Es gab Zeiten, da kosteten nachgemachte Impfpässe pro Stück ab 50 Euro aufwärts. Mittlerweile verlangen die Fälscher fast das Doppelte.
Angebote für gefälschte Impfpässe gibt es im Internet wie Sand am Meer. Wer sich umschaut, wird auch abseits von Telegram sehr schnell fündig. Der schwunghafte Handel ist für die Anbieter höchst lukrativ, aber er ist auch strafbar. Auch der Gebrauch von einem gefälschten Impfpass kann es sein. Doch die Chancen stehen schlecht, die Käufer in flagranti zu erwischen. Wir wollten von den Behörden wissen, woran es eigentlich liegt, dass diese Dokumente nicht besser geschützt sind. Statt uns zu antworten, wurden wir weitergeleitet. Da war der illegale Anbieter vom „Impfzentrum“ weitaus gesprächiger.
Gefälschte Impfpässe im Web omnipräsent
Unser Kontakt besitzt selbst einen gefälschten Impfpass. Er erzählt uns, es gab beim Crimemarket früher Angebote, bei denen gleich 100 Stück im Paket angeboten wurden. Pro Stück kostete der einzelne gefälschte Impfpass bei der Mindestmenge nur knapp 18 Euro. Was er für sich und seine Familie an Imitaten nicht nutzt, bot er dann mit Gewinn zum Verkauf an. Der Insider hat uns auf die Thematik aufmerksam gemacht. Er ist fassungslos wegen der mangelnden Schutzmechanismen der Impfpässe. Schließlich geht es ja darum, die Verbreitung von Covid-19 effektiv zu bekämpfen.
Kein Einlass ohne Nachweis
Wir leben immer mehr in Zeiten, wo man ohne dieses Zertifikat an der Tür nicht mehr eingelassen wird. Das gilt in Restaurants, bei Konzerten, im Fußballstadion und auch sonst herrscht die 2G-Regel immer mehr vor. Obwohl der Gesprächspartner selbst im Cybercrime-Sektor unterwegs ist, ist er schockiert. Schockiert, weil es so einfach ist, diese Dokumente nachzumachen. Lediglich die Chargennummer müsse existieren und der Stempel des Impfzentrums muss korrekt sein. Ansonsten werde an Daten von den Impfzentren rein gar nichts an einer zentralen Stelle hinterlegt, erklärt er uns. Folglich werde rein gar nichts geprüft, vermutet unser Kontakt.
Das gilt auch bei der Ausstellung des digitalen Impfzertifikats, was sogar EU-weit gültig ist. „Wie kann es sein, dass es so einfach ist, die Dinger zu faken?“, fragt er uns. Er sei zur nächst gelegenen Apotheke gelaufen, um sich die beiden QR-Codes der Impfungen für sein Smartphone ausstellen zu lassen. Auch mit den gefälschten Papieren sei dies kein Problem gewesen, erzählt er uns grinsend. Nach nur zehn Minuten war alles vorbei.
Für unsere Fragestellung angeblich nicht zuständig
Wir wollten vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) wissen, warum man den Fälschern nicht viel mehr Hürden in den Weg legt. Der Mitarbeiter vom Referat L 7 – Presse des BMG bedankt sich höflich für unsere Anfrage. Seine Antwort kam allerdings erst an, nachdem wir uns nach 24 Stunden per E-Mail in Erinnerung gebracht haben. Der Herr rät uns, wir möchten uns doch bitte an das Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) wenden. Diese Weiterleitung erscheint unlogisch, weil das Bundesjustizministerium ja wohl kaum für die Gestaltung der Impfausweise zuständig ist.
Sind die Impfpässe ausreichend geschützt?
Für das Bundesministerium für Gesundheit teilt er uns ergänzend mit:
„Zur Vermeidung des Missbrauchs von Impfnachweisen wurden im Zweiten Gesetz zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes und weiterer Gesetze die Strafbarkeit verschiedener Missbrauchsfälle eindeutig geregelt. Danach ist sowohl die nicht richtige Dokumentation einer Schutzimpfung gegen das Coronavirus zur Täuschung im Rechtsverkehr (§ 74 Absatz 2 IfSG) als auch eine nicht richtige Bescheinigung der Durchführung einer Schutzimpfung im Rahmen eines COVID-19-Genesenezertifiaktes zur Täuschung im Rechtsverkehr (§ 75a Abs. 1 IfSG) ausdrücklich unter Strafe gestellt. Das Ausstellen unrichtiger Dokumente wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe geahndet.
Der digitale Impfnachweis darf nur von autorisierten Personen in Impfzentren, Arztpraxen, Apotheken und Krankenhäusern ausgestellt werden. Bei der Überprüfung von digitalen Impfnachweisen ist ergänzend ein Lichtbildausweis vorzulegen. Der digitale Impfnachweis ist kryptographisch vor Veränderungen geschützt.“
Ist eine Prüfung der Zertifikate möglich?
Doch was nützt das, wenn die Apotheken die gelben Ausweise offenbar nicht effektiv kontrollieren können? Außerdem teilt uns das BMG mit, man könne die COVID-Zertifikate der EU mithilfe der CovPassCheck-App vom Robert Koch Institut „zuverlässig prüfen“. Das ist zwar durchaus möglich, doch unser Kontakt bezweifelt selbst das. Wie dem auch sei. Diese Aussage beantwortet nicht die Frage, warum die Fälschung so einfach durchgeführt werden kann.
Jetzt ist es wahrscheinlich sowieso zu spät. Es dürfte wenig bringen, wie angekündigt, Lösungen zu prüfen, um zentrale Validierungsdienste für digitale Nachweise zu COVID-19 bereitzustellen. Um effektiver prüfen zu können, müsste man die Impfpässe anders gestalten. Die bisher ausgestellten Dokumente würde das wohl nicht mehr betreffen.
Für alles Weitere sollen wir uns mit unseren Fragen an das Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) wenden. Doch das BMJV zog es vor, Presseanfragen-Ping-Pong mit uns zu spielen. Denn für alles weitere hat man uns postwendend zurück an das BMG geschickt.
Presseanfragen-Ping-Pong
Der Pressesprecher vom Bundesjustizministerium BMJV teilte uns mit:
„Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz ist innerhalb der Bundesregierung für das Strafrecht zuständig. Insofern könnten wir Ihnen allgemeine Informationen zur Strafbarkeit von gefälschten Impfnachweisen zur Verfügung stellen. Eine rechtliche Bewertung von individuellen Fallgestaltungen ist allerdings den Gerichten zugewiesen und kann deshalb von uns nicht vorgenommen werden.
Nach meinem Verständnis zielt Ihre Anfrage jedoch auf mögliche Sicherheitsmerkmale von Impfnachweisen. Hier wäre meines Erachtens tatsächlich das Bundesministerium für Gesundheit zuständig, an das Sie sich bereits gewendet haben. Allgemeine Auskünfte zu Fragen der IT-Sicherheit kann möglicherweise das insoweit zuständige Bundesinnenministerium bzw. das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik geben.“
Danke, aber nein danke! Das BSI ist sicher noch weniger zuständig, zumal es um ein Dokument und um nichts Digitales geht. Wie oft will man uns denn noch weiterschicken? Da erscheinen die Antworten des Händlers vom Impfzentrum im Vergleich doch wesentlich aussagekräftiger. Zunächst interessierte uns, wie es überhaupt zu diesem illegalen Online-Angebot gekommen ist.
Das Interesse an den Impfpässen ist enorm
Wie es dazu kam? Das hat sich so ergeben. Mehr durch Zufall hat sich herausgestellt, dass mehrere Kontakte da waren, die Zugang zu Informationen und Material primär aus Impfzentren hatten. Danach kam eins zum anderen und die Firma Impfzentrum war geboren.
Tarnkappe.info: Was glaubst Du, warum ist es so einfach, diese Ausweise zu fälschen?
Einfach ist relativ. Ohne die richtigen Informationen wird es nicht einfach werden. Allerdings gibt es so gut wie keine Sicherheitsmerkmale. Nicht mal eine einheitliche Form und schon gar keine Norm oder Regelung, die vorschreiben würde, wie genau bzw. in welchem Stil man die Impfpässe ausfüllen sollte. Jedoch gibt es ein paar Details hier und da. Und vor allem die Sache mit den Lot-/Chargen-Nummern auf den Stickern, die man wissen muss, sonst fliegt man in der Apotheke eiskalt auf. Was genau das für Details sind, werde ich nicht verraten. Das ist ein Geschäftsgeheimnis.
Tarnkappe.info: Verständlich. Das dürften wir sowieso nicht veröffentlichen. Außerdem raten wie grundsätzlich dazu, sich impfen zu lassen statt auf illegale Maßnahmen zurückzugreifen. Wie groß ist eigentlich das Interesse daran?
Enorm ist das Interesse, und das Kundenspektrum durch alle Schichten verstreut, vom hart arbeitenden Bauarbeiter bis hin zum Manager über Eltern, die Angst um ihre Kinder haben. Einfach totaler Wahnsinn.
Neue Anbieter sind auf das schnelle Geld aus
Tarnkappe.info: Und warum ist der Preis in den letzten Wochen so stark gestiegen?
Der Preis ist nicht gestiegen. Im Gegenteil, in den letzten Wochen tauchten viele neue „Seller“ auf, die meinen schnelles Geld zu machen. Dabei sind es meist genau solche, die den Kunden dann durch ihr Unwissen Schrott verkaufen. Das sind dann die Fälle, die man immer wieder in der Zeitung liest.
Tarnkappe.info: Hast Du moralische Bedenken, die gefälschten Impfausweise zum Kauf anzubieten? Schließlich könnten Infizierte somit Dritte anstecken. Oder ist das Corona-Virus für Dich nicht existent?
Existent wird er wohl sein. Aber gesehen habe ich ihn selbst natürlich nicht, um dies mit Sicherheit sagen zu können.
Bedenken habe ich aber keine. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Wenn jemand Angst hat sich anzustecken, dann soll gefälligst diese Person sich selber schützen, auf so eine Art und Weise ohne alle um sich herum in ihren Freiheiten einzuschränken. Diese Denkweise allein ist meiner Meinung nach einfach nur debil, krank und pervers.
„Ich liebe meine Freiheit“
Ich liebe meine Freiheit und ich kann nur wirklich frei sein, wenn die Welt um mich herum auch frei ist. Das ist wie wenn es allen um dich herum schlecht geht, dann gehts Dir auch automatisch schlecht, außer Du bist debil, krank und pervers. Dann evtl. ergötzt Du Dich an dem Leid der anderen. Aber in so einem Fall hat genau so eine Person ihr Recht auf Leben in unserer Gesellschaft verloren. Das ist zumindest meine Meinung.
Das Thema wird uns noch länger begleiten
Tarnkappe.info: Glaubst Du, das Thema ist noch länger aktuell?
Ist die Frage bezogen auf den Verkauf von Impfpässen und QR-Codes? Oder allgemein das Thema mit dem Entzug unserer Freiheiten? Letzteres war erst der Anfang meiner Meinung nach, das wird noch viel schlimmer kommen wenn…. ja wenn….
Und Impfpässe sowie digitalisierte Covidpässe werde ich so lange anbieten, wie es einen Nutzen und Sinn hat.
Tarnkappe.info: Das dürfte sich noch hinziehen, weil uns das Thema wohl noch viele Monate lang begleiten wird. Jetzt im Herbst und Winter erst recht. Vielen Dank für die ausführlichen Antworten!
Tarnkappe.info