Glosse
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Bildquelle: piqsels

Unter dem Radar: Der satirische Monatsrückblick (April/2016)

Der satirische Monatsrückblick der Tarnkappe, diesmal mit Julian Assange, dem BKA und seinem neuen Bundestrojaner und Phishing-Mails.

Der April zeigte sich dieses Jahr eher nasskalt – das hinderte uns aber nicht daran, in unserem Monatsrückblick mal wieder Spaß zu haben, und sei es nur am wahnwitzigen Verhalten der Internet-Welt. Davon nämlich gab es wieder einmal genug. Wir decken auf, welche Vorkommnisse noch weitaus chaotischer und unberechenbarer daher kamen als die sprichwörtlichen Wetterkapriolen dieses Monats.

Monatsrückblick April – Die Blutelfen-Botschaft

Jahrelang nicht vor die Tür zu kommen und sich kaum zu bewegen, ist nicht gerade das beste für die Gesundheit. Nein, das ist keine pädagogische Kampagne mit der Zielgruppe exzessiver World-of-Warcraft-Spieler – auch wenn diejenigen unter euch, die mehr als einen Charakter auf dem maximalen Level haben, gerne einmal darüber nachdenken dürfen – sondern es geht, wieder einmal, um WikiLeaks-Chefredakteur Julian Assange. Der nämlich muss nach Ansicht seiner Vertrauten dringend zum Arzt – und kann nicht, weil er nach wie vor in der Botschaft fest sitzt.

Es erinnert ein bisschen an den alten Witz, dem zufolge die Lebensqualität eines Geeks in Mbit/s gemessen wird, ist aber leider gar nicht so lustig. Zumal die beteiligten Regierungen trotz gegenteiligen Votums eines UN-Expertengremiums steif und fest behaupten, dass hier keine Verletzung von Assanges Menschenrechten vorliegt. Wieder etwas gelernt. Die aktuelle Definition von „Menschenrechtsverletzung“: „Menschenrechtsverletzung, die nicht von uns oder unseren Verbündeten begangen wird und keine nervigen Whistleblower oder deren Unterstützer involviert.“ George Orwell wäre stolz.

Julian Assanges Anwälte versuchen, diese Definition zu ändern (Der Vorteil: wenn sie Erfolg haben, ist es zumindest immer schon so gewesen, auch das haben wir von Orwell gelernt). Und Assange selbst? Vertreibt sich weiterhin die Zeit in der Botschaft. Wenn ihr demnächst beim Zocken also einem Level-95-Blutelfen-Paladin mit Namen „Sweden and UK suck“ begegnet, wisst ihr Bescheid.

Julian Assanges Alter Ego? ("Blood Elf" by KEKSE0719@DeviantArt, thx!)
Julian Assanges Alter Ego? („Blood Elf“ by KEKSE0719@DeviantArt, thx!)

Das BKA und der Bundes-Ackergaul

Talk about suck: Was fällt noch in diese Kategorie? Richtig, der neue, vom BKA eigens entwickelte Bundestrojaner. Kritikern zufolge ist dieser nämlich „kaum brauchbar“ und hält die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts nicht ein. Verwundern tut das angesichts der bisherigen heldenhaften Leistungen der Behörden im Bereich IT-Sicherheit und Bürgerrechte niemanden. So langsam wird es echt Zeit, das Holzpferdchen zum Abdecker zu bringen. Schwerter zu Pflugscharen, Bundestrojaner zu Lasagne.

Petri Heil mit PayPal

Das obrige Thema wird uns beim Monatsrückblick noch häufiger beschäftigen. Doch nun etwas anderes. Angeln ist ein naturverbundenes und meditatives Hobby, das angesichts des zunehmend warmen und sonnigen Wetters derzeit wieder an Popularität gewinnen dürfte. Phishing dagegen findet meist in geschlossenen Räumen vor dem Rechner statt. Nebenwirkungen siehe oben. Dabei stößt es bei den Mitmenschen auf deutlich weniger Gegenliebe.

Populär allerdings ist auch der Online-Betrug – wahrscheinlich, weil es nach wie vor so viele Menschen gibt, die auf die alte Masche hereinfallen. Die Betreffzeilen „Sperrung des WoW-Kontos“ (gefährlich für Assange) oder „Geschenk auf den PayPal-Account“ sind mittlerweile zu ausgelutscht? Kein Problem, dann sind wir doch mal ganz besonders kreativ und versuchen es mit „Sperrung des PayPal-Accounts“ – und schon funktioniert es wieder und die Leute tragen hinter fragwürdigen Links ihre persönlichen Daten ein.

Dieses gut dokumentierte Lemming-Verhalten eröffnet ganz neue Möglichkeiten unter anderem für die deutschen Behörden. Statt sich mühsam und mit mäßigem Erfolg an der Entwicklung von Schadsoftware zu versuchen, sollte das BKA einfach umsatteln auf eine andere Cybercrime-Variante. Man sollte flugs ein paar E-Mails mit Betreffzeilen wie „Reicher nigerianischer Geschäftsmann sucht Unterstützer“ verschicken. Schon funktioniert es wieder mit der Überwachung und die persönlichen Daten trudeln ganz wie von selbst ein. Und solche Mails lassen sich erwiesenermaßen sogar unter Linux und Android lesen!

Alles neu macht der Mai

Trotz Pferden, Fischen und anderen merkwürdigen Tieren sowie den derzeit in großer Menge herum fliegenden Blütenpollen – lasst euch nicht unterkriegen. Sowohl die Natur als auch die Menschen werden sich wohl in irgendeiner Form wieder einkriegen. Oder auch nicht, das lest ihr dann in der nächsten Glosse. Bis dahin macht es gut und öffnet keine komischen Mails, es sei denn, sie sind von freundlichen BKA-Beamten empfohlen.

Dann bis zum nächsten Monatsrückblick im Wonnemonat Mai.

Tarnkappe.info