Tablet-PCs sind erwachsen geworden. Doch welche Geräte eignen sich für mehr, als nur zum Netflix und Feeds lesen? Wir wagen den Vergleich.
Lange Zeit waren Tablet-PCs nichts weiter als Geräte, um damit Medien zu konsumieren. Doch spätestens seit Apples iPad Pro oder Microsofts Surface ist das Tablet erwachsen geworden. Doch welche Geräte eignen sich für mehr, als nur zum Netflix und Feeds lesen? Wir wagen den Vergleich.
Der Kampf der Giganten: Android, Windows – oder doch iOS?
Die Wahl des richtigen Betriebssystems ist von einer rein fachlichen zu einer regelrechten Glaubensfrage geworden. Manche schwören auf Android oder Windows als mobiles Betriebssystem. Wieder andere greifen zum iPad wegen iOS, oder wie es nun heißt: iPad OS.
Doch es gibt mehr als nur die reine Liebe zum Hersteller, die für eines der Systeme spricht. iOS bzw. iPadOS zeichnet sich durch eine große Anzahl von qualitativ hochwertigen speziell für die iPads programmierten Apps aus, auch die Sicherheit und der Datenschutz gelten bei Apple als vorbildlich.
Android wiederum glänzt durch die pure Anzahl an vorhanden Apps, wobei viele nicht für Tablets optimiert sind und daher nicht das volle Potential eines Tablets ausschöpfen. Leider ist es unter Android üblich, dass jeder Hersteller was Launcher und Anpassungen an Tablets angeht, seinen eigenen Brei köchelt. So ist nicht jedes Android Tablet gleich gut für das produktive Arbeiten geeignet. Das ist halt der Nachteil eines offenen Systems wie Android.
Tablet – welches OS benutzen?
Eine weitere Tablet-Kategorie ist die der Windows Tablets. Diese Systeme sind eigentlich Standard-PCs in neuem Pelz mit all den Vor- und Nachteilen eines PC. Zu den Vorteilen gehören unbestreitbar die unglaublich vielen produktiven wie professionellen Applikationen, wie z.B. Adobe Photoshop oder Microsoft Office. Letzteres ist zwar auch für iOS/iPad OS und Android verfügbar, aber leider nur in einer mobilen Version, die vom Funktionsumfang her eingeschränkt ist. Diese App kann unter anderem nicht mit Makros umgehen.
Einer der größten Nachteile ist die geringe Anzahl an Apps, die für den Touch Screen optimiert wurden. Zudem erinnert der Windows Store im Vergleich zu Androids oder Apples App Store eher an ein Ödland, denn an einen florierenden Marktplatz.
Kreatives Schaffen, Gaming oder produktiver Business Workout?
Bevor man an die Auswahl der passenden Hardware gehen kann, sollte man sich Gedanken um den Einsatzzweck machen. Die Frage nach der Anwendung begrenzt unumstößlich die Anzahl der infrage kommenden Geräte. Besteht mein Tagewerk aus kreativem Arbeiten, wie das Zeichnen, Malen, Musikproduktion und Videobearbeitung ohne systemnahe Aufgaben, so bietet sich z.B. ein iPad an.
Als Informatikstudent, der täglich programmieren und sich mit den Interna des eigenen Systems beschäftigen muss, bietet sich hingegen ein Windows- oder Android Tablet mit einer Tastatur und Maus-Unterstützung und offenen Systemstandards an. Beide Systeme bieten vollen Systemzugriff zumindest meistens, und lassen auch das Entwickeln von Software oder das Anpassen des mobilen Betriebssystems zu.
Das iPad ist von seinen Möglichkeiten noch das Ökosystem mit den meisten Einschränkungen. Das liegt aber nicht an der Hardware, denn diese ist hochgradig leistungsfähig. Apple verbietet dem Nutzer zu Gunsten der Sicherheit jeglichen Zugriff zum System oder fast jeder externen Hardware. Doch es gibt Hoffnung, denn langsam scheint Apple den goldenen Käfig zu öffnen. So ist mit iOS 13 oder wie es nun heißt iPadOS erstmalig möglich, externe Datenträger wie USB-Sticks einzubinden oder eine Maus anzuschließen. Die Maus-Unterstützung ist bisher aber leider nur sehr rudimentär und nicht einheitlich. Ebenfalls gegen das iPad spricht für viele Menschen der vergleichsweise hohe Preis für das Gerät nebst dem hochpreisigen Zubehör. Apple lässt sich das gute Design der iPads königlich bezahlen. So kostet das günstigste Modell der iPad Reihe, das Einsteiger iPad 2018, stolze 349 Euro in der Basis-Ausführung.
Welches ist das richtige Tablet?
Für diesen Preis erhält man ein 9,7 Zoll großes, nicht laminiertes Retina Display mit einer Auflösung von 2048 x 1536 Pixeln bei einer Punktdichte von 264 ppi. Angetrieben wird das iPad 2018 von einem 64Bit A10 Fusion. Zum Speichern von Fotos, Musik, Dokumenten und Apps stehen 32GB zur Verfügung, der eMMC Speicher kann allerdings nicht nachträglich erweitert werden. Bedient werden kann das iPad 2018 nicht nur mit dem Finger, sondern auch mit dem 89 Euro teuren Apple Pencil der Generation 1. Dieser ermöglicht das digitale Zeichnen und Schreiben mit verschiedenen Druckstufen, wie viele genau verrät Apple nicht.
Wie professionell ist ein iPad Pro?
Apple bewirbt seine iPad Pro Geräte mit 11 und 12,9 Zoll als professionelle Devices, die einen normalen Computer ersetzen könnten. Doch so viel pro steckt gar nicht im iPad Pro. Apple hat neben dem iPad 2018 noch das iPad Mini, iPad Air und die iPad Pros im Angebot, doch bietet das iPad Pro nicht mehr Pro Features, als das wesentlich günstigere iPad Air. Für den regulären Nutzer unterscheidet sich das iPad Pro von den Vorgängermodellen nur durch die Größe und die Möglichkeit, ein Keyboard Case anzuschließen.
Was bietet das iPad Pro an Mehrwert
… gegenüber dem deutlich günstigerem iPad 2018 oder iPad Air? Im iPad Pro werkelt als Prozessor ein A12X. Im iPad Air wiederum ein A12. Beide sind sehr leistungsfähig und kaum durch Apps auszulasten. Beim Speicher kann man das Air bis maximal 256 GB aufrüsten, das Pro bis zu einem Terabyte. Auch den Apple Pencil und das smarte Folio können beide Modelle verwenden. Das Pro benötigt allerdings den teureren Apple Pencil 2, während das iPad Air auf den Apple Pencil 1 setzt.
Größter Unterschied zwischen den beiden Modellen ist aber die Display Größe. Das iPad Pro gibt es in 11 und 12,9 Zoll, das iPad Air nur in 10,5 Zoll. Das iPad Pro wird mit FaceID entsperrt und wird über USB C geladen, das iPad Air mit TouchID und Lightning. Weitere Unterschiede gibt es nur noch bei den Kameras, aber wer fotografiert schon mit einem Tablet-PC?
Wie rechtfertigt Apple also den Unterschied von 549 Euro für das iPad Air gegenüber 1.099 Euro in der Basisausführung beim iPad Pro? Egal wie lange man nachforscht, es gibt keinen erkennbaren Grund dafür, das Doppelte zu verlangen, obwohl beim teureren Produkt beinahe die gleiche Funktionalität enthalten ist.
Auch Apple scheint sich bisher kaum Gedanken darüber gemacht zu haben, dass sie ihrem iPad Pro mit dem iPad Air Konkurrenz aus dem eigenen Haus verschafft haben. Das Produkt Management wirkt nicht mehr so durchdacht, wie Apple es bisher immer präsentierte. Davon profitieren die Kunden, Sparfüchse können so mit der Wahl des iPad Air 549 Euro gegenüber dem fast gleichwertigen iPad Pro sparen. Die Software ist bei beiden Geräten eh die gleiche. Alle iPads können die gleichen Apps einsetzen und sind genauso stark abgeschottet. Fazit: Pro ist beim iPad Pro leider nur der Preis, die Funktionen keinesfalls.
Schwierige Wahl: das passende Android Tablet
Anders als bei iPads stehen bei der Wahl eines Android Tablets Tausende Möglichkeiten in Sachen Hardware offen. Das gestaltet die Auswahl ganz schön kompliziert. Neben bekannten Marken wie Samsung oder Huawei stehen auch diverse mehr oder weniger gute Tablets aus Fernost zur Auswahl.
Samsung Galaxy Tab S5e
Bei diesem Thema ist es bei den großen Herstellern recht ruhig geworden. So hat Samsung anders als bei Smartphones sein Flaggschiff in Sachen Tablet-PC nicht großartig beworben. Das Samsung S5e kann im Hinblick auf die Konkurrenz von Apple und Microsoft nicht punkten. Samsung verbaut im S5e einen Mittelklasse Snapdragon SOC mit 1,7 GHz und einem Boost auf 2,0 GHz, dazu gibt es 4GB Arbeitsspeicher.
Das Display umfasst 10,5 Zoll bei einer Auflösung von 2560 x 1600 Pixeln. Samsung verbaut im Galaxy Tab S5e keinen Digitizer. Somit sind handschriftliche Notizen oder Anmerkungen auf dem Tablet grundsätzlich nicht möglich. Das Samsung Tablet eignet sich somit nicht für das papierlose Office oder das Mitschreiben beim Studium. Das Gerat kann aber wie das iPad Pro mit einem Tastatur Cover ausgestattet werden.
Leider reicht die Performance nicht aus, um das installierte Android dauerhaft flüssig performen zu lassen. Es kommt regelmäßig zu Verzögerungen und auch das Scrollen auf Websites läuft nicht immer smooth ab. Für einen Preis von 429 Euro ist das Samsung Galaxy Tab S5e somit leider nicht zu empfehlen. Anmerkung am Rande: Samsung hat das Galaxy Tab S6 bereits vorgestellt. Da es aber noch nicht in Deutschland verfügbar ist, wurde die neue Serie für den Artikel nicht in Betracht gezogen.
Huawei Mediapad M5 Pro
Ein anderer großer Player im Android Tablet-Markt ist der chinesische Hersteller Huawei. Dieser hat diverse Tablets im Angebot, doch nur eines lässt sich als professionelles Modell einstufen. Das Huawei Media Pad M5 Pro ist ein 10,8 Zoll großes Tablet. Das Herzstück dieses Tablets bildet der Kirin 960 SOC mit 2,4 GHz Taktung und 4 GB RAM. Zum Speichern von Daten stehen 64 GB eMMC zur Verfügung. Anders als Samsung verpasst Huawei dem Mediapad Pro einen Digitizer für handschriftliche Notizen und Markierungen, auch ein Tastatur Cover kann für das Mediapad separat erworben werden.
Generell ist für Android-Freunde, die auch produktiv arbeiten wollen, das Huawei Mediapad M5 Pro eine gute Lösung. Leider ist aber Android auf Tablets nicht vollumfänglich zu empfehlen. Die Update-Zyklen unterscheiden sich je nach Hersteller drastisch. Zudem hat man nicht alle Smartphone Apps für die Tablet-Nutzung optimiert. Wer damit umgehen kann, erhält mit diesem Android Tablet eine stabile und anpassungsfähige Lösung für produktives Arbeiten.
Ein Windows für alle Fälle
Spätestens seitdem Microsoft seine Surface-Reihe vorgestellt hat, sind auch Windows Geräte auf dem Tablet-Markt angekommen. Ähnlich wie bei Android Geräten gibt es auch unter Windows Devices eine große Preisspanne – von ganz preiswert bis mega teuer ist wirklich alles vertreten.
Um es gleich vorwegzunehmen: Windows ist nicht das perfekte Betriebssystem für Tablet-PCs. Es gibt leider wenig Touch optimierte Anwendungen und noch weniger gute Apps aus dem Windows Store. Trotzdem lässt sich Windows 10 mittlerweile sehr gut per Touchscreen bedienen. Manche Anwendungen profitieren vom Touchscreen und einem Digitizer, wie beispielsweise Adobe Photoshop.
Die meisten Windows Tablets bieten mittlerweile ein Tastatur Cover und Digitizer Support. Wer High End Hardware möchte, sollte zum Surface Pro 6 greifen. Wer nicht so viel Geld ausgeben will, für den bietet sich das Chuwi Surbook an. Das günstige China Tablet bietet neben einem Quadcore Prozessor mit 2,2 GHz und 6 GB RAM je nach Wahl zwischen 64 und 128 GB eMMC. Das verbaute 12,3 Zoll Displaypanel ist das gleiche wie beim Surface 6 Pro. Das Chuwi Surbook Mini gibt es bei diversen Online Shops für rund 400 Euro.
Tablet – Welche Alternativen gibt es?
Wer es lieber kleiner mag, sollte sich das Microsoft Surface GO anschauen. Das Surface Go ist ein 10 Zoll Tablet mit Intel Pentium Gold Prozessor und je nach Wahl zwischen 4 und 8 GB RAM. Im günstigen Modell für 429 Euro sind 4 GB RAM und eine 64 GB eMMC verbaut. Für 120 Euro Aufpreis erhält man 8 GB RAM und eine 128 GB SSD. Das eingebaute Display bietet eine Auflösung von 1800 x 1200 Pixeln. Die Performance ist auch beim 4GB Modell für viele Anwendungen mehr als nur ausreichend. Das unterscheidet das Modell z.B. vom Galaxy Tab S5e.
In nächsten Teil schauen wir uns gemeinsam die besten Apps für einen produktiven Einsatz mit iOS, Android und Windows an.
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