Gesichtserkennung, China, Gesichtserkennungsbrille
Gesichtserkennung, China, Gesichtserkennungsbrille

China: Überwachung wird perfektioniert mit Gesichtserkennungsbrillen

Gesichtserkennungsbrillen werden zum Neujahrsfest eingesetzt, zu dem unzählige Chinesen reisen. Sie dienen der Suche nach Straftätern.

Die chinesische Regierung rüstet die Polizeieinheiten des Landes mit einem neuen Werkzeug aus. Es handelt sich um ein leistungsfähiges, mobiles Überwachungssystem in Form einer Gesichtserkennungsbrille, an die eine hochauflösende Kamera angeschlossen ist. Verbunden wird die Sehhilfe mit einem Tablet, das eine Offline-Polizeidatenbank mit ca. hunderttausenden Gesichtern zum Abgleich ebenso bereit hält wie eine KI-Software, berichtet The Wall Street Journal.

Gesichtserkennungsbrille soll Straftäter überführen

Das Gerät zur Gesichtserkennung setzt man dabei wie eine Brille auf. Es verwendet so stets das gleiche Sichtfeld wie der Träger. Das System soll allerdings nicht nur zum Feststellen von Identitäten dienen, sondern deren hauptsächliches Anwendungsgebiet wird das Aufspüren von Leuten sein, die per Haftbefehl gesucht werden. Bisher konnten auf diese Weise bereits sieben Verdächtigte ermittelt werden, denen Vergehen vorgeworfen wurden, wie Fahrerflucht oder Menschenhandel.

Zwar wird Gesichtserkennungssoftware in China schon seit längerem an Orten, wie Flughäfen oder Bahnhöfen, eingesetzt. Doch erst die Gesichtserkennungsbrille ermöglicht es den Polizeikräften an jedem beliebigen Ort die Identität von größeren Personengruppen festzustellen, ohne dafür an einen bestimmten Punkt gebunden zu sein. Bei fest installierten Kameras gibt es das Problem, dass sich Zielpersonen dem polizeilichen Zugriff nach ihrer Entdeckung oftmals entziehen können, bevor die von den Behörden angeforderten Ermittler am jeweiligen Ort eintreffen.

Datenbank beinhaltet 10.000 Verdächtige und Straftäter

Ein weiterer Vorteil bietet sich durch das Entfallen einer Serverabfrage über das Internet, da die Datenbank mobil von jedem Beamten gleich mitgeführt wird. Entsprechende Tests zeigten, dass innerhalb von rund 100 Millisekunden Personen in einer Datenbank von 10.000 Verdächtigen auffindbar waren. Hersteller der Geräte ist eine Firma namens LLVision. Vorerst gibt es keine Pläne von LLVision, ihr System ins Ausland zu verkaufen, wobei auch da eine Nachfrage gegeben wäre.

Derzeit nutzt die Bahnhofspolizei der Stadt Zhengszhou als erste Einheit in China die Gesichtserkennungsbrille. So wird das System am Ostbahnhof von Zhengzhou eingesetzt und soll sich im Reiseverkehr rund um das chinesische Neujahrsfest gleich bewähren. In diesem Jahr wird chinaweit zwischen dem ersten Februar und dem 12. März mit 389 Millionen Zugfahrten gerechnet, berichtet sixthtone.com.

Zentrale Datenbank aller Einwohner geplant

Geplant ist von der Regierung eine nationale Datenbank, die Informationen über alle 1,3 Milliarden Einwohner in sich vereint. So sollen es Gesichtserkennungssteme mit Hilfe künstlicher Intelligenzen ermöglichen, jeden Chinesen zu identifizieren. Sowohl auf der Straße, auf Videos oder Fotos geschieht dies innerhalb von drei Sekunden. Kritiker sehen in diesem Vorhaben mit der Gesichtserkennungsbrille allerdings massive Eingriffe in die Privatsphäre jeden einzelnen Bürgers. Wer sich nach Ansicht der Parteifunktionäre oder Behörden daneben benimmt, muss mit entsprechenden Konsequenzen rechnen.

Grafik geralt, thx! (CC0 1.0 PD)

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.