiter! Da kann etwas ganz gewaltig nicht mit rechten Dingen zugehen. Ihr habt vier Hauptverdächtige, die zusammen über 30 Warezsites (!!!) betreiben sollen? Daran könnt ihr doch selber nicht wirklich glauben? Ich muss außerdem schmunzeln, weil auch sceneload erwähnt wird. Sie haben offenbar ganz vergessen, dass die Seite seit dem 1load.net-Bust offline ist? Dazu hat Lars ja schon damals berichtet: siehe Link.
Jeder normal denkende Mensch sollte spätestens an diesem Punkt wissen, dass die GVU sehr Fantasie hat, um es nett auszudrücken. Das kann in der Form einfach nicht den Tatsachen entsprechen, in meinen Augen ist das die reinste Panikmache.
Wenn man 30 Warezsites betreiben soll und dazu noch die ganzen Hoster plus ein Werbenetzwerk etc., etc., dann müsste man auswärts ein Unternehmen mit mindestens fünfzig Mitarbeitern führen. Ansonsten würde man so etwas zeitlich und technisch gar nicht hinbekommen.
Dass Kinox.to und Movie4k.to zusammengehören, ist nicht abzustreiten. Aber die ganzen Warezforen gehören sicherlich nicht zu dem Netzwerk von KinoX.to. Lasst euch da bitte keinen Bären aufbinden.
Jetzt kommen wir zum letzten Teil, nämlich dem Geld. Wer 30 Warezsites und dazu die Filehoster betreibt, muss seine Angestellten bezahlen die die Seiten aufrechterhalten, programmieren und vieles mehr. Dazu kämen noch die Kosten für die ganzen Server, auf denen die 30 Seiten gespeichert sein sollen. Wer auch immer diese Kosten bezahlt, der macht keinen Gewinn in sechsstelliger Höhe. Das ist kaum machbar.
Sinnfreie Aktion
In dem Sinne. Die Warezwelt lebt weiter. In vier Wochen wird wohl keiner mehr über diesen Bust reden. Und die GVU kann sich noch weitere 10 Jahre abmühen. Nimmt man eine Seite down, kommen drei neue.
Denn solange die Medienindustrie nicht umdenkt und weiter nur auf Profit, Profit, Profit aus ist, wird es solche illigalen Angebote immer geben.
Zum Schluss kommt noch der Kracher schlechthin, der die Aussagen der GVU endgültig unglaubwürdig macht. Die GVU behauptet, die Admins seien zwei Brüder, die im Alter von 21 und 25 Jahren alt sind. Den Sharehoster Bitshare gibt es bereits seit dem Jahr 2005. Respekt wenn man schon im Alter von 11 und 13 Jahren das Kapital und Wissen besitzt, einen Filehoster aufzumachen!
Update: Movie4k.to hält einen Haufen an Domains, unter anderen Movie2k.in, Movie4k.sx, movie2k.pe etc., die allesamt über die deutsche Firma 1API GmbH registriert wurden. Es dürfte für die GVU/Staatsanwaltschaft also kein Problem darstellen diese Domains beschlagnahmen zu lassen.
Tarnkappe.info