Wer Windows 10 nutzen will, muss dem Lizenvertrag zustimmen. Damit erhält Microsoft die Möglichkeit, Raubkopien oder unerwünschte Hardware zu deaktivieren.
Der Konzern aus Redmond verschenkt seine neueste Version des Betriebssystems, doch die EULA von Windows 10 hat es offenbar in sich. Ausländische Medien berichten, dass man Microsoft durch die Zustimmung des Lizenzvertrages zwecks Installation von Windows 10 erlaubt, bei Bedarf Schwarzkopien von Spielen oder unerwünschte Hardware automatisch zu deaktivieren. Damit hätte Microsoft und nicht mehr der Anwender die volle Kontrolle über das eigene Gerät.
Windows 10 telefoniert nach Hause
Windows 10 ist gratis und es telefoniert bekanntlich gerne nach Hause. Direkt nach Auslieferung des neuesten Microsoft-Betriebssystems wurde publik, dass die Einstellungen von Windows 10 nach der Installation an vielen Stellen manuell verändert werden müssen, um die Übertragungen von Nutzerdaten an die Server des Herstellers zu unterbinden. Patrick Beuth beschreibt hier Schritt für Schritt, an welchen Zahnrädern gedreht werden muss, um die Datenübermittlung zu unterbinden. Der Konzern hat sich (für einen US-Konzern typisch) für das Opt-out- statt für das Opt-in-Prinzip entschieden. Wer die Voreinstellungen belässt, dessen Windows 10 ist überaus auskunftsfreudig. Schon wieder sollen wir etwas mit unseren Daten statt mit unserem Geldbeutel bezahlen. Wahrscheinlich ist das Verschenken Teil der neuen Unternehmensstrategie. Im Web herrscht ja auch seit Jahren eine anhaltende Kostenlosmentalität.
Windows 10: goodbye pirates?
Doch das ist offenbar noch nicht die einzige Überraschung, die der Hersteller für uns bereithält. Der aktuelle Endbenutzer-Lizenzvertrag (kurz: EULA) vom 1. August 2015 soll die Kunden offenbar um einen großen Teil ihrer Kontrolle über ihr Gerät bringen. Mit der Installation bestätigt man die EULA, die Microsoft erlaubt, nicht autorisierte Hardware und Raubkopien funktionsuntüchtig zu machen. Der neue Vertrag betrifft übrigens auch die Nutzung von Office 365, Outlook.com, Skype, OneDrive, Xbox Live, MSN und die Suchmaschine Bing.
Microsoft soll so die Möglichkeit erhalten, im Bedarfsfall zwangsweise automatische Updates ihrer Programme beziehungsweise des Betriebssystems zu installieren und die Konfiguration zu verändern. Auf diese Weise soll aber auch die nicht autorisierte Nutzung von Zusatzgeräten oder von raubkopierten Spielen unterbunden werden. Momentan rätselt man noch, was genau mit den unautorisierten Zusatzgeräten gemeint ist. Möglich wäre beispielsweise die Blockade von Xbox One-Controllern von Fremdherstellern, die mit Microsoft keinen Vertrag abgeschlossen haben etc. Der neuen EULA muss auch beim nächsten Update von Windows Photo Gallery, Windows Live Mail, Windows Movie Maker und anderen Programmen zugestimmt werden. Wer dem neuen Endbenutzer-Lizenzvertrag nicht zustimmt, wird schlichtweg kein Update erhalten.
Nutzungsbedingungen zum Vorteil von Microsoft formuliert
Möglicherweise wurde die Nachricht von Techworm etwas reißerisch formuliert. Dieser Teil der EULA von Windows 10 hat Microsoft nämlich sehr weich formuliert. Das Unternehmen könnte (wird also nicht zwingend) nicht gekaufte Spiele deaktivieren. Wahrscheinlich wird man daran mit Ausnahme der Produkte aus dem eigenen Haus gar kein Interesse haben. Unklar ist auch, wie die Entwickler aus Redmond schwarzkopierte Spiele (oder Anwendersoftware) auf der heimischen Festplatte als solche identifizieren wollen.
Viele Windows-Nutzer werden dennoch aufgrund der geplanten übergriffigen Kontrolle des OS-Herstellers wenig begeistert sein. Man sollte sich folglich gut überlegen, ob man nicht besser bei der alten Windows Version bleibt.
Tarnkappe.info